Podolski darf als Kapitän abtreten

Dortmund · Der Abschied von Lukas Podolski steht heute im Testspiel gegen England im Mittelpunkt. Auch für Jonas Hector wird es ein besonderer Abend sein.

 Ihr letztes Mal: Bundestrainer Joachim Löw (links) und Lukas Podolski haben am Tag vor dem Abschied ihren Spaß. Foto: Becker/dpa

Ihr letztes Mal: Bundestrainer Joachim Löw (links) und Lukas Podolski haben am Tag vor dem Abschied ihren Spaß. Foto: Becker/dpa

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Joachim Löw warf noch einmal einen kurzen Blick auf den Weltmeister-Bus von 2014, dann umarmte er herzlich Lukas Podolski. Vor dem emotionalen Abschiedsspiel des Fanlieblings gegen England wurde der Bundestrainer im Deutschen Fußballmuseum mit schönen gemeinsamen Erinnerungen konfrontiert. Doch für Löw zählt die Vergangenheit nicht mehr: Mit dem Länderspiel-Klassiker heute Abend (20.45 Uhr/ARD) startet er auf den Weg Richtung erfolgreicher Titelverteidigung bei der WM 2018 in Russland. Die Voraussetzungen könnten aber besser sein.

"Wir hatten vier Monate kein Spiel und jetzt ein Training vor dem Spiel gegen England. Da ist in der Vorbereitung nicht viel rauszuholen", sagte Löw, der die Situation als "alles andere als wünschenswert" bezeichnete. Auch die personelle Lage ist angespannt. Torhüter Manuel Neuer sagte für die Begegnung gegen den Weltmeister von 1966 und das WM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18 Uhr/RTL) in Baku gegen Aserbaidschan mit Wadenproblemen ab. Gegen England muss Löw zudem auf die Weltmeister Mesut Özil und Julian Draxler (beide muskuläre Probleme im Oberschenkel) sowie Torjäger Mario Gomez (Adduktorenprobleme) verzichten.

Daher dürfte Löw das Prestigeduell zu Experimenten nutzen. Timo Werner von RB Leipzig könnte als 87. Spieler der Ära Löw sein Debüt in der Nationalmannschaft feiern. "Ich habe einige Gedankenspiele", sagte Löw, der sich in Sachen Aufstellung noch nicht festlegen wollte. Es würde aber nicht verwundern, wenn Werner in der Startelf stehen würde. "Wenn er sich so weiterentwickelt, hat er eine gute Karriere in der Nationalmannschaft vor sich", sagte Löw über den 21-Jährigen, dem er zuletzt "das Potenzial zur Weltklasse" bescheinigte. Für Werner wäre es jedenfalls "eine Riesenehre, wenn ich mein erstes Länderspiel machen darf".

Während sich Löw bei seinen Personalentscheidungen nicht in die Karten schauen ließ, legte er sich bei einer Entscheidung fest: Podolski wird das DFB-Team in seinem 130. und letzten Länderspiel als Kapitän aufs Feld führen. "Das ist sensationell, mehr geht nicht", sagte Podolski, dessen Familie und Freunde beim Abschiedsspiel dabei sein werden. Im Dortmunder Stadion endet ein langer Weg, den Löw und Podolski gemeinsam gegangen sind. "Dabei haben wir auch Enttäuschungen erlebt", sagte Löw: "Aber mit dem WM-Titel auch den größten Triumph gefeiert, den ein Fußballer erreichen kann."

Löw will diesen Moment im kommenden Jahr noch einmal erleben. Obwohl er 2017 stets als Perspektiv-Jahr bezeichnet hat, will er wichtige Erkenntnisse gewinnen. Der Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) bietet die Möglichkeit, weitere Spieler an die Mannschaft heranzuführen. Gegen England könnten schon Innenverteidiger Niklas Süle von 1899 Hoffenheim oder Emre Can vom FC Liverpool in der Startelf stehen. "England befindet sich im Wandel. Sie haben inzwischen mehr Ballbesitz und spielen offensiver und mutiger", urteilte Löw über den Rivalen, gegen den zuletzt vor 30 Jahren ein Heimsieg gelang.

Den größeren Stellenwert besitzt für den Bundestrainer aber die Partie in Baku. Die Qualifikation will Löw weiter "gnadenlos durchziehen" - und das mit dem Stammpersonal. Zu dem zählt auch der Auersmacher Jonas Hector vom Bundesligisten 1. FC Köln. Der 26-Jährige wird ziemlich sicher heute Abend, spätestens aber am Sonntag sein 26. Länderspiel bestreiten und damit zum alleinigen Rekordnationalspieler aus dem Saarland aufsteigen. Aktuell hat Hector 25 Partien für Deutschland bestritten und damit genauso viele wie der Neunkircher Stefan Kuntz, der inzwischen U21-Nationaltrainer ist.

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