Revierderby mit begrenzter Strahlkraft

Gelsenkirchen · Der Klassiker Schalke gegen Dortmund zieht nicht mehr so wie einst.

Es prickelt nicht. Zumindest diesmal. Das Revierderby? Es findet eben statt. Von der Aufregung und dem Zoff wilderer Zeiten ist vor der 172. Auflage des Bundesliga-Klassikers Schalke 04 gegen Borussia Dortmund keine Spur. "In der heutigen Zeit, glaube ich, haben viele junge Spieler keinen Zugriff mehr auf den Begriff Revierderby", sagt die königsblaue Legende Klaus Fichtel vor dem 150. Pflichtspiel-Duell der ewigen Rivalen an diesem Samstag (15.30 Uhr).

Für die Schalker ist der so verhasste BVB sogar mehr Vor- als Feindbild. "In Dortmund wird gute Arbeit gemacht. Das erlaube ich mir zu sagen. Das sieht man an der Tabelle, an der Entwicklung seit vielen Jahren", sagt Manager Christian Heidel: "Ich hoffe sehr, dass wir irgendwann auch mal Schritt halten können."

Markige Ansagen aus beiden Lagern? Fehlanzeige. Natürlich steht der Pott für ein paar Tage kopf, doch die Strahlkraft ist begrenzt. Beispiel: In Süddeutscher Zeitung, FAZ, Express und den anderen Kölner Blättern, auch in den Hamburger, Berliner und Münchner Zeitungen fand sich am Freitag über das Derby keine Zeile. Die Derby-Erfahrung von Schalke-Trainer Markus Weinzierl, so berichtet er, "beschränkt sich auf Bayern Amateure gegen 1860 Amateure. Und das war's."

Es sind die Urgesteine beider Clubs, die von der Brisanz des Klassikers in den Bann gezogen werden. "Im Derby werden Helden geboren", sagt Michael Zorc. Der Sportdirektor des BVB hat 26 Mal Schalke gegen Dortmund auf dem Platz erlebt, elf Tore gegen die Blauen hat er erzielt. Fichtel jedoch sagt: "Es kommen immer weniger Spieler aus dem unmittelbaren Umfeld der Vereine. Da fällt es schwer, Rivalität, wie wir sie kannten, zu entwickeln."

Der Dortmunder Außenverteidiger Lukasz Piszczek wird mit 14 Duellen der größte Derby-Experte auf dem Spielfeld sein. Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes sieht seinem 13. Revierschlager entgegen. Der Weltmeister hat in Gelsenkirchen derzeit dementsprechend kaum eine ruhige Minute. "Egal, ob du zum Bäcker oder zum Tankwart gehst: Du bekommst von jedem einen Spruch mit für Samstag", berichtet er.

Schöne Kombinationen, weiß Höwedes, sind in diesem einen Spiel weniger wertvoll als sonst. "Es zählen Ehrgeiz, Kampfeslust und Bereitschaft", sagt er. Ein Vorteil für Schalke? Schließlich ist der BVB den Königsblauen 13 Punkte und sechs Tabellenplätze voraus. Im Hinspiel erkämpften die Gelsenkirchener aber ein achtbares 0:0, in der Pflichtspiel-Bilanz liegen sie 58:51 Siege vorne.

Der BVB muss auf André Schürrle verzichten. Der Nationalspieler bekam im Länderspiel gegen Aserbaidschan (4:1), in dem er zwei Treffer erzielte, einen Tritt in den Achillessehnenbereich. "Die Schmerzen sind zu groß, er kann nicht trainieren", erklärte BVB-Trainer Thomas Tuchel.

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