Pini kommt Rauswurf zuvor

Saarbrücken · Sebastian Pini ist zurückgetreten. Der Vize-Präsident des 1. FC Saarbrücken will damit den Druck von der Mannschaft nehmen, sagt er. Andere sagen, er sei seinem Rauswurf damit nur zuvorgekommen.

Vergangenen Freitag ließ er sein Amt ruhen, am Montagabend der Rücktritt: Sebastian Pini ist nicht mehr Vize-Präsident des 1. FC Saarbrücken . Das gab der Verein gestern in einer Pressemitteilung bekannt. "Sebastian Pini hat mich gestern von seiner Entscheidung unterrichtet, sein Amt mit sofortiger Wirkung niederzulegen", erklärt darin Michael Arnold, Aufsichtsrats-Chef des Fußball-Regionalligisten. "Seine persönlichen Interessen hat er dabei komplett hintenangestellt. Diese Entscheidung verlangt große Anerkennung. Es ist sein Beitrag, dass die Ziele unseres 1. FC Saarbrücken wieder im Vordergrund stehen können", sagt Arnold.

Pini soll ein FCS-Mitglied genötigt haben, um eine Satzungsänderung auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins am 24. Februar zu verhindern. Mit Stadionverbot und Geldstrafe habe er gedroht, sollte der Fanclub nicht gegen die Satzungsänderung stimmen (wir berichteten). Der Fan machte den vermeintlichen Nötigungsversuch auf der Versammlung öffentlich. Seither brennt die beim FCS die Luft. Am Samstag gipfelte die schlechte Stimmung in einem Fan-Boykott beim 4:0-Heimsieg gegen Baunatal. Einige Anhänger verweigerten die Unterstützung, und in den Blocks rollten sie Plakate gegen Pini aus, die auch unter die Gürtellinie gingen. "Zuletzt lag der Fokus leider nicht auf dem Fußball. Wir haben eine tolle Mannschaft auf dem Platz, die jede Unterstützung verdient. Auch in das Team wurde die Unruhe zuletzt hereingetragen. Deshalb habe ich diesen Entschluss gefasst, damit beim FCS die wesentlichen Ziele wieder in den Vordergrund rücken können", erklärte Pini.

Dass gegen ihn die Staatsanwaltschaft wegen Nötigung ermittelt, spielt in seiner Stellungnahme keine Rolle. Als Eingeständnis will er seinen Rücktritt nicht verstehen. "Zu keinem Zeitpunkt hatte ich die Absicht, irgendjemand zu erpressen oder zu nötigen. Die sportlichen Ziele des FCS und die damit verbundenen weiteren Herausforderungen dürfen nicht durch eine solche Schmutzgeschichte leiden oder gefährdet werden. Dem sportlichen Erfolg ist meine Entscheidung geschuldet", so Pini. Dem widersprechen Infos unserer Zeitung, dass der FCS-Aufsichtsrat Pini in seiner gestrigen Sitzung vor folgende Wahl stellen wollte: Trete zurück - oder wir starten ein Vereinsausschlussverfahren. Zur Sitzung gestern kam es nicht, da Pini zurückgetreten war.

FCS-Aufsichtratsmitglied Horst Hinschberger wollte die SZ-Infos zwar nicht bestätigen, erklärte aber: "Pini hat sich selbst einen großen Gefallen getan, sein Amt an den Verein zurückzugeben." Die Fanproteste fand auch er übertrieben: "Es gibt keine Lynchjustiz hier, sondern ein rechtsstaatliches Verfahren, in dem die Justiz das Sagen hat - und nicht die Emotionen." Wer Pini nachfolgen soll, steht noch nicht fest. Auch nicht, was mit Claude Burgard passiert. Das Aufsichtsratsmitglied hat angeblich Telefongespräche zwischen Pini und dem Ultrachef aufgezeichnet. Diese Gespräche sollen die Nötigung belegen. Problem: Offenbar sind die Aufnahmen illegal und Burgard hat seine Kollegen im Rat nicht darüber informiert. Aussagen dazu gab es gestern nicht.

Meinung:

Der Rücktritt kommt zu spät

Von SZ-RedakteurMichael Kipp

Sebastian Pini ist zu spät zurückgetreten. Hätte er kurz nach der Mitgliederversammlung sein Amt zumindest ruhen lassen, gerne auch mit dem Verweis auf staatsanwaltliche Ermittlungen, wären viele Dinge nicht passiert. So hätte es am Samstag keine Fanproteste gegen ihn gegeben. Keine Plakate, die einen Menschen unwürdig an den Pranger stellen. Jetzt zu behaupten, Pini habe sich das alles selbst eingebrockt, ist wahrscheinlich genau so falsch wie die Annahme, dass er sich als Vizepräsident wie ein Ehrenmann verhalten hat.

Ausgestanden ist die Geschichte noch nicht. Da ist noch die Causa Claude Burgard. Was passiert mit ihm? Er wusste vom vermeintlichen Nötigungsversuch, gab dem Aufsichtsrat aber nicht Bescheid. Da herrscht kein Vertrauen, eine Neuwahl wäre sicher von Nöten. Doch dazu ist eine Mitgliederversammlung nötig. Und auf die hat beim FCS offenbar keiner Lust.

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