Kaderreduzierung beim 1. FC Saarbrücken Flunkerei oder Rechenschwäche?

Die Reduzierung des Trainingsaufgebotes beim 1. FC Saarbrücken sorgt für Diskussionen – auch wegen der Äußerungen von Trainer Lukas Kwasniok und der Verpflichtung eines neuen Stürmers.

 Mark Weishaupt

Mark Weishaupt

Foto: SZ/Robby Lorenz

Reden wir über Ehrlichkeit. Ehrlichkeit im Profifußball. Nach all dem, was man so mitbekommt, eine nicht gerade weit verbreitete Tugend. Oder vielleicht anders formuliert: Diversen Protagonisten im Profifußball, seien es Trainer, Spieler, Vereinschefs oder Sportdirektoren, fällt es offensichtlich nicht immer leicht, in der Öffentlichkeit, in der sie nun mal stehen, Farbe zu bekennen.

Wie das Spiel mit der Ehrlichkeit läuft, war unter der Woche beim 1. FC Saarbrücken recht gut zu beobachten. Am vergangenen Wochenende reduzierte FCS-Trainer Lukas Kwasniok sein Trainingsaufgebot um sechs Spieler. Den Grund erklärte er in der Bild-Zeitung so: „Wenn man die Spitze besser machen will, muss man die Breite reduzieren. Wenn man dadurch zwei, drei Prozentpunkte mehr gewinnt, muss man es versuchen.“ Über die sechs Ausgemusterten sagte er: „Die sechs Spieler haben sich absolut korrekt verhalten, sich nichts zu Schulden kommen lassen.“ Kwasnioks Fazit: „Ich muss jetzt 18 Spieler überblicken. Das ist einfacher.“

Das hört sich ziemlich ehrlich an. Noch ehrlicher wäre es aber vielleicht gewesen, zu sagen: „Hey, wir müssen schauen, dass wir ein paar Spieler von der Gehaltsliste bekommen. Die Jungs bringen’s halt nicht, und ich möchte unbedingt einen weiteren Stürmer als Ersatz für Top-Torjäger Sebastian Jacob haben.“ Schließlich wurde keine zwei Tage nach der Reduzierung mit Julian Günther-Schmidt ein Angreifer verpflichtet – einer, den Kwasniok gut kennt. Und den er oder Sportdirektor Jürgen Luginger sicher nicht am Montag zufällig beim (nicht möglichen) Shoppen in der Saarbrücker Bahnhofsstraße getroffen haben.

Jedenfalls muss Kwasniok nun keine 18, sondern mit Günther-Schmidt und Testspieler Bjarne Thoelke 20 Spieler im Training überblicken – ohne Torhüter. Wenn der verletzte Fanol Perdedaj wieder dabei ist, sogar 21. Und wenn mal wieder einer aus der U19 zum Training bei den Profis eingeladen wird, vielleicht sogar 22 oder 23. Wir wollen dem Trainer aber hier keine kleine Unehrlichkeit oder Flunkerei unterstellen – vielleicht hat Kwasniok einfach nur eine kleine Rechenschwäche.

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