Radsport Lisa Klein sorgt für eine Überraschung

Chemnitz · Die 20-jährige Radfahrerin aus Völklingen-Lauterbach gewinnt sensationell die deutsche Meisterschaft im Straßenrennen.

 Überglücklich umarmt Lisa Klein (rechts) nach dem Titelgewinn in Chemnitz ihre Kollegin Stephanie Pohl vom Team Cervélo Bigla. Pohl hatte die 20-Jährige im Straßenrennen gemeinsam mit Clara Koppenburg unterstützt.

Überglücklich umarmt Lisa Klein (rechts) nach dem Titelgewinn in Chemnitz ihre Kollegin Stephanie Pohl vom Team Cervélo Bigla. Pohl hatte die 20-Jährige im Straßenrennen gemeinsam mit Clara Koppenburg unterstützt.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Als Lisa Klein am Sonntag aufstand, lag noch alles da: der Blumenstrauß, die Medaille, das Trikot. Die 20-Jährige hatte die drei Dinge am Vorabend extra auf einem Tisch in ihrer Wohnung platziert. So, dass sie am nächsten Morgen wusste: Es war kein Traum. Die Radfahrerin aus Völklingen-Lauterbach ist am Samstag tatsächlich deutsche Meisterin auf der Straße geworden.

Nach 3:10:59 Stunden und 116,4 Kilometern auf einem Stadtkurs durch Chemnitz war Klein am Nachmittag knapp vor Lisa Brennauer über die Ziellinie gefahren. Eine Hundertstelsekunde lag die Saarländerin vor der großen Favoritin und dreimaligen Weltmeisterin aus Kempten. Anschaulicher gesprochen: eine Reifenbreite trennte die beiden Fahrerinnen nach einem „Tigersprung“ von Klein. So sah es jedenfalls auf dem Zielfoto aus, das Gewissheit über die Siegerin brachte. Lisa Klein bekam den Beweis von ihrer Mutter und Trainer Michael Beckert aufs Handy geschickt. Trotzdem: „Vor Ort konnte ich das noch gar nicht realisieren“, sagt Klein über den Überraschungserfolg.

Vor dem Start der deutschen Meisterschaften in Chemnitz hatte Klein von einer Medaille beim Zeitfahren geträumt, über das Straßenrennen nicht viele Worte verloren. „Ich bin ohne Erwartungen reingegangen“, erklärt sie: „Im Straßenrennen kann viel passieren.“ Da erschien der Kampf gegen die Uhr berechenbarer. Tatsächlich fuhr die Olympia-Teilnehmerin von Rio de Janeiro am vergangenen Freitag um eine Medaille mit. Auch dieser Wettkampf war zeitweise ein Duell zwischen Brennauer und Klein. Nach 15,6 Kilometern, der Hälfte der 31,20 Kilometer langen Strecke, lagen sie mit 20:20 Minuten gleichauf an der Spitze. Doch am Ende gewann die erfahrene Trixi Worrack (41:02 Minuten) – wie im Vorjahr. „Trixi ist es verhaltener angegangen und hat hintenraus mehr übrig gehabt“, sagt Klein über die geglückte Taktik der 35-Jährigen. Worrack war zwei Sekunden schneller als Brennauer im Ziel. Klein hatte zum Schluss einen Rückstand von 25 Sekunden. Das bedeutete: den vierten Platz. Keine Medaille. Doch die Enttäuschung dauerte nur bis zum Straßenrennen an.

Bei diesem Wettkampf hatte Klein einen Vorteil: Sie wurde von zwei Kolleginnen aus ihrem Team Cervélo Bigla unterstützt. Clara Koppenburg machte ab dem fünften Kilometer krägtig Tempo. Auch Stephanie Pohl half Klein, nachdem sie im Zeitfahren vor ihr auf dem dritten Platz gelandet war. „Wir konnten attackieren“, erklärt Klein. Und freut sich: „Meine Teamkolleginnen haben sich hundertprozentig in meinen Dienst gestellt. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.“ Für Klein war der Titel der bisherige „Höhepunkt“ einer guten Saison. Gestern brach sie nach Hause ins Saarland auf. Mitte der Woche geht es dann weiter zum Giro Rosa nach Italien.

Bei den Männern hat unterdessen Marcus Burghardt zum ersten Mal in seiner Karriere den Meistertitel auf der Straße geholt. Der Radprofi aus Sachsen gewann gestern sein Heimspiel in Chemnitz und verwies nach 213,4 Kilometern zeitgleich Emanuel Buchmann auf Platz zwei.

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