Rein ins RampenlichtDeutscher Fahrer frühestens ab dem Jahr 2016

Monte Carlo. Volkswagen startet in der WM zunächst mit zwei Autos: Sébastien Ogier (28) kam vor einem Jahr von Citroën zu VW, war 2011 WM-Dritter und gilt als der wohl beste Rallye-Pilot neben Dauer-Weltmeister Sébastien Loeb. Loeb allerdings, der zuletzt neun Mal in Folge den Titel gewann, wird 2013 nur noch vier WM-Läufe bestreiten

Monte Carlo. Volkswagen startet in der WM zunächst mit zwei Autos: Sébastien Ogier (28) kam vor einem Jahr von Citroën zu VW, war 2011 WM-Dritter und gilt als der wohl beste Rallye-Pilot neben Dauer-Weltmeister Sébastien Loeb. Loeb allerdings, der zuletzt neun Mal in Folge den Titel gewann, wird 2013 nur noch vier WM-Läufe bestreiten.Teamkollege von Ogier ist Jari-Matti Latvala (27). Der Finne wechselte nach Saisonende von Ford zu VW. Er gilt als extrem schnell, war 2012 WM-Dritter, baute aber auch schon viele haarsträubende Unfälle. Auch bei der Präsentation sorgte er für eine Schrecksekunde: Als der Polo vor dem Casino auf der Rampe stand, wollte der Finne mal kurz den Motor röhren lassen. Pech nur, dass Ogier zuvor beim Abstellen des Autos den ersten Gang eingelegt hatte. Das Auto machte also einen Satz nach vorne - und schubste den davor stehenden Ogier an. Latvala grinste verlegen.

Ab dem vierten Saisonlauf will VW zudem einen dritten Polo mit dem Norweger Andreas Mikkelsen (23) einsetzen. Einen deutschen Fahrer wird es dagegen vorerst nicht geben. VW fördert zwar Sepp Wigand (21) aus dem Erzgebirge, doch der braucht noch Zeit. "Wir denken, er hat das Potenzial dazu", sagt Motorsportchef Jost Capito. "Aber realistisch ist ein WM-Start erst ab 2016." wip

Monte Carlo. Nach einem VW Polo dreht sich in Monaco nun wirklich niemand um. Polo fährt man nicht, Polo spielt man höchstens. Am mondänsten Kreisverkehr der Welt, oben am Casino, drängen sich stattdessen die Nobel-Karossen der 200 000-Euro-Liga Stoßstange an Stoßstange: Rolls-Royce, Bentley, Ferrari. Selbst ein Porsche-Fahrer wird da nur mitleidig belächelt. Und bei einem Polo fragt sich der Monegasse höchstens: "Wer hat denn den hier reingelassen?"

17 Monate Entwicklungszeit

Am Samstagabend aber ist alles anders: Die Einheimischen und Touristen zögern zunächst noch, was sie fotografieren sollen: die neu aufgebaute, unfassbar kitschige, blinkende Winter-Weihnachtslandschaft im Kreisel oder doch den eine halbe Million Euro teuren Lamborghini rechts vorm Hotel de Paris. Doch dann zieht ein plötzlich daherröhrender Polo das Blitzlichtgewitter auf sich.

VW gibt wieder Gas. Nicht unbedingt bei der Protz-Prozession ums Casino. Aber in der Rallye-WM. Und was liegt da näher, als das Auto auch in Monaco zu präsentieren? Die WM beginnt schließlich traditionell mit dem Klassiker in Monte Carlo (15. bis 20. Januar).

"Wir sind extrem aufgeregt. 17 Monate haben wir an diesem Auto gearbeitet. Und wir können es jetzt gar nicht mehr erwarten, dass es endlich losgeht", sagt VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg. Zuletzt hatte VW vor allem durch die Teilnahme bei der Wüsten-Rallye Dakar für Schlagzeilen gesorgt. Doch nach dem Sieg-Hattrick zwischen 2009 und 2011 hatte der Hersteller den Spaß an den Sandkastenspielen verloren, die gerade in Deutschland kaum wahrgenommen wurden.

Das soll sich jetzt ändern: Anders als bei der Dakar werden in der Rallye-WM Autos eingesetzt, die eng vom Serienwagen abstammen. Und es wird auf der Straße gefahren. Das hätten übrigens auch die anwesenden Journalisten besser getan: Wegen Flugausfällen dauerte die Rückreise aus Monaco 37 Stunden. In einem Polo wäre es deutlich schneller gegangen.

200 Gäste hatte VW einfliegen lassen, darunter Motorsport-Legenden wie Juha Kankkunen, Carlos Sainz oder Jacky Ickx. Oder Leute wie Schauspieler und Muskelprotz Ralf Möller (Gladiator). Was ganz schön clever ist, schließlich kann VW den Mann zur Not locker als Wagenheber einsetzen. Aber auch das offizielle Team-Personal ist handverlesen: Motorsport-Chef Jost Capito hat große Erfahrung im Rallyesport, schraubte lange bei Ford. Der technische Direktor Willy Rampf war zuvor bei Sauber in der Formel 1. Und Francois-Xavier Demaison, der das Auto maßgeblich entwickelt hat, tüftelte früher bei Haupt-Konkurrent Citroën.

Zurückhaltende Zielsetzung

315 PS hat der Polo, er beschleunigt in 3,9 Sekunden von 0 auf 100, die Radkästen sind extrem verbreitert. 27 Wochen hat VW das Auto allein in diesem Jahr getestet - überall auf der Welt. Im Schnee, auf Eis, in der Hitze, auf Schotter, auf Asphalt. "Wir sind zuversichtlich, dass die Leistung da ist - und das Auto zuverlässig ist", sagt Hackenberg. Sébastien Ogier, einer der Piloten, präzisiert: "Motor, Chassis und Balance sind gut. Am Fahrwerk müssen wir noch arbeiten." Der Franzose muss es wissen. Er kam von Citroën, dem Hersteller, der seit Jahren das beste Rallye-Auto baut.

Die Verantwortlichen bei VW sind optimistisch, doch die offizielle Zielsetzung ist zurückhaltend: "Am Ende der ersten Saison wollen wir aus eigener Kraft aufs Podest. Im zweiten Jahr Siege - und im dritten den Titel", sagt Jost Capito. Vor dem Casino hat sich der Polo schon mal gut präsentiert. Doch was zählt, ist, wie gut er in fünf Wochen ist. Auf den Wertungsprüfungen.

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