Projekt gescheitert

Hoffenheim. Holger Stanislawski ist gestern als Trainer von Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim entlassen worden. Das teilte der Club am Tag nach dem 0:1 im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Zweitligist Greuther Fürth mit. Nachfolger soll angeblich Markus Babbel werden

Hoffenheim. Holger Stanislawski ist gestern als Trainer von Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim entlassen worden. Das teilte der Club am Tag nach dem 0:1 im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Zweitligist Greuther Fürth mit. Nachfolger soll angeblich Markus Babbel werden. Der war nach dem letzten Spiel vor der Winterpause, das in Hoffenheim (1:1) stattfand, nach einer wochenlangen Posse um seine eventuelle Vertragsverlängerung bei Hertha BSC entlassen worden.Es sei besser, "die Zusammenarbeit im Interesse aller zu beenden. Die jüngsten sportlichen Entwicklungen waren ausschlaggebend", sagte Manager Ernst Tanner zu Stanislawskis Entlassung. Ein Sieg aus zehn Liga-Spielen, Platz acht, dazu das Pokal-Aus waren zu viel für die Clubführung.

"Wir sind alle enttäuscht. ,Stani' war vom Typ her ein super Trainer, der immer ein offenes Ohr hatte", sagte Kapitän Andreas Beck. Torhüter Tom Starke gab zu bedenken, dass "die Entwicklung in die falsche Richtung" geht. Die Spieler dürften aber nicht über den Rauswurf jammern: "Da hat jeder eine Aktie dran." Gescheitert ist Stanislawski aber an der Ungeduld der 1899-Führung. Dem eingeleiteten Sparkurs fielen Leistungsträger zum Opfer - Demba Ba (Newcastle United), Chinedu Obasi (an Schalke 04 ausgeliehen), Vedad Ibisevic (VfB Stuttgart) und Gylfi Thor Sigurdsson (an Swansea City ausgeliehen) -, die Ansprüche wurden aber nicht nach unten korrigiert.

Der allmächtige Mäzen Dietmar Hopp, ohne dessen Geld 1899 nicht in der Bundesliga spielen würde, hatte den Trainer dann Anfang der Woche öffentlich angezählt. Keine Linie sei bei Stanislawski zu erkennen, sagte der Milliardär. Der Anfang vom Ende. Doch Mannschaft und Fans solidarisierten sich mit dem Trainer. "Wir wollten die Situation mit einem Sieg beruhigen, das ist uns nicht gelungen", sagte Beck nach dem Pokal-Spiel. Fans hatten "Pro-Stani"-Plakate dabei, beim Verlesen der Aufstellung gaben sie allen Spielern den Nachnamen Stanislawski.

"Die unverständliche Entscheidung bedient jedes negative Vorurteil, das bezüglich Hoffenheim in der Welt ist. Wir vermissen jegliche demokratische Strukturen im Verein, die sportliche Leitung lässt sich zu Spielbällen machen", kritisierte Thomas Schmitz-Günther, Sprecher des Fanverbands "Supporters Hoffenheim".

Manager Tanner steht nun auch unter Druck. Zwei Trainer hat er seit der Trennung von Ralf Rangnick geholt. Beide blieben kein Jahr. Und sein Verhältnis zu Hopp ist angeschlagen. Bei der Suche für Stanislawskis Nachfolger sind sie sich uneins. Hopp soll Tanner aufgefordert haben, mit Babbel zu reden. Tanner favorisiert A-Jugendtrainer Alfons Higl. Diesen wollte er bereits holen, als im Januar 2011 Rangnick hingeworfen hatte. Nachfolger wurde aber Rangnicks Co-Trainer Marco Pezzaiuoli. Er musste zum Saisonende wieder gehen. Stanislawski kam von Absteiger FC St. Pauli. Der Mann mit dem Kult-Status sollte dem Retorten-Club ein Gesicht geben. "Durch ihn ist ein neues Wir-Gefühl entstanden. Er hat die Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen und zu begeistern", hatte Hopp zu Saisonbeginn gesagt. dapd/red

Foto: Bilan/dapd

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