Rosberg liebt das Leben ohne das geilste Hamsterrad der Welt

Monaco · Der Weltmeister ist nur noch einer von vielen. Er verfolgt die Formel 1 vor dem Fernseher. Damit ist der 31-Jährige glücklich. Er bereut seinen Rücktritt nicht.

 Am 27. November 2016 war Nico Rosberg am Ziel seiner Träume und holte den Titel. Kurz danach trat er zurück. Foto: Xhemaj/dpa

Am 27. November 2016 war Nico Rosberg am Ziel seiner Träume und holte den Titel. Kurz danach trat er zurück. Foto: Xhemaj/dpa

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Nico Rosberg hat Zeit in diesen Tagen, sehr viel Zeit. Schlägt der Formel-1-Weltmeister seinen Kalender auf, dann sieht er dort "Inseln von kompletter Leere". Sagt er selbst und schwärmt. Rosberg füllt sie mit Kurztrips nach Rom, nach Barcelona und London, er joggt durch seine Wahlheimat Monaco - und irgendwann am Sonntagmorgen wird er sich auf die Couch setzen und den Fernseher einschalten.

Denn die Formel 1 macht am kommenden Wochenende weiter, ohne ihren Weltmeister. Anders als Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Co. reist Rosberg für den Start der neuen Saison in Melbourne (7 Uhr/RTL) nicht mit dem Flugzeug um die Welt. Dieses Gefühl sei "ein bisschen komisch", räumt der 31-Jährige ein. Doch seinen überraschenden Rückritt vor rund 15 Wochen habe er nie bereut, im Gegenteil.

"Ich fühle mich echt frei", sagt Rosberg: "Wann immer ich in den vergangenen 20 Jahren auf den Kalender geschaut habe, war alles durchgetaktet, von Januar bis Dezember." Das sei zwar so etwas wie "das geilste Hamsterrad der Welt", aber eben doch ein Hamsterrad. "Um alle anderen zu schlagen und Weltmeister zu werden, musste ich absolut kompromisslos sein und meinem Ziel alles, aber auch wirklich alles unterordnen", sagt Rosberg. Die kleine Familie mit Ehefrau Vivian und Tochter Alaia kam da häufig zu kurz. Das hat sich nun geändert.

Seine neue Berufung habe er in der recht kurzen Zeit seit dem Titelgewinn Ende November noch nicht gefunden. "Ich mache nicht die eine konkrete Sache", sagt Rosberg: "Ich suche gerade die neuen Wege", zudem beschäftige er sich mit sozialen Projekten.

Eine Rückkehr ins Cockpit sei zwar ausgeschlossen, dem Rennsport will Rosberg aber "in irgendeiner Form erhalten bleiben. Es gibt viele Möglichkeiten. Eine wäre etwa, anderen Fahrern auf ihrem Weg zum Erfolg zu helfen. In einer beratenden und managenden Funktion vielleicht".

Die Werbetrommel für die gesamte Königsklasse rührt Rosberg dennoch seit Wochen fleißig. Auch der scheidende Weltmeister wünscht sich, dass die zahlreichen Negativschlagzeilen über Langeweile und fehlende Attraktivität in Zukunft ausbleiben. Das nun stark veränderte Aerodynamik-Reglement werde helfen, glaubt Rosberg: "Die Autos sehen nach den Regeländerungen absolut monströs aus. Dieser Rummel, der hier gerade entsteht, ist richtig cool. Da ist sehr viel Hoffnung, sehr viel Positives." Als Fan will Rosberg das weiterverfolgen.

Er selbst wird aber offenbar gar nicht so sehr vermisst. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur kurz vor dem Auftaktrennen in Australien sagten 54 Prozent der Befragten, dass sie Nico Rosberg nicht nachtrauern.

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