Reitverband löst Kader auf

Warendorf. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat die Nationalmannschafts-Kader aufgelöst. Der Verband reagierte gestern auf den Doping-Fall Christian Ahlmann bei den Olympischen Spielen 2008, Manipulations-Vorwürfe und das Geständnis von Ludger Beerbaum über den Umgang mit Medikamenten

Warendorf. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat die Nationalmannschafts-Kader aufgelöst. Der Verband reagierte gestern auf den Doping-Fall Christian Ahlmann bei den Olympischen Spielen 2008, Manipulations-Vorwürfe und das Geständnis von Ludger Beerbaum über den Umgang mit Medikamenten. Neben der Streichung der Kader für die Spring-, Dressur- und Vielseitigkeits-Reiter wurde der viermalige Olympia-Sieger Beerbaum für die Nationen-Preise suspendiert. Dazu hat der Verband eine unabhängige Kommission unter Leitung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Steiner beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) angerufen, die alle Vorgänge überprüfen soll.

"Wir mussten ja was machen, das die aufwachen", sagte FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau. "Ich begrüße den Schritt. Das ist ein radikaler Schnitt, mit dem die FN Aufklärung mit Hilfe unabhängiger Fachleute durchführen will", erklärte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. Beerbaum, erfolgreichster Springreiter der vergangenen 20 Jahre, sagte: "Mir ist daran gelegen, dass dadurch rauskommt, dass wir klare und für alle verständliche Regeln haben." Er fühlt sich unter anderem durch die nur im Pferdesport übliche Unterscheidung zwischen Doping und im Wettkampf verbotener Medikation verunsichert.

Die DOSB-Kommission erhält den Auftrag, Funktionäre und Reiter zu befragen. Sie soll die Situation im Spitzen-Reitsport analysieren und Empfehlungen geben, wie mit Manipulations- und Doping-Problematik umzugehen ist. Darüber hinaus soll sie Sanktionen vorschlagen. Bisher wirkte das Vorgehen der FN halbherzig, nun greift sie durch. Auslöser scheint die Drohung zu sein, Pferdesport nicht mehr zu übertragen. ARD und ZDF haben Verhandlungen über die Verlängerung des TV-Vertrags auf Eis gelegt. "Wir warten, wie die FN mit den Dingen umgeht", hatte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky gesagt: "Es ist eindeutig, dass wir gerne Aufklärung hätten." FN-Chef zu Rantzau erklärte dazu gestern: "Wir haben auch das umgesetzt, was von außen gefordert worden ist." Im Juni soll die Arbeit der Kommission beginnen, im Juli werden Ergebnisse erwartet. "Hierbei geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit", sagte der FN-Chef: "Insofern erwarten wir, dass die Kommission bis zu einem Abschlussbericht länger benötigen wird." Durch die Maßnahmen hofft er dem Reitsport Glaubwürdigkeit zurückzugeben: "Bevor ein Reiter wieder in den Kader aufgenommen werden kann, muss er sich der Kommission stellen und sich zu seiner Einstellung und seinem Verhalten als Spitzenreiter äußern." Erst nach entsprechenden Auskunft gegenüber der Kommission kann diese den Reiter für einen Kader vorschlagen, erklärte die FN.

Beerbaum darf nicht mehr für eine deutsche Nationen-Preis-Mannschaft reiten. "Dies gilt solange, bis die Kommission zu seiner Person entschieden hat", betonte der Verband. Beerbaum hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Er hatte gesagt: "Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht. In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird." dpa

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