Raus aus der Stagnation

Saarbrücken · Nach dreieinhalb ungeschlagenen Jahren als Amateurboxer gibt Senad Gashi an diesem Samstag in der Saarlandhalle sein Profidebüt. Der 23-jährige Lokalmatador will seine Karriere jetzt richtig in Gang bringen.

 Senad Gashi, der wohl beste und bekannteste saarländische Amateurboxer der vergangenen Jahre, bestreitet an diesem Samstag in Saarbrücken seinen ersten Kampf als Profi. Foto: Dietze

Senad Gashi, der wohl beste und bekannteste saarländische Amateurboxer der vergangenen Jahre, bestreitet an diesem Samstag in Saarbrücken seinen ersten Kampf als Profi. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Für jemanden ohne Ambitionen mag Stagnation nicht zwangsläufig negativ sein. Für Senad Gashi war es einfach nur unbefriedigend. "Ich war als Amateur seit dreieinhalb Jahren ungeschlagen", sagt der Schwergewichtsboxer, "und trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass es weitergeht. Das hat mich total genervt." Deshalb wird er am Samstag bei der von dem Boxstall DOG Event organisierten "Nacht der Champions II" in der Saarbrücker Saarlandhalle (19 Uhr) erstmals als Profi in den Ring steigen.

Dabei hat der gebürtige Kosovo-Albaner, der in Zweibrücken wohnt und in Saarbrücken Fitnessökonomie studiert, das Profigeschäft lange abgelehnt. "Ich hatte schon vorher mehrere Angebote, aber ich wollte immer zu Olympia", sagt Gashi. Bis letztes Jahr waren die Olympischen Spiele nur den Amateuren vorbehalten. "Jetzt kann man auch als Profi bei den Olympischen Spielen boxen", sagt er erwartungsvoll, "deshalb habe ich jetzt bei DOG Event unterschrieben". Nicht des Geldes, sondern seiner sportlichen Entwicklung wegen. "Wenn du gut bist, kommt das Geld von ganz alleine", sagt der 23-Jährige, "ich habe auch als Amateur ganz gut verdient." Eben weil er trotz seiner noch jungen Karriere schon immer sehr gut war.

Der Kampf am Samstag gegen den Tschechen David Liska soll nur ein Zwischenschritt sein. "Ich will jetzt einen schnellen Aufbau und dann einen großen Titel", sagt Gashi, "es muss jetzt vorangehen". Dafür hat er in den vergangenen sechs Wochen neun Kilo abtrainiert und bringt jetzt 96 Kilo auf die Waage. "Ich fühle mich gut", sagt er, wenngleich ihm für ein echtes Schwergewicht fast ein paar Kilo fehlen. Doch Überlegungen, ins Cruisergewicht (bis 91 Kilo) zu wechseln, hat er verworfen. "Mein Körperwohlfühlgewicht liegt bei etwa 96 Kilo. Naja, nichts Halbes und nichts Ganzes", sagt er und muss lachen.

Gashi hat erst mit 17 Jahren angefangen zu boxen und machte vorher als deutscher Meister im Freestyle-Fußball Schlagzeilen. "Boxen liegt mir", sagt das Bewegungstalent, "für mich hat es etwas Ästhetisches. Es ist wie Tanzen - ausweichen, einstecken und schlagen". Außerdem sei Boxen unverfälscht: "Wenn du nicht schon im Training 100 Prozent gibst, bezahlst du im Ring dafür", sagt er und fügt hinzu: "Dabei liegt es nur an dir selbst, kein anderer hat Schuld, wenn du deinen Kampf verlierst." Was ihm in seinen über 90 Amateur-Kämpfen allerdings nur elf Mal passiert ist.

Eine Niederlage hat er dennoch nicht vergessen, sein erstes und bis heute einziges Mal, als er selbst K.o. ging. "Als ich 17 war, habe ich im Ring noch ziemlich viele Fratzen gemacht und war vielleicht ein wenig überheblich", gibt er lächelnd zu, "aber vielleicht war das ja sogar mein wichtigster Kampf".

Unterschätzen wird Senad Gashi deshalb sicher keinen Gegner mehr. Auch nicht Liska, der mit 1,95 Metern mehr als zehn Zentimeter größer ist, als er selbst. "Irgendwie liegen mir größere Gegner fast noch mehr", sagt Gashi selbstbewusst. Seine körperlichen "Nachteile" will er am Samstag mit seiner Beweglichkeit, Schnelligkeit und Explosivität ausgleichen - um dann den nächsten Schritt zu gehen. Raus aus der unbefriedigenden Stagnation der letzten Jahre.

Zum Thema:

HintergrundMit Mirco Martin gibt bei der "Nacht der Champions II" in der Saarbrücker Saarlandhalle ein weiterer im Saarland groß gewordener Amateurboxer sein Profidebüt. Er wird wie Senad Gashi einen Aufbaukampf über vier Runden à drei Minuten boxen, allerdings im Fliegengewicht (bis 50,8 Kilo). Eine Gewichtsklasse, in der vergleichsweise wenige Athleten in der Weltrangliste geführt werden. Weltweit sind es 761 Boxer, europaweit nur 33. In Deutschland ist Mirco Martin, der aus Neuweiler stammt, sogar der einzige Boxer in dieser Gewichtsklasse. Seinen Aufbaukampf wird Martin an diesem Samstag gegen den Tschechen Patrik Bartos bestreiten. aub

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort