Basketball-Bundesliga der Frauen Royals vor dem Umbruch, aber nicht vor der Auflösung

Saarlouis · Von Jonas Grethel und Mark Weishaupt

 Royals-Trainer Marc Hahnemann soll das Team in der nächsten Saison weiterentwickeln.

Royals-Trainer Marc Hahnemann soll das Team in der nächsten Saison weiterentwickeln.

Foto: Ruppenthal

Die Fans des Frauenbasketball-Bundesligisten Saarlouis Royals, die am Donnerstagabend einen Bericht über ihren Verein im SR-Fernsehen sahen, dürften etwas überrascht gewesen sein. „Möglicherweise fällt das Team komplett auseinander“, lautete die Anmoderation zu einem Beitrag, der den möglichen Abgang von mindestens sieben Leistungsträgerinnen mutmaßte. „Als ich das gehört habe, musste ich schon ein bisschen schmunzeln“, sagt Royals-Manager Sascha Schmidt: „Es wird einen Umbruch geben – aber es ist nicht so, dass bei uns bald alle Lichter ausgehen. Bisher hat uns bis auf eine Ausnahme auch noch keine einzige Spielerin klar gesagt, dass sie den Verein verlassen wird.“

Die Ausnahme – das ist Spielführerin Levke Brodersen, die seit acht Jahren bei den Saarlouiserinnen unter Vertrag steht, in diesem Jahr aber studienbedingt wegen eines Auslandssemesters für sechs Monate aussetzen muss. Die Tendenz geht zur 1. englischen Liga – „da ist aber noch nichts spruchreif. Ich habe die ersten Kontakte aufgebaut, aber mich noch für keinen Verein konkret entschieden“, sagt die 23-Jährige, die nach ihrem Auslandsaufenthalt wieder nach Saarlouis zurückkehren könnte – „je nachdem, wie dann hier die sportliche Situation ist“.

Auch bei Jamailah Adams und Magaly Meynadier sieht es aus, dass sie ab September nicht mehr das gold-schwarze Trikot überziehen. „Es ist ihr ganz großer Traum, in Frankreich zu spielen“, sagt Trainer Marc Hahnemann über die Luxemburgerin Meynadier: „Nach allem, was sie für den Verein geleistet hat, wird man ihr mit Sicherheit keine Steine in den Weg legen.“ Adams dagegen überlegt, ob sie nach dem Ende ihres Studiums im April die Karriere ganz an den Nagel hängen und stattdessen zur Familie nach Holland zurückkehren wird. „Wir würden sie gerne halten, aber es liegt allein an ihrer privaten Entscheidung“, sagt Manager Schmidt.

Viel schwerer zu verkraften wäre der Verlust von Sabine Niedola, die mit 353 Punkten Top-Scorerin der Liga und Hauptverantwortliche dafür ist, dass die Royals überhaupt noch von der Teilnahme an den Playoffs träumen. „Es ist kein Geheimnis, dass viele Vereine hinter ihr her sind. Und wir können nicht bei jedem Preis mitgehen“, sagt Sascha Schmidt, der aber auf lukrative Angebote in der Vergangenheit verweist, die Niedola mehrfach ausgeschlagen habe. Für sie wie für die anderen Royals-Spielerinnen gilt: „Wir befinden uns zurzeit in Gesprächen, aber es ist noch nichts final.“

Gut sieht es bei Nationalspielerin Nadjeschda Ilmberger (Vertrag bis 2019) und den Talenten Anne Simon, Helena Eckerle und Hannah Jahn aus – um diese Spielerinnen herum soll in den kommenden Jahren „ein schöner junger Kader zusammengestellt werden, den Marc Hahnemann gut weiterentwickeln kann“, sagt Sascha Schmidt. Hahnemann selbst betont mit Blick auf die Kaderplanung: „Aktuell zählt nur das Sportliche für diese Saison – es gibt zwar Gespräche, aber das ist im Moment nicht mein Hauptaugenmerk.“ Die Saarlouiserinnen, die in den vergangenen Jahren immer wieder vielversprechende Talente an die Bundesliga heranführten, werden in Zukunft aber wohl trotzdem eher auf junge Spielerinnen statt auf Neuzugänge aus dem Ausland setzen – auch der Finanzierbarkeit wegen.

Jetzt gilt es erst einmal, den Playoff-Einzug perfekt zu machen – am liebsten angefangen mit einer Überraschung beim Tabellenführer aus Keltern an diesem Samstag (19 Uhr). Bei einem harmonischen Ende der Saison muss sich dann auch kein Royals-Fans Sorgen darüber machen, dass in Saarlouis „bald alle Lichter ausgehen“.

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