Polit-Krimi im Pferdesport

Aachen · Geld und teure Pferde lockten zwei deutsche Topreiter vor einiger Zeit in die Ukraine. Nun bedrohen Korruptionsvorwürfe gegen den Pferdebesitzer ihren Start bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Der eine ist gar nicht da, der andere trainiert in Aachen nur seinen Sohn - doch alle reden beim CHIO über Ulrich Kirchhoff und Rene Tebbel. Die beiden Top-Reiter sind in der Soers wegen der Korruptionsvorwürfe gegen den Besitzer ihrer Pferde überall Gesprächsthema. Denn der Doppel-Olympiasieger von 1996 und der dreimalige deutsche Meister haben sich sportlich für Olympia qualifiziert, drohen jetzt aber Opfer eines Wirtschafts- und Politik-Krimis zu werden.

"Ich wäre traurig und geknickt, wenn es nicht klappen sollte", sagt Kirchhoff. "Olympia ist ein Traum, das weiß ich aus Erfahrung." Der Goldgewinner von 1996 in Atlanta reitet wie Tebbel seit ein paar Jahren für die Ukraine. Geld und teure Pferde des ukrainischen Multimillionärs Alexander Onischtschenko verlockten zum Nationalitäten-Wechsel. Onischtschenko ist seit mehr als einem Jahrzehnt eine der schillerndsten Gestalten des weltweiten Reit-Zirkus. Er kaufte mit vielen Millionen Euro Pferde im Dutzend, engagierte Reiter aus Deutschland, Belgien und anderen Ländern. Doch jetzt floh der 47-Jährige aus der Heimat, weil ihm seine Abgeordnetenimmunität aufgrund von Korruptionsvorwürfen entzogen wurde. Bankkonten sollen gesperrt sein.

Fast zeitgleich erwarb Paul Schockemöhle 44 Pferde von Onischtschenko. Das Problem für Tebbel und Kirchhoff: Olympia-Pferde müssen laut Reglement auf das jeweilige Land zugelassen sein. Die für Rio vorgesehenen Tiere müssen also ukrainisch sein. Nach diversen Gesprächen scheint eine Lösung gefunden, auch wenn Kirchhoff sagt: "Wie genau das Geschäft läuft, weiß ich nicht." Über Geld wird auch im Pferdesport nicht gerne geredet.

Laut Tebbel sind die vier für die Ukraine eingeplanten Olympia-Reiter jetzt "anteilig" Besitzer der Pferde . Der Trick: Als Besitzer des Pferdes Zipper sind beim Weltverband FEI inzwischen René Tebbel und die Paul Schockemöhle Pferdehaltung GmbH registriert. Und da der in Emsbüren lebende Tebbel für den Weltverband als Ukrainer gilt, ist auch das Pferd ukrainisch. Entsprechend wurden für Prince de la Mare am 27. Juni als Besitzer der Neu-Ukrainer Ulrich Kirchhoff und ebenso die Schockemöhle Pferdehaltung eingetragen.

Ob es tatsächlich klappt, wird sich kurzfristig zeigen - vielleicht erst in Brasilien. Beim Weltverband heißt es dazu: "Vorausgesetzt ihre Nationalität bleibt ukrainisch, wären die Pferde berechtigt, in Rio zu starten." Ob die Iren protestieren, die bei einem Ausfall der Ukraine nachrücken würden, ist offen.

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