Fußball Lohn für außergewöhnliche Kontinuität

Heidenheim · Der Zweitligist 1. FC Heidenheim hat einen sagenhaften Aufstieg hinter sich, der mit zwei Personen fest verbunden ist.

 Er ist der Inbegriff des Heidenheimer Fußballers. Kapitän Marc Schnatterer (33) ist seit Juli 2008 beim 1. FC Heidenheim und stieg mit dem Verein von der Regionalliga in die 3. Liga und dann in die 2. Liga auf.

Er ist der Inbegriff des Heidenheimer Fußballers. Kapitän Marc Schnatterer (33) ist seit Juli 2008 beim 1. FC Heidenheim und stieg mit dem Verein von der Regionalliga in die 3. Liga und dann in die 2. Liga auf.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Für den 1. FC Heidenheim ist dieses Spiel gegen den FC Bayern im Prinzip eine Belohnung für 25 Jahre harte Arbeit. Als Landesligist plante der Club 1994 die Rückkehr in die Oberliga, nach dem Aufstieg zehn Jahre danach folgte das Ziel 2. Fußball-Bundesliga. Noch nie kam es seither zu einem Duell mit den Profis vom deutschen Rekordmeister – am heutigen Mittwochabend ist es so weit.

„Man träumt immer davon, mal gegen die Bayern zu spielen. Und jetzt ist es ein Viertelfinale, in dem es auch noch um etwas geht. Da wird ein kleiner Traum wahr“, sagt Heidenheims Kapitän Marc Schnatterer vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale in München (18.30 Uhr/Sky). Endlich dürfen die Heidenheimer Profis über „das größte Spiel der Vereinsgeschichte“, wie es Trainer Frank Schmidt bezeichnet, sprechen. Die Begriffe „Pokal“ und „FC Bayern“ standen in der Kabine bis zum Wochenende auf dem Index – 20 Euro kostete ein Vergehen.

Schnatterer ist seit Juli 2008 in dem Verein, der eine starke Saison spielt. In der 2. Bundesliga hat der FCH als Sechster nur vier Punkte Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz, im Pokal-Achtelfinale schickte das Team Bayer Leverkusen mit 2:1 nach Hause. Schnatterer stieg mit dem Club von der Regionalliga erst in die 3. Liga, 2014 dann in die 2. Liga auf – er ist der Inbegriff des Heidenheimer Fußballers.

„Vorne Schnatterer – legendär“, sagte sogar Weltmeister Mats Hummels am vergangenen Wochenende über die Nummer sieben. „Das ist ein Respekt, den er mir entgegenbringt für das, was ich hier geleistet habe und auch für meine Treue dem FC Heidenheim gegenüber. Das ist eine schöne Wertschätzung unter Fußballer-Kollegen, die mich stolz macht“, sagt Schnatterer zu der Aussage des Münchner Innenverteidigers.

Wie Frank Schmidt, der inzwischen seit zwölf Jahren Cheftrainer in Heidenheim und damit dienstältester Profi-Coach in Deutschland ist, gehört Schnatterer zum Inventar. Übertroffen werden beide aber noch von Geschäftsführer Holger Sanwald, der 1994 als Abteilungsleiter Fußball anfing. „Wir sind ein ganz bodenständiger Verein, der sich mit harter Arbeit über 25 Jahre von der Landesliga bis in die 2. Liga hochgearbeitet hat“, sagt Sanwald: „Das ist ein großartiges Gemeinschaftswerk, wir haben über 500 Sponsoren und Partner.“ Entsprechend verwurzelt ist der FC Heidenheim rund um die Stadt mit 50 000 Einwohnern – in München rechnet der Club mit bis zu 10 000 Fans.

Aus Spielen gegen den TSV 1860 München kennen die Heidenheimer das Stadion bereits und sind, wie Sanwald mit einem Schmunzeln betont, dort sogar noch ungeschlagen. „Wir wissen, dass der FC Bayern sich in einer ganz anderen Fußball-Welt, einer ganz anderen Dimension bewegt als der FC Heidenheim. Viele Augen werden auf uns gerichtet sein, und alle, die den FC Bayern nicht so mögen, drücken uns die Daumen“, sagt Sanwald: „Wir sind uns aber bewusst, dass es auch eine Lehrstunde werden kann.“

Abschenken wollen die Spieler um Kapitän Schnatterer die Partie aber auf keinen Fall. „Die Chance ist wohl kleiner als fünf Prozent, aber man geht so ein Spiel trotzdem so an, dass man gewinnen möchte. Wir haben das Spiel sicher nicht als Betriebsausflug auserkoren“, sagt der 33-Jährige, der schon als Kind Fan des FC Bayern und von Mehmet Scholl war: „Wir wollen uns gut verkaufen.“ Im Halbfinale des DFB-Pokals war der Club übrigens auch noch nie.

 Frank Schmidt ist der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball.

Frank Schmidt ist der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball.

Foto: dpa/Peter Steffen

Wie man den FC Bayern schlägt, weiß Trainer Schmidt übrigens ganz genau, auch wenn er keinen großen Hehl daraus machen will. Schmidt stand 1994 als Verteidiger in der Mannschaft des TSV Vestenbergsgreuth, der in der ersten Pokalrunde die Bayern sensationell mit 1:0 besiegte. Jetzt äußert er sich lieber über seinen Münchner Trainerkollegen Niko Kovac, vor dem er größte Hochachtung hat. „Was er mit Eintracht Frankfurt erreicht hatte, war schon stark. Der Schritt nach München war absolut logisch aus meiner Sicht“, sagt Schmidt: „Dann in seiner authentischen Art die Ruhe zu bewahren, während er komplett auseinandergeschraubt wird, hat mich beeindruckt.“ Am heutigen Abend aber will er mit seiner Mannschaft um Kapitän Schnatterer und den Webenheimer Patrick Schmidt beeindrucken, das ist klar.

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