Diskussion um mögliche Lockerungen Professor Tim Meyer: Kinder und Jugendliche im Saarland vollumfänglich zurück in den Sport

Saarbrücken · In der Diskussion um mögliche Lockerungen nach Ostern im Saarland hat Professor Tim Meyer, Internist der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes, die vollumfängliche Öffnung des Sports für Kinder und Jugendliche vorgeschlagen.

Professor Tim Meyer, Internist der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes.

Professor Tim Meyer, Internist der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes.

Foto: Andreas Schlichter

„Wir haben als Grundsatz aufgenommen, dass es uns noch wichtiger ist, Kinder und Jugendliche zum Sport zurückzubringen, als Erwachsene. Die positiven Wirkungen des Sports für diese Altersgruppe muss ich nicht alle aufzählen. Wir haben uns von dem Gedanken leiten lassen, dass das, was die Regierung für ausreichend hält in Kindergärten und Schulen, auch ausreichend sein sollte für den Sport.“, sagte Meyer, der ein Konzept für einen Wiedereinstieg des Amateur-, Kinder- und Jugendsports in der Corona-Pandemie erarbeitet hat. Meyer kritisierte die bisherigen Regelungen bezüglich des Sports in den Rechtsverordnungen als „sehr sportfern und bürokratisch wirkend. Beispielsweise die vorgegebenen Gruppengrößen im Training: Ich kann da die Sportarten und ihre Eigenarten nicht wirklich wiedererkennen, sondern sehe da eher, dass einfach das Dezimalsystem bemüht wurde. Mal fünf Sportler, mal zehn, mal 15, mal 20. Das ist willkürlich und orientiert sich nicht an den Realitäten des Sports“, sagte Meyer, der federführend das Hygienekonzept für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) entwickelt hat.

Meyer teilt die Sportarten in drei Kategorien ein. In der ersten Kategorie befinden sich die Sportarten, die draußen stattfinden ohne Nähe der Sporttreibenden – der günstigste Fall. Am ungünstigsten sind die Sportarten drinnen, die mit Nähe der Sporttreibenden stattfinden. Dazwischen gibt es die Sportarten, die entweder draußen stattfinden und bei denen eine gewisse Nähe entsteht, und diejenigen, die drinnen stattfinden ohne Nähe der Sporttreibenden. „Die Sportarten der ersten Kategorie – draußen und ohne Nähe, wie etwa Einzelspiele im Tennis – können meiner Meinung nach sofort wieder in den Trainingsbetrieb gehen“, sagt Meyer, „die ungünstige Variante – drinnen mit Nähe – kann nur mit einem vorgeschalteten Testkonzept wieder starten. Die mittlere hat die Wahl: Entweder liefern die Sportarten Konzepte, wie sie trainieren können mit organisatorischen Auflagen, zum Beispiel Abstände. Oder, wenn das für sie nicht praktikabel ist, sie machen auch ein Testkonzept.“

Meyers Konzept stieß beim Landessportverband für das Saarland (LSVS) auf großen Anklang, auch der Sportausschuss des saarländischen Landtages beschied es positiv beschieden. Die Landesregierung um Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat es aber in der Rechtsverordnung, die ab 6. April gelten soll, nicht berücksichtigt. „Wenn die Politik den Weg der Inzidenzen nicht gänzlich verlassen möchte, dann könnte man ja den Einstieg in ein solches Konzept durchaus an einen Inzidenzwert koppeln – und dann mit dem Konzept weiterarbeiten, ohne dass die Inzidenz noch eine weitere Rolle spielt“, sagte Meyer, „vielleicht hilft unser Vorschlag wenigstens dabei, einmal zu diskutieren, ob es vernünftige Alternativen zum aktuellen Vorgehen gibt, die die Bedürfnisse des Sports besser berücksichtigen, ohne zu große Risiken einzugehen.“

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