PSV Saar tanzt zum Goldenen Stern

Berlin. "Ich möchte gerade nicht mehr leben", murmelt sich Adrian Schmitz in seinen Bart. Schmitz gehört zu der Abordnung der Tanzsportabteilung des Polizeisportvereins (PSV) Saar, die sich auf den Weg nach Berlin gemacht hat, um bei der Preisverleihung der Sterne des Sports mit dabei zu sein

Berlin. "Ich möchte gerade nicht mehr leben", murmelt sich Adrian Schmitz in seinen Bart. Schmitz gehört zu der Abordnung der Tanzsportabteilung des Polizeisportvereins (PSV) Saar, die sich auf den Weg nach Berlin gemacht hat, um bei der Preisverleihung der Sterne des Sports mit dabei zu sein. Nun sitzt Schmitz da, im großen Konferenzsaal der DZ Bank am Brandenburger Tor, und ist nervös ohne Ende. Denn gerade ist Klaus Wehowsky, der Abteilungsleiter Tanzen beim PSV, auf die Bühne gerufen worden. Damit ist klar: Der PSV hat es bei dem vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den Volks- und Raiffeisenbanken durchgeführten Wettbewerb unter die besten drei Vereine in Deutschland geschafft - bei 2500 Mitbewerbern.

"Frau Merkel hat ein fliederfarbenes Sakko an", flüstert Astrid Schmitz ihrem Mann zu. Adrian Schmitz, der blind ist, nickt, seine ebenfalls blinde Tanzpartnerin Manuela Veith, die neben ihm sitzt, auch. Bundeskanzlerin Angela Merkel steht auf der Bühne und zeichnet heute die Preisträger aus, die für ihr soziales Engagement geehrt werden. Im vergangenen Jahr war Bundespräsident Horst Köhler der Laudator - ein Zeichen, welchen Stellenwert der seit 2004 existierende Wettbewerb genießt. Damals kam der Sieger aus dem Saarland - es war der TV Altstadt.

Seit Oktober 2008 tanzen Schmitz und Veith im Kurs des Polizei-Sportvereins. Vor zwei Jahren hat Klaus Wehowsky mit seiner Frau Karin die Tanzkurse für Menschen mit Behinderung ins Leben gerufen (die SZ berichtete mehrfach). Die Bandbreite im Tanzsportzentrum Ommersheim reicht von Tanzstunden für Menschen, die in Behindertenwerkstätten arbeiten, über Angebote für Multiple-Sklerose-Patienten bis hin zum Tanzen für Blinde. "Eigentlich wollten wir nur eine einzige Stunde für behinderte Menschen anbieten", erzählt Karin Wehowsky, "die Resonanz war aber viel größer".

Für Adrian Schmitz wird die Spannung unerträglich. Seine Beine zittern leicht, er trommelt mit den Fingern auf der Armlehne herum. Endlich öffnet Angela Merkel den Briefumschlag - und lässt die Katze aus dem Sack: Der Goldene Stern des Sports geht in diesem Jahr wieder ins Saarland. "Das liegt wohl am sportbegeisterten Saarland", sagt Saarlands Sportministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. "We are the champions", summt Adrian Schmitz vor sich hin. Klaus Wehowsky, den Goldenen Stern in Händen, hat Tränen in den Augen und sagt: "Das ist nur eine Etappe. Wir wollen das Projekt fortsetzen und ausbauen." Mit den 10 000 Euro Preisgeld soll im Ommersheimer Tanzsportzentrum eine behindertengerechte Toilette für Rollstuhlfahrer eingebaut werden. Außerdem sucht der Verein noch geschultes Personal, das Karin Wehowsky unterstützt.

Nach der Verleihung wird in der saarländischen Landesvertretung in Berlin bei einem Empfang zünftig gefeiert. Adrian Schmitz erfüllt sich einen Traum, zeigt, was er gelernt hat, und legt mit Annegret Kramp-Karrenbauer einen flotten Walzer aufs Parkett. Und seine Aufregung von vor drei Stunden? Die ist längst verflogen.

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