Polens Probleme bei der Organisation der EM 2012

Danzig. Kaum eine wichtige Straße in Danzig, auf der nicht Bauarbeiten stattfinden, die schleppend vorangehen. Mit großer Verspätung wurde zumindest das Ostsee-Stadion fertig. Das Testspiel der polnischen Nationalelf gestern gegen Deutschland war die Eröffnung der Arena, nachdem das für Juni geplante Eröffnungsspiel gegen Frankreich nach Warschau ins alte Legia-Stadion verlegt wurde

Danzig. Kaum eine wichtige Straße in Danzig, auf der nicht Bauarbeiten stattfinden, die schleppend vorangehen. Mit großer Verspätung wurde zumindest das Ostsee-Stadion fertig. Das Testspiel der polnischen Nationalelf gestern gegen Deutschland war die Eröffnung der Arena, nachdem das für Juni geplante Eröffnungsspiel gegen Frankreich nach Warschau ins alte Legia-Stadion verlegt wurde. "Das Spiel ist Standortbestimmung für die Organisation und Infrastruktur", sagt Marcin Herra, Chef des EM-Organisationskomitees. Dabei war die Partie gegen Deutschland in Warschau im Nationalstadion geplant. Doch das ist nicht fertig. Im November soll es soweit sein.Neun Monate vor der Europameisterschaft hinkt Polen von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) gesetzten Fristen weit hinterher. Das Stadion in Breslau ist zwar fertig - aber erst, nachdem den Baufirmen der Auftrag wegen Verzögerungen entzogen wurde und eine deutsche Firma die Arbeiten vollendete. Dort findet am Samstag der Boxkampf von Schwergewichts-Weltmeister Vitali Klitschko aus der Ukraine gegen den Polen Tomasz Adamek statt. Nur in Posen, dem vierten polnischen EM-Spielort, ging es recht reibungslos, weil das Stadion nur modernisiert wurde.

Uefa-Präsident Michel Platini ist genervt. Er war Fürsprecher der Vergabe der EM nach Ost-Europa - und musste Anfang 2011 mehrfach damit drohen, diese in andere Länder zu verlegen, um Schwung in die Arbeiten zu bringen. Herra erklärt: "Wir wollten ein Jahr vor der EM alles fertig haben. Nun werden wir Ende 2011 fertig sein." Kein Trost ist, dass es bei Co-Gastgeber Ukraine nicht besser aussieht. Die größten Probleme gibt's bei der Infrastruktur. Polen will mit 200 Milliarden Euro Straßen, Bahnlinien, Flughäfen auf westlichen Standard heben. Doch viele Projekte werden nicht fertig. In Warschau sorgt der Bau der Ringautobahn für Staus. Der Bau der Autobahn von Berlin nach Warschau war zum Erliegen gekommen. Laut Herra soll bei der EM das Stück bis Posen befahrbar sein. Die Fertigstellung des 92-Kilometer-Abschnitts von Lodz nach Warschau - ein Wettlauf gegen die Zeit. Zwischen allen anderen EM-Städten gibt's keine Autobahnen.

Die Eisenbahn fährt im Vorkriegs-Tempo. Die Modernisierung der Hauptstrecken, wie von Warschau nach Danzig, - erst 2013 vollzogen. Herra verspricht, dass bei der EM zumindest die Fahrzeit für die 380 Kilometer von acht auf fünf Stunden verkürzt werden soll. Dabei hofft Polen auf eine Million EM-Touristen. Aber viele Fans aus Deutschland werden mit Autos erwartet - was auf den eh überlasteten Straßen zum Chaos führen könnte.

Mannschaften und EM-Mitarbeiter erwartet dagegen ein Dauer-Flugerlebnis. Der Flughafen in Warschau ist erweitert, der in Danzig ein Bauplatz. Ob Polens Fluggesellschaft Lot mit ihrer kleinen Flotte die große Nachfrage stemmen kann - fraglich. Wer zu Spielen in die Ukraine fliegt, muss nachts wieder zurück, weil es bis auf Kiew in den EM-Städten an Hotels mangelt. Laut Uefa könnten somit die Flughäfen zur größten Problemzone werden.

Auch Hooligans sind ein Problem. Randale mit Toten, Übergriffe auf Spieler, Schiedsrichter - Alltag. Nach Krawallen blieben im Mai und Juni sogar Stadien für Zuschauer geschlossen. dapd

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