Ronaldo stiehlt dem Weltmeister die Show

Zürich · Der neue und alte Weltfußballer heißt Cristiano Ronaldo. Weltmeister Manuel Neuer ging bei der prestigeträchtigen Wahl gestern Abend in Zürich leer aus – der deutsche Fußball spielte aber die Hauptrolle.

Kein Neuer, sondern wieder der Alte: Die Fürsprache der versammelten Fußball-Prominenz hat Manuel Neuer nichts genutzt, der alte und neue Weltfußballer heißt Cristiano Ronaldo . Der Star von Champions-League-Sieger Real Madrid setzte sich erwartungsgemäß gegen Bayern Münchens Torwart und Lionel Messi vom FC Barcelona durch.

Dem deutschen Fußball blieb bei der Gala gestern Abend im Kongresshaus Zürich nur bei der wichtigsten Wahl die Nebenrolle. Neuer, dessen Bayern-Mitspieler Philipp Lahm und Toni Kroos (Real Madrid ) vertreten in der von Tausenden Fußballern gewählten Weltelf den "vierten Stern" - aber der Beste der Welt ist Ronaldo , der alle überragt. "Er hat Spiele alleine entschieden, über seine Tore brauchen wir nicht zu sprechen", sagte Neuer anerkennend: "Er ist ein Weltklasse-Fußballer - und das weiß jeder von uns."

Zum dritten Mal nach 2008, damals noch im Trikot von Manchester United , und 2013 ist der 29 Jahre alte Portugiese der beste Spieler des Planeten. Das war zu erwarten, beim Rekordmeister in München wurde es befürchtet. "Jeder würde es Manuel gönnen, aber diese Ehrung ist eine subjektive Wertung", sagte Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer - und brachte damit Neuers größten Nachteil auf den Punkt.

Abgestimmt wurde von den Kapitänen, Nationaltrainern und sowie von Journalisten auf der ganzen Welt. In den Exoten-Ländern unter den 209 Mitgliedsverbänden des Weltverbands Fifa zählten Neuers überragende Leistungen auf dem Weg zum WM-Titel anscheinend weniger als Ronaldos wiederholte Ein-Mann-Shows in der Champions League und Primera Division .

Zum Sieg in der Königsklasse hatte der Portugiese 17 Tore beigesteuert, natürlich Rekord. In der Primera Division erzielte der Offensivspieler bis Montag 26 Treffer in 17 Spielen. "Es war ein unglaubliches Jahr", sagte Ronaldo : "Man darf nicht von Rekorden besessen sein - aber ich werde immer versuchen, mich selbst zu übertreffen." Für die Wahl maßgebend waren die Leistungen bis zum 21. November, dem Stichtag der Wahl.

In seiner Heimatstadt ist Ronaldo ohnehin längst in Bronze verewigt. Seit Dezember steht in Funchal auf der Ferieninsel Madeira eine ziemlich imposante Statue des dreimaligen Weltfußballers - 2,40 Meter hoch und 800 Kilogramm schwer blickt das Abbild den Fans entschlossen entgegen. Ein Denkmal, das polarisiert. Ein Denkmal, wie Ronaldo selbst. Selten hat es einen Fußballer gegeben, der von den Massen im Fan-Block entweder abgöttisch geliebt oder zutiefst gehasst wird. Dazwischen gibt es nichts, nicht bei Ronaldo . Dabei hat der 29-Jährige in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Wandel durchlebt. Die Zeiten des Egoisten, dem seine Torquote wichtiger ist als jede Mannschaft, der seine Unterwäsche-Poster am liebsten selber aufhängen würde, der in der Halbzeit sein Styling überprüft, sind Geschichte. Seit seinem Wechsel nach Spanien im Sommer 2009 wird der Star kontinuierlich "erwachsen". Die bittere Erkenntnis für die Gegner: Ronaldo , der Mannschaftsspieler, der Musterprofi, schießt so noch mehr Tore.

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Auf einen BlickWeltfußballer: 1. Cristiano Ronaldo (Portugal) 37,66 Prozent, 2. Lionel Messi (Argentinien) 15,76, 3. Manuel Neuer (Deutschland) 15,72. Weltfußballerin: 1. Nadine Keßler (Deutschland) 17,52, 2. Marta (Brasilien) 14,16, 3. Abby Wambach (USA) 13,33.Trainer Männerfußball: 1. Joachim Löw (Deutschland) 36,23, 2. Carlo Ancelotti (Italien) 22,06, 3. Diego Simeone (Argentinien) 19,02.Trainer Frauenfußball: 1. Ralf Kellermann 17,06, 2. Maren Meinert (beide Deutschland) 13,16, 3. Norio Sasaki (Japan) 13,06. Wählen durften weltweit Spielführer und Trainer der Nationalmannschaften, dazu ausgewählte Fachjournalisten (pro Land ein Journalist). red

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