Rallye-Legende Walter Röhrl: "Politik schadet der Formel 1"

Daun. Er galt als Genie und Grantler, er maulte und muckte auf: Walter Röhrl (Foto: dpa) konnte sich alles erlauben, denn er war der Beste. Der Rallye-Weltmeister 1980 und 1982 nimmt auch heute noch kein Blatt vor den Mund. So wie vergangene Woche in Daun. Dort wurde zum Auftakt des "Eifel-Rallye-Festivals" eine Zeitreise durch die Rallye-Karriere des Regensburgers uraufgeführt

Daun. Er galt als Genie und Grantler, er maulte und muckte auf: Walter Röhrl (Foto: dpa) konnte sich alles erlauben, denn er war der Beste. Der Rallye-Weltmeister 1980 und 1982 nimmt auch heute noch kein Blatt vor den Mund. So wie vergangene Woche in Daun. Dort wurde zum Auftakt des "Eifel-Rallye-Festivals" eine Zeitreise durch die Rallye-Karriere des Regensburgers uraufgeführt."Leider", sagte der "Jahrtausend-Pilot" (RTL-Formel-1-Experte Christian Danner) nach der Filmpremiere, "ist heute der Kontakt zwischen Fans und Fahrern praktisch nicht mehr vorhanden. Früher konnte der Fan dir noch auf die Schulter klopfen und mit dir reden. Das Entscheidende bleibt doch, dass man nah am Volk ist, sonst wird das irgendwann zum Zirkus".

Womit wir schon beim Formel 1-Zirkus wären. Röhrls Verhältnis dazu? "Ich hab mich dafür nimmer so interessiert, weil ich der Meinung bin, da werden zu viele politische Dinge hineininterpretiert, die der Formel 1 schaden. Aber da ich zu Saisonbeginn den Sebastian Vettel kennen gelernt habe, den ich als einen ganz tollen Menschen finde, der ganz normal ist und mit beiden Füßen auf dem Boden steht, verfolge ich die Formel 1 wieder mehr."

Überhaupt nicht einverstanden ist Röhrl mit den Spielregeln der Formel 1, die auch während der Saison geändert werden. Entsprechend deftig röhrt Röhrl: "Was da in Sachen Reglement alles passiert, veranlasst mich eher, zu sagen: Ich schau denen nicht mehr zu, weil ich mich nicht gern vorführen lasse. Da sind Menschen, die mit Ellbogen durchs Leben gehen. So was hasse ich."

Mit Michael Schumachers Einstieg in die Eliteklasse wuchs das Interesse des langen Bayers, hielt sich dann aber doch in Grenzen. Er erklärt auch, warum: "Ich hab' schon damals gewisse Dinge mitbekommen, wie was gedreht wird, dass wieder irgend einem Team mehr erlaubt wird, dass dessen Fahrer bei der Stange bleibt. Es ist ja heuer auch wieder so, dass Bernie Ecclestone den Ferrari-Leuten wieder mal helfen will. Das sind Dinge, die gefallen mir nicht. Wenn einer besser ist, dann ist er einfach besser. Dann kann ich nicht mit aller Gewalt versuchen, ihn einzubremsen."

Dass Schumacher sich mit seinem Rücktritt vom Rücktritt selbst eingebremst hat, ist für den 64-Jährigen unbegreiflich. "Schumachers Rückkehr ist seine persönliche Sache. Ich aber hätte das niemals im Leben gemacht. Wenn ich jetzt nochmals fahren würde und ich würde Vierter oder Fünfter werden, würde ich das alles nicht mehr glauben, was ich gerade in dem Film über mich gesehen habe. Ich hätte alle Zweifel, dass ich jemals gut war, ich würde es nicht ertragen. Aber wenn es ihm nichts ausmacht, muss er es machen." Und er gibt zu bedenken: "Der 16 Jahre jüngere Nico Rosberg fährt in der Regel schneller als der siebenmalige Weltmeister. Das ist Schumachers größtes Problem." Und: "Du kannst in dem Sport nicht zwei oder drei Jahre weg und gleich wieder top sein. Ich merke das beim Testen am Nürburgring. Wenn ich drei Monate nicht dort war, brauche ich einen halben Tag, bis ich wieder so fit bin wie vorher. Das hängt schon mit dem Alter zusammen." kos

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