Ringer-Bundesliga Die Hoffnung auf das Wunder lebt

Köllerbach · Der KSV Köllerbach glaubt fest daran, an diesem Samstag den deutschen Meister Wacker Burghausen aus den Playoffs zu werfen.

 Köllerbachs Andrij Shyyka hat so viel Erfahrung wie kein anderer im Team. Er sagt vor dem Rückkampf in Burghausen: „Wenn wir die ersten beiden Kämpfe gewinnen könnten, würde das Kräfte für alle freisetzen.“

Köllerbachs Andrij Shyyka hat so viel Erfahrung wie kein anderer im Team. Er sagt vor dem Rückkampf in Burghausen: „Wenn wir die ersten beiden Kämpfe gewinnen könnten, würde das Kräfte für alle freisetzen.“

Foto: Andreas Schlichter

Am Freitag kurz nach 13 Uhr sind die Ringer des KSV Köllerbach Richtung Bayern aufgebrochen. Nach einer Übernachtung nahe München geht es am Samstag zum Viertelfinal-Rückkampf zum deutschen Meister SV Wacker Burghausen. „Wir haben im Hotel Sauna und Trainingsmöglichkeiten, sogar eine Ringermatte“, sagte Thomas Geid, der Mannschaftsverantwortliche beim KSV, „der Verein hat getan, was möglich ist. Aber wir wissen, dass es in Burghausen sehr schwer wird, weiterzukommen.

Nach der knappen 10:13-Heimniederlage besteht dennoch Hoffnung, denn durch den Stilartwechsel im Rückkampf kann der KSV theoretisch eine etwas stärkere Mannschaft aufbieten. „Aufgeben ist ohnehin keine Option“, hatte Etienne Kinsinger sofort nach dem Heimkampf gesagt. Er soll in der Klasse bis 66 Kilo griechisch-römisch für Punkte sorgen: „Jeder muss alles geben. Von Nummer eins bis zehn. Nur dann haben wir eine Chance.“

Als erster wird voraussichtlich der Jüngste auf die Matte gehen: Für den gerade 18-jährigen Steven Ecker ist es der erste Auftritt in einem Viertelfinale. „Die Aufregung wird am Samstag kommen, momentan geht es noch“, sagte Ecker, der vor der Saison vom ASV Hüttigweiler zum KSV gewechselt war, „allein dieses Viertelfinale hat den Wechsel gerechtfertigt. Aber ich versuche, es anzugehen wie jeden anderen Kampf auch.“

Die Gelassenheit beim Donnerstagstraining an der Landessportschule wirkte echt. Dabei könnte Ecker auf Fabian Schmitt treffen, einen Konkurrenten in Sachen Nationalmannschaft. „Auch so gesehen ist es ein sehr wichtiger Kampf. Ein Sieg wäre ein weiterer Schritt Richtung Männer-Team und natürlich ein Zeichen an den Bundestrainer“, sagte der Saarländer, der sich an seinen Kollegen Kinsinger und Andrij Shyyka orientiert: „Mit Etienne trainiere ich jeden Tag, und Andrij mit seiner Erfahrung ist sehr wichtig, auch wenn er Freistil ringt.“

38 Jahre ist Shyyka mittlerweile alt. Kapitän, Trainer, Vorbild und derjenige, der am Samstag als Letzter für den KSV auf die Matte muss - in der Klasse bis 75 Kilo Freistil. „Man sollte darüber nicht allzuviel nachdenken, und man muss auch nicht über alles reden. Auf die Matte gehen und sein Ding machen, darauf wird es ankommen“, sagte Shyyka – sicher Richtung Steven Ecker, aber auch zu sich selbst, „wir müssen die Kämpfe, die wir gewinnen können, klar gewinnen. Die, die auf der Kippe stehen, müssen wir für uns entscheiden. Und die, die wir verlieren, dürfen wir nur knapp verlieren. Dann geht auch in Burghausen etwas.“

Wer die vier Ausländerplätze im Kader einnehmen wird, ließ Teamchef Geid offen. „Ein Auto fährt am Flughafen vorbei und wird die Sportler einsammeln“, sagte Geid vor der Abfahrt mit dem notwendigen Pokerface. Der KSV hat eigentlich Variationsmöglichkeiten, will dem favorisierten Gegner Burghausen aber die Karten nicht vorzeitig offenlegen. Sicher scheint nur, dass der Ukrainer Oleksandr Khotsianivskyi in der Klasse bis 130 Kilo Freistil gesetzt sein wird.

„Es wird mein 13. Viertelfinale, und wir haben bis auf ein Mal immer das Halbfinale erreicht“, verbreitete Kapitän Shyyka über die eigene Statistik zusätzlich Optimismus, „in der vergangenen Saison gegen Adelhausen waren es im Halbfinale sogar sieben Punkte Rückstand, die wir aufholen konnten. Wir haben im Ringen schon so viel erlebt. Wenn wir die ersten beiden Kämpfe gewinnen könnten, würde das Kräfte für alle freisetzen. Dann bekäme die Geschichte vielleicht eine eigene Dynamik.“ Der Sieg gegen den TuS Adelhausen ging damals als „das Wunder von Püttlingen“ in die Vereinsgeschichte des KSV Köllerbach ein, ein Sieg in Burghausen an diesem Samstag hätte vermutlich eine ebenso große Bedeutung.

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