Rücktritt nach Marathon-Sitzung

Kaiserslautern · Beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ist die Lage mal wieder brisant. Am Samstag trat Aufsichtsrats-Chef Dieter Rombach zurück. Der Vorstand um Stefan Kuntz wurde von den Mitgliedern trotz des Streits um die Finanzlage entlastet.

Die Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern dauerte am vergangenen Samstag mehr als acht Stunden. Sie ging bis Mitternacht - und verlief wie erwartet turbulent. Am Ende trat der Aufsichtsrats-Vorsitzende Dieter Rombach zurück und sorgte im Streit um die Finanzlage des viermaligen deutschen Meisters für die erste einschneidende Konsequenz. 67,2 Prozent der Mitglieder hatten ihm die Entlastung verweigert. Nach sieben Jahren auf seinem Posten warf der 62-Jährige deshalb hin. Rombach hatte das Kontrollgremium des Fußball-Zweitligisten seit 2008 geleitet. Der Aufsichtsrat sei kein "Abnicker-Gremium", erklärte er am Samstag. Zuvor hatte er bei der Versammlung immer wieder den Unmut der FCK-Mitglieder auf sich gezogen. So musste sich der Aufsichtsrat unter anderem dafür rechtfertigen, dass er nachträglich die Zahlung von 50 000 Euro an eine Firma genehmigte, die unter anderem Führungskräfte trainiert. "50 000 Euro für den Feng-Shui-Fritzen?", hieß es empört aus Reihen der Mitglieder. "Sie wurden von uns gewählt, um solch einen Unsinn zu verhindern."

Alle anderen Aufsichtsräte und vor allem die beiden Vorstandsmitglieder Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt wurden entlastet - wenn auch teilweise nur sehr knapp. FCK-Vorstandschef Kuntz sprach von einer wirtschaftlich positiven Entwicklung des Vereins. So sei im Geschäftsjahr 2014/2015 ein Gewinn von 812 000 Euro erwirtschaftet und das negative Eigenkapital auf 864 000 Euro reduziert worden. "Fritz Grünewalt und ich haben versucht, immer das Beste herauszuholen", sagte Kuntz.

Im Kern dreht sich der Streit innerhalb des Vereins darum, dass einige Mitglieder dem Vorstand Vetternwirtschaft und vor allem eine Verschleierung der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage vorwerfen. Der frühere Aufsichtsrats-Chef Dieter Buchholz etwa nannte die Bilanzvorlage einen Bluff. So sei darin eine Liquidität von 5,2 Millionen Euro ausgewiesen, aber tatsächlich handele es sich bei einem Großteil dieser Gelder um zweckgebundene Mittel. Auch habe der Verein nur deshalb einen operativen Verlust verhindern können, weil er vor der Saison Spieler wie Willi Orban, Dominique Heintz und Philipp Hofmann für mehr als fünf Millionen Euro verkauft hat, erklärte der Bexbacher.

Am Ende blieben aber gleich zwei Anträge, die die Nichtentlastung des Finanzvorstandes Grünewalt zum Ziel hatten, ohne Erfolg. Kuntz wurde mit 61,1 Prozent der Stimmen der Mitglieder entlastet, Grünewalt mit 58,3 Prozent. Der Finanzvorstand brachte mit einer detaillierten Offenlegung der Bilanzen eine knappe Mehrheit der Mitglieder hinter sich. "Dass man keine Geschäfte mit der eigenen Familie macht, gehört für mich zum Anstand", sagte Grünewalt. Da er im kommenden März aus dem Vorstand ausscheiden wird, sucht der 1. FC Kaiserslautern einen Nachfolger für ihn sowie ein neues Mitglied für den Bereich Marketing, um das die Clubspitze erweitert werden soll. Die Position des Sportdirektors wird nach der Trennung von Markus Schupp nicht neu besetzt. Um diese Belange soll sich wieder stärker Kuntz kümmern.

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Auf einen BlickDer 1. FC Kaiserslautern hat nach mehr als zwei Monaten wieder ein Heimspiel in der 2. Fußball-Bundesliga gewonnen. Gegen den Tabellenletzten MSV Duisburg siegte der FCK gestern mit 2:0 (0:0). Die Tore erzielten der luxemburgische Nationalstürmer Maurice Deville in der 60. Minute sowie Mateusz Klich in der Nachspielzeit. Vor 22 277 Zuschauern auf dem Betzenberg brachten die Roten Teufel gegen engagierte, aber harmlose Duisburger ansonsten wenig zustande. Der gelbgesperrte Kapitän Daniel Halfar wurde im Mittelfeld schmerzlich vermisst. dpa

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