Phelps entgeht Gefängnisstrafe, aber Zweifel an ehrlicher Reue

Baltimore · Michael Phelps trat mit gesenktem Kopf und reuiger Miene aus dem Gerichtssaal. Der Schwimm-Superstar war wegen seiner erneuten Alkoholfahrt zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden - verbunden mit einer unmissverständlichen Warnung.

"Wenn Sie die Botschaft jetzt nicht verstehen oder sie vergessen sollten", sagte Richter Nathan Braverman, "dann ist die einzige Option, die dem Gericht bleibt, das Gefängnis." Phelps (29) zeigte sich einsichtig. "Die letzten drei Monate waren mit die härtesten in meinem Leben", sagte der 18-malige Olympiasieger: "Was ich getan habe, war falsch."

Nach Angaben seines Anwalts hatte sich Phelps unmittelbar nach der Skandalfahrt am 30. September in seiner Heimatstadt Baltimore einer mehrwöchigen Entziehungskur unterzogen. "Während meines 45-Tage-Programms habe ich ein paar Dinge über mich herausgefunden, die ich vorher nicht wusste", sagte Phelps dem Richter. Er wolle seine Therapie in einer Gruppe der Anonymen Alkoholiker fortsetzen und könne nun "in eine sehr viel bessere Zukunft blicken".

Da Phelps jedoch wegen Trunkenheit am Steuer schon vor zehn Jahren zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt worden war, wird seine öffentlich inszenierte Läuterung in den USA angezweifelt. "Michael Phelps ein veränderter Mann? Wir werden sehen", schrieb die USA Today.

Fragezeichen stehen auch hinter der sportlichen Karriere des Ausnahmeschwimmers. Vom US-Verband ist Phelps wegen des erneuten Fehltritts für ein halbes Jahr gesperrt und für die Weltmeisterschaften 2015 im russischen Kasan als wichtigste Standortbestimmung vor Olympia in Rio de Janeiro nicht nominiert worden. Phelps will trotzdem noch mal angreifen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort