Rekord-Torschütze wird Praktikant

Frankfurt · Der WM-Rekordtorjäger hängt den goldenen Schuh an den Nagel und will ab sofort seine Nachfolger in Schuss bringen: Miroslav Klose kehrt als Trainer-Azubi zur Nationalmannschaft zurück.

 Sein unglaubliches Potenzial, hier beim Kopfballspiel, zeigte Miroslav Klose (Mitte) bereits im Trikot des FC Homburg. Diese Szene vom Mai 1999 stammt aus dem Regionalliga-Spiel gegen die SV Elversberg mit Dimitri Papava (links) und Valentin Valtchev. Foto: Hartung

Sein unglaubliches Potenzial, hier beim Kopfballspiel, zeigte Miroslav Klose (Mitte) bereits im Trikot des FC Homburg. Diese Szene vom Mai 1999 stammt aus dem Regionalliga-Spiel gegen die SV Elversberg mit Dimitri Papava (links) und Valentin Valtchev. Foto: Hartung

Foto: Hartung

Miroslav Klose wird Lehrling und Lehrmeister zugleich. 28 Monate nach dem WM-Triumph von Rio hat der deutsche Rekord-Torschütze seine Karriere als Spieler beendet und kehrt als Praktikant zur Nationalmannschaft zurück. Im Stab von Bundestrainer Joachim Löw soll der 38-Jährige bei den Länderspielen in San Marino am 11. November und vier Tage später in seiner alten Wahlheimat Italien erste Erfahrungen für eine Trainer-Karriere sammeln und seinen jungen Nachfolgern das Toreschießen beibringen.

"In der Nationalmannschaft habe ich meine größten Erfolge gefeiert, diese Zeit war wunderschön und bleibt unvergessen. Daher kehre ich gerne zum DFB zurück. In den vergangenen Monaten ist in mir der Gedanke gereift, auf dem Platz bleiben zu wollen, dabei aber eine neue Perspektive einzunehmen, nämlich die eines Trainers", sagte Klose gestern.

Die Azubi-Stelle für den "ewigen Miro" ergibt Sinn. Zuletzt wurde ein Torjäger von seinem Format schmerzlich vermisst, die Stürmerflaute zum Krisenthema bei der EM in diesem Sommer in Frankreich. "Der Schnitt liegt jetzt bei sieben oder acht Torchancen, die wir brauchen", hatte Löw schon nach der mühevollen Qualifikation bemängelt. Nun soll Klose seine Erfahrungen auch als Trainer-Lehrling gleich auf höchstem Niveau wieder einbringen.

"Ich bin sicher, dass wir Trainer genauso wie die Spieler sehr von seiner Anwesenheit und Mitwirkung profitieren werden. Er wird nicht nur mit uns gemeinsam auf dem Trainingsplatz stehen, sondern beispielsweise seine Sicht auch in der Gegnervorbereitung, der Spiel- und Videoanalyse einbringen", sagte Löw.

Dass Löw seinem früheren Lieblingsangreifer nun die Chance zum Einstieg in den Trainerjob gibt, ist logisch. Die große Wertschätzung betonte er gestern nochmals: "Auf Miro war und ist immer Verlass, daher freue ich mich sehr, dass er jetzt erst mal zu unserem Team gehört. Er ist ein Vorbild als Mensch und Sportler, der dem Team und dem Erfolg alles unterordnet. Mit seinem Blick und seiner Erfahrung kann ich ihn mir künftig sehr gut als Trainer vorstellen, auf seinem Weg dahin möchten wir ihn gerne unterstützen", sagte Löw. Klose soll "ein individuelles Ausbildungs- und Traineeprogramm absolvieren mit dem klaren Ziel, die Trainer-Laufbahn einzuschlagen", teilte der DFB mit. Die notwendige A-Lizenz soll "Grande Miro" parallel zu seinen Einsätzen bei der Nationalmannschaft und den Juniorenteams erwerben.

Sinnvoll erscheint eine Spezialisierung auf die Ausbildung der Stürmer. Mit Marcus Sorg hatte Löw in der Vorsaison einen weiteren Assistenten neben Thomas Schneider installiert, um spezifischer mit bestimmten Mannschaftsteilen arbeiten zu können. Andreas Köpke ist als Torwarttrainer seit Jahren Bestandteil der sportlichen Leitung.

Kloses Schnupperzeit soll zumindest bis zum Confederations Cup im kommenden Sommer in Russland gehen, bei dem Löw gezielt junge Akteure turniertauglich machen will. Zuvor stehen auch noch die Länderspiele im März gegen England und in Aserbaidschan an.

 Im Nationaltrikot traf Miro Klose 71 Mal – 16 davon waren WM-Tore. Foto: Becker/dpa

Im Nationaltrikot traf Miro Klose 71 Mal – 16 davon waren WM-Tore. Foto: Becker/dpa

Foto: Becker/dpa

Klose, der seine Karriere bei der SG Blaubach-Diedelkopf und dann beim FC Homburg startete, hatte nach dem WM-Triumph 2014 nach einem knappen Monat Bedenkzeit seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Mit 71 Toren in 137 Länderspielen ist er DFB-Rekordtorschütze. Seine 16 Treffer sind zudem WM-Bestmarke. Bei seinem Club Lazio Rom hatte der 38-Jährige bis zu diesem Sommer noch gespielt. Dann lief der Vertrag aus. Jetzt geht es mit dem DFB-Team zurück nach Italien.

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