Rückkehr ins Rampenlicht

Berlin. Von ihren Freunden bekam Britta Steffen in den letzten Tagen meist zwei Fragen zu hören. Einmal wollten die Leute wissen, ob sie ihr beim Weltcup an diesem Wochenende in Berlin, Steffens erstem Wettkampf nach dem Desaster bei der Schwimm-WM in Shanghai, eigentlich zuschauen sollen

Berlin. Von ihren Freunden bekam Britta Steffen in den letzten Tagen meist zwei Fragen zu hören. Einmal wollten die Leute wissen, ob sie ihr beim Weltcup an diesem Wochenende in Berlin, Steffens erstem Wettkampf nach dem Desaster bei der Schwimm-WM in Shanghai, eigentlich zuschauen sollen. "Das müsst ihr selber wissen, also ich schwimm jedenfalls dann und dann", antwortete die Doppel-Olympiasiegerin darauf stets. Und die zweite Frage: "Kommt Michael Phelps?"Phelps, der Mann mit den 14 olympischen Gold-Plaketten im Schrank, kommt. Er startet zum zweiten Mal nach 2009 beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin - und dank ihm und Steffen werden auch ein paar Leute mehr als sonst in die Halle an der Landsberger Allee kommen.

Der Mega-Star aus den USA hat gleich über fünf Strecken gemeldet, zu einem Duell mit Steffens Partner Paul Biedermann wird es trotzdem nicht kommen. Denn Freistilstarts hat Phelps diesmal nicht auf seiner Liste - im Gegensatz zu Britta Steffen, die bei ihrem persönlichen "Einstiegswettkampf" in der Hauptstadt wie gewohnt für die 50 und 100 Meter Kraul auf den Block steigt. Auf jenen Strecken also, auf denen sie bei Olympia in Peking vor drei Jahren triumphierte. Mit den 100 Meter Freistil verknüpft ist seit Juli aber auch Steffens Havarie in Shanghai: Obwohl in glänzender Stimmung und Form angereist, wurde sie 16. im Vorlauf, verzichtete auf einen Start im Halbfinale und flüchtete stattdessen mit dem nächsten Flieger nach Heidelberg.

Das brachte ihr viel Kritik ein, unter anderem von Verbandschefin Christa Thiel, Sportdirektor Lutz Buschkow und TV-Expertin Franziska van Almsick, die Steffen vorwarf, ihre Rolle als Frontfrau missachtet zu haben. Dem Verhältnis der beiden hat das nicht geholfen. "Sie war eine großartige Schwimmerin, es war eine Augenweide, ihr zuzuschauen", sagt Steffen höflich. Aber: "Ich würde mir wünschen, ab und an ein bisschen mehr Information von ihr eingeholt zu wissen."

Mit der Info, dass ihr nach dem von Verletzungen und Krankheiten durchzogenen Jahr 2010 für die WM in Shanghai Trainingskilometer und Wettkampfpraxis fehlten, war ihr Heimtrainer Norbert Warnatzsch in China sofort bei der Hand. Das war die eine Seite. Was auf der anderen steht, liest sich Steffen selbst vor. "Ich war ein Stück weit zu überheblich", sagt sie, will in Zukunft wichtige "Zubringerwerte wie Wettkampftechnik und Wettkampfgeschehen" beachten, und staunt noch immer: "Das ist Wahnsinn, wenn du zwei Jahre raus bist. Die Zeit läuft weiter, und eigentlich bleibt alles gleich - und doch ist alles anders."

Nicht alles, aber manches machen sie und Warnatzsch seit dem Wiedereinstieg ins Training Ende August anders. Vor allem: weniger Krafttraining. Dafür will Steffen bis zu den Olympischen Spielen in London knapp 15 Wettkampf-Termine wahrnehmen. Denn Shanghai war ein Schock für sie - aber mutlos hat die WM Deutschlands Vorzeigeschwimmerin nicht gemacht. "Ich bin ein globaler Denker und ein in Extremen lebender Mensch. Da darf es ruhig auch mal in den Keller gehen - um dann wieder die höchste Höhe zu erreichen", sagt sie. London soll ihr zweites Peking werden. Deshalb auch die Flucht aus Shanghai. "Es wäre nicht authentisch gewesen, wenn ich dort mit verweinten Augen auf der Tribüne gesessen und bei meinen Rennen zugesehen hätte - wenn ich im nächsten Jahr vorhabe, meine Olympia-Titel zu verteidigen", sagt Britta Steffen - und erklärt: "Masochistisch veranlagt bin ich schließlich nicht."

Der Saarländische Schwimm-Bund ist mit acht Athleten beim Kurzbahn-Weltcup vertreten. Lucien Haßenteufel und Alexandre Liess hoffen auf Finalteilnahmen. Ebenfalls dabei sind Lisa Müller, Till und Neil Pallmann, Romano Hoffmann, Rosalie Käthner sowie Julika Niegisch.

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