Ratlos in Melbourne

Melbourne · Bei den Australian Open sind gestern die ersten Topspieler, allen voran Rafael Nadal, ausgeschieden. Die deutschen Frauen kamen mehrheitlich weiter, auch wenn es Angelique Kerber unerwartet spannend machte.

Rafael Nadal hatte sich die gelbe Baseball-Mütze ganz tief ins Gesicht gezogen. Frustriert, müde und vor allem ratlos saß der spanische Tennisprofi im großen Presseraum der Rod Laver Arena und versuchte zu erklären, warum er zum dritten Mal in Serie bei einem Grand-Slam-Turnier frühzeitig gescheitert war. "Ich kenne den Grund nicht zu 100 Prozent, um ehrlich zu sein", sagte Nadal, nachdem er gestern bei den Australian Open schon in der ersten Runde gegen seinen Landsmann Fernando Verdasco mit 6:7 (5:7), 6:4, 6:3, 6:7 (4:7), 2:6 verloren hatte.

Wie schon in Wimbledon und bei den US Open im vergangenen Jahr ist der Dominator der Vergangenheit nicht mehr dabei, wenn es in Melbourne in der kommenden Woche so richtig ernst wird. Das gilt ebenso für die Weltranglisten-Zweite Simona Halep (Rumänien) und Venus Williams (USA), die gestern ebenfalls ausgeschieden sind.

Kampfeswille als Schlüssel

Beinahe hätte es auch Angelique Kerber erwischt. Die beste deutsche Tennisspielerin ließ sich nach ihrem Zittersieg erschöpft und erleichtert in den Sessel fallen. "Ich habe das Spiel vom letzten Jahr noch gespürt, war total verkrampft", sagte die deutsche Nummer eins nach ihrem hart erkämpften 6:7 (4:7), 7:6 (8:6), 6:3 gegen die Japanerin Misaki Doi.

Dabei hatte die Kielerin im Tiebreak des zweiten Durchgangs sogar einen Matchball gegen sich, drehte einen Tag nach ihrem 28. Geburtstag aber mit großer Willensstärke die Partie. "Mein Kampfeswille war der Schlüssel zum Sieg", sagte Kerber. Im vergangenen Jahr war die Weltranglisten-Sechste in Melbourne bereits in der ersten Runde gescheitert, überhaupt lieferte Kerber bei den vier Grand Slams 2015 enttäuschende Resultate ab und kam nicht einmal über die dritte Runde hinaus. Diese Saison soll nun alles besser werden, mit der Aussage, es bei den großen Turnieren "krachen lassen" zu wollen, hatte sie sich selbst unter Druck gesetzt.

Fed-Cup-Kollegin Sabine Lisicki musste im Vergleich zu Kerber bei ihrem 6:4, 6:4 gegen die Tschechin Pe tra Cetkovska deutlich weniger Aufwand betreiben. "Ich bin sehr zufrieden", sagte die Berlinerin, die seit den US Open wegen einer Knieverletzung vier Monate hatte pausieren müssen.

Auch Julia Görges (6:3, 6:4 gegen Andreea Mitu aus Rumänien), Annika Beck (6:0, 6:3 gegen Priscilla Hon aus Australien), Tatjana Maria (6:4, 6:3 gegen die Bulgarin Olga Goworzowa) und Laura Siegemund (6:4, 7:5 gegen die Niederländerin Kiki Bertens) schafften den Sprung in die zweite Runde, die am Montag bereits Anna-Lena Friedsam erreicht hatte. Von den zehn gestarteten deutschen Damen sind nur Andrea Petkovic , Mona Barthel und Carina Witthöft raus.

Becker bereits raus

Die Bilanz bei den Herren fällt dagegen wieder deutlich schlechter aus. Aus einem Quintett blieb nur Qualifikant Daniel Brands über. Das Aus kam gestern für Alexander Zverev. Der Weltranglisten-Zweite Andy Murray war für den Hamburger beim 6:1, 6:2, 6:3 eine Nummer zu groß. Lediglich im letzten Satz konnte Zverev halbwegs mithalten. "Gegen viele andere Gegner hätte ich so gewonnen", sagte Zverev. Von Murray gab es ein dickes Lob: "Er ist einer der besten jungen Spieler auf der Tour." Chancenlos war Qualifikant Peter Gojowczyk beim 4:6, 4:6, 2:6 gegen den Spanier David Ferrer . Auch der Orscholzer Benjamin Becker schied durch ein 1:6, 3:6, 6:2, 2:6 gegen Dudi Sela aus Israel direkt aus.

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