3. Fußball-Liga Randale überschatten großartigen Erfolg

Magdeburg · Der dreimalige DDR-Meister 1. FC Magdeburg macht den Aufstieg in die 2. Liga perfekt. Doch Chaoten sorgen für Krawalle in der Stadt.

 Die Magdeburger Fans feiern nach dem 2:0-Erfolg im Heimspiel gegen Fortuna Köln den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga. Für den Osten ist das ein Glücksfall in turbulenten Zeiten.

Die Magdeburger Fans feiern nach dem 2:0-Erfolg im Heimspiel gegen Fortuna Köln den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga. Für den Osten ist das ein Glücksfall in turbulenten Zeiten.

Foto: dpa/Peter Förster

Die Helden des 1. FC Magdeburg stießen in einer Bar im Kneipenviertel ausgelassen auf den Aufstieg an, da flogen wenige Meter entfernt Flaschen und Steine auf Polizisten. Vermummte Chaoten trübten am Samstagabend die Feierlichkeiten des dreimaligen DDR-Meisters, der kommende Saison erstmals seit der Wiedervereinigung zweitklassig spielen wird.

„Einzelne Personen waren darauf aus, zielgerichtet zu provozieren und eine Eskalation herbeizuführen“, sagte Frank Küssner, Pressesprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord. Die Bilanz der eskalierten Aufstiegsparty auf dem Hasselbachplatz: 28 verletzte Beamte, von denen sechs nicht mehr dienstfähig sind. Die Polizei, die sogar Wasserwerfer einsetzte, leitete 15 Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Raubes. Von 38 Personen wurde die Identität festgestellt, elf Randalierer wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Der Club distanzierte sich von den Randalierern. Mit solchen Leuten könne sich der Verein nicht identifizieren, teilte ein Sprecher mit. Die Täter seien keine Fans, sondern eher kriminelle Kräfte.

Mannschaft, Trainer Jens Härtel und Mitarbeiter der Geschäftsstelle waren in eine Bar an jenem Hasselbachplatz eingekehrt, die Feier lief bis in die frühen Morgenstunden. Die Krawalle, die nach 22 Uhr zunehmend ausuferten, habe man in der Lokalität nicht mitbekommen. Aufgefallen sei indes das große Polizeiaufgebot. Der Verein sprach sein Bedauern aus, dabei hatte er zuvor ausschließlich Positiv-Schlagzeilen geschrieben. Der Aufstieg in die 2. Liga ist der vorläufige Höhepunkt einer steten Entwicklung nach turbulenten Jahren.

Der Traditionsverein aus dem Herzen Sachsen-Anhalts wurde drei Mal DDR-Meister und holte 1974 gar den Europapokal der Pokalsieger. Als die Mauer fiel, stolperte der 1. FC Magdeburg. Von 1991 bis 2015 tingelte der frühere Spitzenclub zwischen Oberliga und Regionalliga hin und her, Anfang des neuen Jahrtausends hatte sich Magdeburg gar nach dem Regionalliga-Aufstieg beim Etat verzettelt und musste in Folge einer Insolvenz zwangsabsteigen.

Erst danach erholte sich der Club finanziell, startete den Neuaufbau und wuchs seit der Saison 2015/2016 in der 3. Liga zu einem Aufstiegsfavoriten. Einen großen Anteil daran hat Trainer Jens Härtel, der mit seiner sachlich-ruhigen und unaufgeregten Art die Mannschaft entwickelt hat. „Es fühlt sich sehr, sehr gut an. Wir haben uns für eine außergewöhnliche Saison belohnt“, sagte er.

Für den Osten ist der Aufstieg ein Glücksfall – und ein positiver Gegenentwurf in Zeiten wirtschaftlicher Nöte vieler Traditionsclubs. Die Liga- und Lokalrivalen Rot-Weiß Erfurt und Chemnitzer FC haben Insolvenzanträge gestellt und stehen vor einer ungewissen Zukunft. „Der FCM ist derzeit der ostdeutsche Leuchtturm in der Liga, nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich“, sagte Manfred Zapf, Kapitän der Meistermannschaft. Auch DDR-Fußball-Legende Jürgen Sparwasser freute sich für seinen früheren Club, forderte aber Verstärkungen: „Glückwunsch, dass der lange Weg jetzt von Erfolg gekrönt ist. Für die 2. Liga muss die Qualität der Mannschaft aber passen.“

In der 2. Liga geht es zunächst um den Klassenverbleib. Ausschreitungen wie am Samstag soll es dann nicht mehr geben. „Die Magdeburger haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie friedlich feiern können“, sagte Polizeisprecher Küssner.

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