Platinis Visionen: Erst Europa-EM, dann Winter-WM

Dubai. Katar erwartet bestes Fußball-Wetter. Nur fünf Prozent Regenwahrscheinlichkeit, eine angenehme Brise vom Persischen Golf, gut neun Sonnenstunden, 17 bis 24 Grad. Es wäre der perfekte Moment, mit einer Weltmeisterschaft zu beginnen. Doch es gibt ein Problem: Die Prognose bezieht sich auf den Tag des Jahreswechsels. Einen Wintertag

 Michel Platini ist ein Querdenker, der mit seinen Ideen im Fußball für Aufsehen sorgt. Foto: Hoslet/dpa

Michel Platini ist ein Querdenker, der mit seinen Ideen im Fußball für Aufsehen sorgt. Foto: Hoslet/dpa

Dubai. Katar erwartet bestes Fußball-Wetter. Nur fünf Prozent Regenwahrscheinlichkeit, eine angenehme Brise vom Persischen Golf, gut neun Sonnenstunden, 17 bis 24 Grad. Es wäre der perfekte Moment, mit einer Weltmeisterschaft zu beginnen. Doch es gibt ein Problem: Die Prognose bezieht sich auf den Tag des Jahreswechsels. Einen Wintertag. Im Sommer sieht es rund um Doha anders aus: Bis zu 55 Grad können es werden. Dennoch hat Katar den Zuschlag für die WM 2022 erhalten. Auch Michel Platini hat für das Emirat als Ausrichter gestimmt. Doch irgendwie scheint er damit nicht mehr glücklich zu sein. Jetzt kämpft der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) für eine Verlegung des Turniers in den Winter. "Das wäre eine richtig gute Sache", sagte Platini am Freitag in Dubai, ". Und: "Einige Nachbarn" am Persischen Golf könnten doch auch Spiele ausrichten.

Die großen Fußball-Ligen spielen normalerweise bis kurz vor Weihnachten. Dennoch würde Platini die WM gerne im "November und Dezember 2022" ausgetragen sehen. Das wäre nicht weniger als eine Revolution. Nie begann eine WM nach dem 27. Mai (1934), nie endete sie nach dem 30. Juli (1966). Im Januar kann nicht gespielt werden, weil dann die Olympischen Winterspiele 2022 stattfinden.

Platini scheut die Diskussion nicht, mit Revolutionen kennt er sich aus. Gerade erst hat er bei der Uefa seine so genannte Europa-EM durchgedrückt - eine Europameisterschaft, die auf zwölf oder 13 Metropolen auf dem Kontinent verteilt wird. Und nun die Winter-Weltmeisterschaft. Pikant in diesem Zusammenhang ist, dass Platinis Sohn Laurent Europa-Chef der QSI ist. Die "Qatar Sports Investment Group", ein Zweig der milliardenschweren staatlichen Qatar Investment Authority (QIA), treibt mit Unsummen den Plan voran, den Kleinstaat mit 1,7 Millionen Einwohnern zum Zentrum des Weltsports zu erheben. Der bisher beste Plan des Emirats sieht vor, alle Stadien mit enormem Aufwand herunterzukühlen, damit es kein zweites Mexiko gibt. 1986 musste dort in der glühenden Mittagshitze gespielt werden, um die Spiele zur besten Sendezeit in Europa live am Abend übertragen zu können. "Der Fußball bringt sehr viel Geld ein, aber wir müssen ihn auch schützen", erklärte Platini.

Der Franzose Platini, früher ein Genie am Ball, hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder positioniert. Meistens so, dass er Joseph Blatter Auge in Auge gegenübersteht. So war es bei der Torlinien-Technik, die der Präsident des Weltverbandes Fifa liebt, Platini aber verabscheut, und so ist es auch jetzt. Als er über die Möglichkeit sprach, dass Katar weitere Golfstaaten in die WM 2022 einbeziehen könnte, sagte Platini, man müsse den Gastgeber fragen - oder den künftigen Fifa-Präsidenten. Und der könnte er selbst sein. Interesse hat er auf jeden Fall. Populäre Themen schaden in diesem Zusammenhang nicht, die WM-Vergabe wird schließlich von Verschwörungstheorien und Bestechungsvorwürfen begleitet. Es wäre ja "gut", wenn Katar die Stadien abkühle, sagte der 57-Jährige, aber das größte Sportereignis der Welt solle doch besser "im geeigneten Moment" über die Bühne gehen. Also dann, wenn es nicht brüllend heiß ist. Katar lässt das kalt. Das Emirat bewirbt sich lieber intensiv um Olympia 2024. Sommerspiele, wohlgemerkt. "Das wäre eine richtig gute Sache, alle würden davon profitieren."

Uefa-Präsident Michel Platini zur Verlegung der WM 2022 in den Winter

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