Real feiert eine „unglaubliche Nacht“

Mailand · Superstar Cristiano Ronaldo verwandelte den entscheidenden Elfer zum elften Triumph von Real Madrid im Europapokal der Landesmeister und in der Champions League. Stadtrivale Atlético Madrid hatte erneut das Nachsehen.

 Real-Profi Toni Kroos streckt den Henkelpott in den Mailänder Himmel. Foto: Charisius/dpa

Real-Profi Toni Kroos streckt den Henkelpott in den Mailänder Himmel. Foto: Charisius/dpa

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Aus den Boxen dröhnte "We are the champions" von Queen, auf den Straßen johlten Zigtausende Anhänger, und Cristiano Ronaldo , Toni Kroos und Co. hielt nicht nur freudetrunken die Euphorie auf den Beinen: Champions-League-Sieger Real Madrid hat "La Undécima", den elften Titel in der Königsklasse mit einem Triumphzug gefeiert. Die eine Hälfte der spanischen Metropole stand gestern kopf - die andere trug Trauer.

"Das war eine unglaubliche Nacht, ein Traum", sagte Ronaldo , der im Derby-Finale gegen den tief enttäuschten Stadtrivalen Atlético in Mailand den entscheidenden Elfmeter zum 5:3 (1:1 nach Verlängerung) verwandelt hatte: "Es gibt keine Worte, um unser Glück zu beschreiben."

Als die Real-Stars um 6.30 Uhr gestern Morgen in einen weißen Party-Bus stiegen, den silbernen Henkelpott immer ganz vorne mit dabei, hatten sich am zentralen Plaza de Cibeles, wo die Königlichen ihre Titel feiern, gut 30 000 Fans versammelt. Viele hatten Stunden im Regen ausgeharrt und die Nacht durchgemacht. Madrids Kapitän Sergio Ramos präsentierte schließlich den Pokal und gab der Statue der Fruchtbarkeitsgöttin Kybele noch ein Küsschen.

"Das Spiel hatte eine ungeheure Bedeutung", sagte Weltmeister Kroos, der als erster Deutscher mit zwei Vereinen die Königsklasse gewonnen hat: "Es war die letzte Chance, einen, den größten Titel zu holen. Und das nach einer Saison, in der es mal auf, mal ab ging. Wenn du das dann erreichst, ist es unfassbar."

Bis zur letzten Sekunde hatten die Real-Fans im Giuseppe-Meazza-Stadion zittern müssen. Ramos hatte die Königlichen bei der Neuauflage des Endspiels von 2014, das Real nach der Verlängerung 4:1 gewann, in Führung gebracht (15. Minute). Der eingewechselte Yannick Carrasco rettete Atlético, das auch im dritten Final-Anlauf scheiterte, in die Verlängerung (79.). Ronaldo war zu diesem Zeitpunkt ein Schatten seiner selbst. Der Portugiese schleppte sich über den Platz, geplagt von seiner Oberschenkel-Blessur und Krämpfen. In den kurzen Pausen der Verlängerung und vor dem Elfmeterschießen lag der dreimalige Weltfußballer mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen. Doch im entscheidenden Moment übernahm er die Verantwortung.

"Ich wusste, dass ich das Sieg-Tor erzielen würde", sagte Ronaldo , der sich nach seinem Treffer sein weißes Trikot vom Leib riss und unter Freudentränen zu Boden sank. "Ich habe großartige, phänomenale Spieler", sagte Trainer Zinedine Zidane , der als Real-Profi 2002 die Champions League im Finale gegen Bayer Leverkusen gewonnen hatte und die Königlichen erst Anfang des Jahres übernommen hatte: "Ich bin stolz, Teil dieses Clubs zu sein. Dieser Titel bedeutet so viel."

Auch, weil er gegen den Stadtrivalen gewonnen wurde. "Ich habe meinen Spielern gesagt, sie sollen nicht weinen. Das Schicksal kann man nicht ändern", sagte Atlético-Trainer Diego Simeone: "Wir müssen jetzt unsere Wunden lecken." Als die Real-Spieler den Pokal aus den Händen des spanischen Königs und glühenden Atlético-Fans Felipe VI. erhielten und in den Mailänder Nachthimmel reckten, standen die Verlierer um Fernando Torres, Antoine Griezmann und Juanfran, der als einziger im Elfmeterschießen verschoss, konsterniert auf dem Rasen und kämpften mit den Tränen.

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