Fußball-Bundesliga Retter Reus hält den BVB im Titelrennen

Berlin · Nationalspieler trifft in Nachspielzeit zum Dortmunder Sieg bei Hertha. Die Bayern ziehen aber mit dem 6:0 über Mainz nach.

Marco Reus war lange der Verzweiflung nahe. „Ich hatte zehn Mal die Situation, in der ich frei war und auf den Ball gewartet habe“, ärgerte sich der BVB-Kapitän nach dem Abpfiff. Erst in der Nachspielzeit (90.+2) gelang die Erlösung, als Reus den perfekten Pass von Jaden Sancho zum 3:2 (1:2)-Endstand bei Hertha BSC nutzte: „Jaden macht es überragend, ich musste ihn nur reinschieben.“

Reus, der Retter, war mit sich und seiner Mannschaft wieder im Reinen und ließ sich lange von den BVB-Fans im Berliner Olympiastadion feiern. Durch sein spätes Tor hielt der Nationalstürmer Dortmund im Titelrennen und legte die Bescheidenheit der letzten Wochen ab: „Wenn es so läuft wie heute, wird es schwer sein, uns aufzuhalten. Wir werden da sein.“

Die Borussen zeigten eine tolle Moral, holten gegen starke Berliner zweimal einen Rückstand auf und kämpften bis zum letzten Pfiff um den Sieg. Mit 60 Punkten bietet die junge Elf dem Serienmeister aus München in der Fußball-Bundesliga weiter die Stirn und begehrt auf. „Wir gehen langsam auf die Zielgeraden der Saison zu“, sagte Sportdirektor Michael Zorc: „Und deshalb haben wir definiert, dass wir deutscher Meister werden wollen.“

Nur Trainer Lucien Favre lächelte alle Euphorie beiseite. Dass seine Mannschaft durch die famose Aufholjagd neues Selbstvertrauen für das direkte Duell bei den Bayern am 6. April getankt habe, wollte der als Zauderer geltende Fußballlehrer nicht gelten lassen. „Meine Antwort bleibt immer gleich. Wir konzentrieren uns auf das nächste Spiel. Wir wollen alle Spiele gewinnen und fertig“, sagte der Schweizer.

Vielleicht machte Favre aber auch die schwache Leistung seiner Elf im ersten Durchgang vorsichtig. Die Hertha ging zwei Mal durch Salomon Kalou (4./35., Handelfmeter) in Führung. Thomas Delaney (14.) konnte zwar zum 1:1 ausgleichen, doch die Berliner waren aggressiver und hatten mehr vom Spiel. „In der ersten Halbzeit war Hertha besser als wir“, sagte Favre, dessen Team kurz nach der Pause durch Dan-Axel Zagadou (47.) erneut ausglich.

Doch der Titelverteidiger zeigte sich nicht beeindruckt und zog am Sonntagabend nach. Angeführt vom Dreifach-Torschützen James Rodríguez konterten die Bayern die Dortmunder Siegvorlage mit dem nächsten Schützenfest. Vier Tage nach dem frustrierenden Champions-League-K.o. gegen den FC Liver­pool fertigten die Münchner am Sonntagabend einen wehrlosen FSV Mainz mit 6:0 (3:0) ab. Im Fernduell mit dem nach 26 Spieltagen weiter punktgleichen BVB erhöhte der FCB seinen Vorsprung vor der Länderspielpause auf sieben Treffer.

Robert Lewandowski (3. Minute), der herausragende James Rodríguez (33./51./55.), Kingsley Coman (39.) und Alphonso Davies (70.) trafen vor 75 000 Zuschauern. Für James war es der erste Dreierpack in der Fußball-Bundesliga. Wie beim 5:1 in Gladbach und beim 6:0 gegen Wolfsburg hatten die Bayern erneut leichtes Spiel – das Leistungsgefälle zwischen Bundesliga und Champions-League-Spitze à la Liverpool war wieder eklatant.

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