Rückkehr nach Kiel?

Barcelona. Junge Mädchen kreischen seinen Namen, gestandene Männer fragen höflich nach einem Autogramm, und seine Mannschaftskameraden klopfen ihm anerkennend auf die Schulter - für Nikola Karabatic ist die WM in Spanien wie eine Reise in die gute alte Zeit

Barcelona. Junge Mädchen kreischen seinen Namen, gestandene Männer fragen höflich nach einem Autogramm, und seine Mannschaftskameraden klopfen ihm anerkennend auf die Schulter - für Nikola Karabatic ist die WM in Spanien wie eine Reise in die gute alte Zeit. Weit weg vom Wettskandal in der französischen Heimat kämpft der zweimalige Olympiasieger mit seinem Team nicht nur um den historischen dritten WM-Titel, es geht auch um einen neuen Vertrag. Sogar eine sensationelle Rückkehr zum THW Kiel scheint möglich - zu dem Verein, für den er in 197 Spielen knapp 1200 Tore geworfen hat."Er ist uns von seinem Berater angeboten worden. Und eine definitive Absage hat er von uns nicht bekommen. Jetzt warten wir erstmal die WM ab", bestätigte THW-Manager Klaus Elwardt. Karabatic, der vier Jahre für die Kieler auf Torejagd gegangen war (2005 bis 2009), zurück an die Förde? "Man soll niemals nie sagen. Einen Karabatic will jeder haben", sagte Elwardt.

Die Aussagen des Geschäftsführers dürften in der Heimat des 28 Jahre alten Superstars für reichlich Wirbel sorgen. Die Zukunft der einstigen Ikone, deren Leben seit der Einleitung des Strafverfahrens wegen Wettbetrugs im vergangenen Herbst aus den Fugen geraten ist, ist eines der Lieblingsthemen im Nachbarland.

Im französischen Fernsehen wird dieser Tage viel über die Zukunft von Karabatic diskutiert. Der Abschied aus Montpellier gilt als sicher, nachdem sich einige Teamkollegen trotz seiner sportlichen Begnadigung öffentlich von ihrem Rückraumspieler distanziert haben. Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang auch der Name des deutschen Rekordmeisters, mit dem Karabatic vier Meisterschaften, dreimal den Pokal und die Champions League gewonnen hat.

"Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht für mich. Das ist zurzeit auch kein Thema, jetzt zählt die WM", sagte Karabatic. Seine volle Konzentration gilt dem Titel. In Spanien kann der einstige Welthandballer mit seinem Team Geschichte schreiben, die Franzosen können als erste Mannschaft überhaupt zum dritten Mal in Folge Weltmeister werden.

Karabatic trägt seinen Teil dazu bei. Im Angriff glänzte er im bisherigen Turnierverlauf als Vorlagengeber und Torschütze (bisher 13 Treffer), die Abwehr hält er mit Routinier Didier Dinart zusammen. "Er nutzt die Nationalmannschaft, um wieder positive Energie zu tanken", sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler Stefan Kretzschmar: "Er trifft auf die Mannschaft, die ihn ein bisschen ablenkt. Er lädt gerade die Akkus wieder auf. Ich habe das Gefühl, dass er hier befreiter ist als in Montpellier."

Karabatic freut sich auf die Partie gegen das deutsche Team heute Abend (18.15 Uhr/ARD). "Deutschland ist für uns der erste große Gegner in diesem Turnier, danach werden wir sehen, wo wir stehen", sagte Karabatic. Die Aussicht auf einen Vertrag beim THW Kiel dürfte Karabatic sicher zusätzlich motivieren. sid

Auf einen Blick

Bundestrainer Martin Heuberger macht aus seiner Bewunderung kein Geheimnis: Frankreich verkörpere für ihn das Nonplusultra des Welthandballs. "Wenn ich das Auftreten hier bei dieser WM in Spanien sehe, ist es beeindruckend, mit welcher Souveränität die ihre Spiele absolvieren", sagte Heuberger vor der Partie heute Abend (18.15 Uhr/ARD).

Beide Teams haben das Achtelfinale bereits erreicht, es geht aber um den Gruppensieg. "Wenn man da mit Angst rangeht, geht man gnadenlos unter", sagte Deutschlands Spielmacher Michael Haaß. dpa

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