Ronaldo, na und?

Lens · Der Weg ins Finale scheint für Kroatien vorgezeichnet. Cristiano Ronaldo und Portugal sollen im EM-Achtelfinale kein Hindernis sein. Der Weltfußballer zollt dem Gegner viel Respekt: „Kroatien hat eine super Mannschaft.“

Cristiano Ronaldo ? Danijel Subasic verdreht die Augen. "Ach, es ist genug", sagt der Torwart der Kroaten, "immer wieder über ihn zu reden - ich mag nicht mehr. Ich sehe ihn ja andauernd im Fernsehen". An diesem Samstag in Lens erlebt der Torhüter den allgegenwärtigen Star der Portugiesen nicht im TV, sondern aus allernächster Nähe. Im Achtelfinale (21 Uhr/ZDF) ist der dreimalige Weltfußballer aber - völlig ungewohnt - der Kleine. Denn spätestens seit dem 2:1-Sieg gegen Titelverteidiger Spanien ist Kroatien mehr als ein Geheimfavorit. Und der Weg nach Paris zum EM-Endspiel am 10. Juli scheint frei: Viertelfinale gegen Polen, Halbfinale gegen Belgien. Die Zeitung "Vecernji list" reiht die möglichen Gegner auf dem Weg ins Finale auf.

Bei den Kroaten hält sich niemand mehr damit auf, die beste Nationalelf seit 1998 kleinzureden. "Wir sind eins der besten Teams bei dieser EM", betonte Nikola Kalinic, Torschütze im Spiel gegen Spanien: "Unser Mittelfeld ist das stärkste hier." Luka Modric von Champions-League-Sieger Real Madrid , Ivan Rakitic vom FC Barcelona , Marcelo Brozovic und Ivan Perisic von Inter Mailand , Milan Badelj vom AC Florenz - das Mittelfeld gehört zum Besten, was die EM zu bieten hat. Zumal Modric, der im Spiel gegen Spanien geschont wurde, ebenso wieder 100-prozentig rund läuft ist wie Stürmer Mario Mandzukic. Selbst Ronaldo hat größten Respekt. "Kroatien hat eine super Mannschaft", sagte der Stürmer, der mit zwei Toren und einer Vorlage beim 3:3 gegen Ungarn das Vorrundenaus verhindert hatte, "und mein Freund Luka führt sie an".

Welcher der beiden Real-Spieler weiterkommt, steht für kroatische Zeitungen außer Frage. "Kroatien hat alles, um eine Supermacht zu werden", urteilte "24 Sata" - und gab die Euphorie in der Heimat wieder. 1998, als die Kroaten in Frankreich WM-Dritter wurden, seien sie "nur Suker" gewesen. Der damalige Torschützenkönig und heutige Verbandspräsident Davor Suker habe alle anderen in den Schatten gestellt. "Diese Generation hat eine große Chance, dass nicht Modric ihr Gesicht wird, nicht Perisic, kein Einzelspieler, sondern dass sie als eine großartige Mannschaft in Erinnerung bleibt", schrieb "24 Sata". Zudem steckte die Zeitung Perisic in einer Foto-Montage in einen Superman-Dress. Der frühere Dortmunder und Wolfsburger sei "ein wichtiger Mann für den Abriss Portugals. Der Mann, den Barcelona, Manchester United , Chelsea und PSG jagen, hat den Führern der größten Clubs der Welt mit seiner Fußball-Kunst die Augen geöffnet".

Obwohl gegen Portugal in bislang drei Duellen kein Sieg gelang, kommt der Gegner mit dem prominentesten EM-Spieler gerade recht. "Vielleicht ist es besser als eine kleine Mannschaft, die sich nur hinten reinstellt", meinte Subasic. Und mit Blick auf die Statistik fügte der kroatische Torhüter an: "Wir hatten auch noch nie gegen Spanien gewonnen."

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