Ringen: KSV Köllerbach scheidet im Halbfinale gegen Germania Weingarten aus

Püttlingen · Die Ringer des KSV Köllerbach lieferten Germania Weingarten im Halbfinale einen großartigen Kampf und lagen zur Halbzeit mit vier Punkten vorn. Doch dann machte ein einziger Kampf alle Hoffnung zunichte.

 Hilflos streckt Stefan Gheorghita die Arme von sich. Statt zu gewinnen, ging er gegen Ahmed Dudarov unter. Foto: Ruppenthal

Hilflos streckt Stefan Gheorghita die Arme von sich. Statt zu gewinnen, ging er gegen Ahmed Dudarov unter. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Wie versteinert saßen die Köllerbacher Hüseyin Dincay und Thomas Geid auf ihrem Hocker. Keine Regung, kein Zucken, keine Mimik. Nichts als das blanke Entsetzen war in ihren Gesichtern abzulesen. Geid, der Teamleiter der Köllerbacher Bundesliga-Ringer, schien wie Freistiltrainer Dincay durch die ganze Halle hindurch zu sehen - und das in den letzten 90 Sekunden des Kampfs von Freistilringer Stefan Gheorghita. Denn in denen wurde klar, dass es vorbei war. Dass die Chancen, die fünf Punkte Rückstand aus dem Halbfinal-Hinkampf (6:11) gegen den SV Weingarten aufzuholen, gegen null tendierten.

Die 0:3-Niederlage Gheorghitas gegen Ahmed Dudarov im ausverkauften Püttlinger Trimm-Treff war der Knackpunkt. Der Anfang einer 7:10-Niederlage im Rückkampf, das bittere Halbfinal-Aus. "In diesem Moment siehst du alles an dir vorbeifliegen", sagte Geid, der sich nach dem Kampf enttäuscht in die Kabine zurückzog: "Da wird dir plötzlich klar, dass die ganze tolle Saison zu Ende ist." Denn auch wenn Gheorghita bereits den Hinkampf verloren hatte, so war der Rückkampf am Samstag kaum zu erklären. In der gesamten Runde blieb er ohne Niederlage, nun ging er mit 2:13 Wertungspunkten unter und kostete und den KSV drei Mannschaftspunkte. Gegen Dudarov, der zwar stark, aber nicht als der Wunderringer gilt, legte sich Gheorgita beinahe kampflos auf die Matte. Mit jedem Punkt, den Dudarov machte, sah Geid das Finale davonschwimmen.

Dabei standen zu Beginn die Zeichen für eine Revanche des KSV Köllerbach bestens. Den Anfang machte der überragende Dennis Decker, der sich gleich im ersten Kampf gegen den Norweger Thomas Rönningen durchsetzte und ihn in der zweiten Runde fast auf die Schulter legte. Er läutete nicht nur die Aufholjagd ein, sondern transportierte die Zuversicht der Mannschaft auf die Zuschauer. "Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden", sagte Decker, "aber das Finale wäre einfach schön gewesen."

Und es war möglich. Trotz der 0:2-Niederlage von Andrei Dukov führte der KSV durch die Siege von Aleen Zaseev (1:0), Melonin Noumonvi (3:0) und Thomas Swierk (1:0) zur Pause mit 6:2. Der Optimismus war groß beim KSV, auch wenn allen Beteiligten klar war, dass es noch ein hartes Stück Arbeit würde. Die folgende Niederlage Gheorghitas war wie eine Ohrfeige, die durch den Trimm-Treff schallte. "Da fehlen einem die Worte", sagte Jan Fischer, hin- und hergerissen zwischen Wut und Enttäuschung: "Ich bin enttäuscht - von mir ein bisschen und von anderen mehr". Keiner wollte konkret auf diesen Kampf eingehen, der Gerüchten um verschobene Kämpfe in der Bundesliga auch so genug Nahrung gab.

Nach diesem Kampf fehlten den Köllerbachern wichtige und eingeplante Punkte, um den Glauben an ein Finale aufrecht zu erhalten. "Wenn es knapp ist, kannst du das Ding am Ende immer noch drehen", sagte Timo Badusch, der sich erneut gegen Adam Juretzko (1:0) durchsetzte. Doch schon vor den letzten drei Kämpfen lag die Mannschaft hoffnungslos zurück. Badusch fehlte, wie auch Daniel Decker (0:3), Jan Fischer (0:1) und Andrej Shyyka (0:1) am Ende die Hoffnung, die nötig gewesen wäre, um den Glauben an den Finaleinzug zu erhalten und "über sich hinauszuwachsen". Diese Hoffnung war in nur sechs Minuten nach der Pause zunichte gemacht.

Meinung:
Das Halbfinale ist ein Erfolg

Von SZ-RedaktionsmitgliedMichael Aubert

Wieder kein Finale. Nach dem Halbfinal-Aus des KSV Köllerbach überwiegt erst mal die Enttäuschung. Nur einen Tag später gehört Köllerbach aber schon wieder zu den Gewinnern. Denn mit Ausnahme von Andrej Shyyka, der hier schon seit Jahren lebt und trainiert, trat der KSV in der Bundesliga mit deutschen Ringern an, die durchweg Eigengewächse sind: Ob Jan Fischer, Timo Badusch, Manuel Pitz, Marc-Antonio von Tugginer, Etienne Kinsinger, Gennadij Cudinovic, Valentin Seimetz, die beiden Decker-Brüder Daniel und Dennis oder Benedikt Haas. Die Liste ist nicht vollständig, aber lang und einzigartig. Der KSV geht den richtigen Weg.

Doch wer auf die eigene Jugend setzt, braucht manchmal einen langen Atem. Da kann nicht jedes Jahr das Finale das Ziel sein. Da ist schon das Halbfinale ein Erfolg.

 Es hätte das Bild des Abends werden können – nach dem sensationellen Auftaktsieg des Köllerbachers Dennis Decker (rechts) gegen Thomas Rönningen kochte die Halle. Foto: Ruppenthal

Es hätte das Bild des Abends werden können – nach dem sensationellen Auftaktsieg des Köllerbachers Dennis Decker (rechts) gegen Thomas Rönningen kochte die Halle. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Zum Thema:

Am RandeDer SV Germania Weingarten trifft im Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft auf den ASV Nendingen. Der Titelverteidiger setzte sich im Halbfinale gegen den ASV Mainz 88 im Rückkampf zuhause mit 13:10 (Hinkampf 10:9) durch. Beide standen sich bereits 2014 gegenüber. Nendingen siegte damals nach 32:32 aus Hin- und Rückkampf wegen der größeren Anzahl der Siege aus 20 Duellen. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort