Rückkehr in die „Hölle des Nordens“

Roubaix · Mit viel Vorfreude startet der deutsche Radprofi John Degenkolb an diesem Sonntag am Ort seines größten Triumphs.

 Am 12. April 2015 hatte er es geschafft: Radprofi John Degenkolb präsentiert nach seinem Sieg beim 113. Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix stolz die Pflasterstein-Trophäe. Foto: Laurent/dpa

Am 12. April 2015 hatte er es geschafft: Radprofi John Degenkolb präsentiert nach seinem Sieg beim 113. Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix stolz die Pflasterstein-Trophäe. Foto: Laurent/dpa

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Der Wunsch von Söhnchen Leo Robert sorgte bei John Degenkolb für einen zusätzlichen Motivationsschub. "Er hat mir gesagt: Wir holen uns den zweiten Stein", sagt der deutsche Radprofi vor dem prestigereichsten Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix. Nur allzu gern würde der 28-Jährige vom Team Trek-Segafredo der Bitte seines zweijährigen Filius nachkommen und wie vor zwei Jahren im legendären Vélodrome André Pétrieux die Pflasterstein-Trophäe in die Höhe stemmen. 2015 hatte Degenkolb als erster Deutscher seit 119 Jahren die "Königin der Klassiker" gewonnen. Am Sonntag kehrt er erstmals an den Ort seines bislang größten Karriere-Erfolgs zurück.

"Ich freue mich darauf, mit dabei zu sein. Die Erinnerungen und Emotionen, die ich dort erleben durfte, sind in meinem Kopf sehr präsent", sagt Degenkolb. Auf die Rückkehr musste Degenkolb zwei lange Jahre warten. Im Januar 2016 wurde er im Trainingslager bei einem Zusammenstoß mit einer Autofahrerin schwer verletzt, der Unfall kostete Degenkolb die Teilnahme an den Frühjahrs-Klassikern. "Die Möglichkeit verpasst zu haben, mit der Startnummer 1 ins Rennen zu gehen, war eine große Enttäuschung", sagt er.

Von entscheidender Bedeutung bei seiner Rückkehr werden auf den 257 Kilometern von Compiègne nach Roubaix einmal mehr die in diesem Jahr insgesamt 29 Kopfsteinpflaster-Passagen (Pavés) sein, die sich über 55 Kilometer erstrecken. Als besonders herausfordernd gelten die Pavés Mons-en-Pévèle und Carrefour de l'Arbre in Gruson sowie die legendäre Schneise im Wald von Arenberg. "Dort kann man das Rennen verlieren, aber unter keinen Umständen gewinnen", sagt Degenkolb.

Zu seinen größten Rivalen zählen Weltmeister Peter Sagan (Slowakei) vom deutschen Team Bora-hansgrohe sowie Olympiasieger Greg van Avermaet (Belgien/BMC Racing). Auch auf den viermaligen Roubaix-Sieger Tom Boonen (Belgien/Quick-Step Floors), der sein letztes Rennen als Radprofi bestreitet, werden die Augen gerichtet sein.

Für Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin (Katjuscha-Alpecin) stellt Paris-Roubaix den Höhepunkt einer bislang glücklosen Klassiker-Saison dar. Der 31-Jährige, der sich im Vorjahr erstmals durch die "Hölle des Nordens" quälte, will nicht nur eine Nebenrolle spielen: "Paris-Roubaix kommt mir entgegen, da könnte und werde ich hoffentlich Erfolg haben."

Auch Degenkolb, der zuletzt wie vor seinem Roubaix-Sieg Siebter der Flandern-Rundfahrt wurde, hat sich eine Taktik zurechtgelegt. "Wichtig ist, dass man Kraft spart und sich so lange wie möglich versteckt, aber auch aufmerksam genug ist, um im richtigen Moment mit dabei zu sein", sagt Degenkolb. Söhnchen Leo Robert wird ihm die Daumen drücken.

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