Pferd gedopt: Springreiter Ahlmann suspendiert

Hongkong. Vier Jahre, nachdem die deutschen Springreiter ihr Gold aus Athen wegen einer verbotenen Medikation von Ludger Beerbaums Pferd Goldfever zurückgeben mussten, sorgt Pferde-Doping erneut für Entsetzen. Und der deutsche Verband ist durch die positive Probe bei Christian Ahlmanns Pferd Cöster wieder mittendrin

 Christian Ahlmanns Pferd Cöster war sehr wahrscheinlich mit Capsaicin gedopt. Foto: dpa

Christian Ahlmanns Pferd Cöster war sehr wahrscheinlich mit Capsaicin gedopt. Foto: dpa

Hongkong. Vier Jahre, nachdem die deutschen Springreiter ihr Gold aus Athen wegen einer verbotenen Medikation von Ludger Beerbaums Pferd Goldfever zurückgeben mussten, sorgt Pferde-Doping erneut für Entsetzen. Und der deutsche Verband ist durch die positive Probe bei Christian Ahlmanns Pferd Cöster wieder mittendrin. Bei vier Springpferden wurde die verbotene Substanz Capsaicin festgestellt. "Jetzt haben wir unser Epo-, unser Radfahrer-Problem", sagt Hanfried Haring, Generalsekretär des deutschen Verbandes. "Der Schatten fällt auch auf alle anderen im Team", sagt Haring zum Fall Ahlmann und befürchtet einen großen Imageschaden für den deutschen Pferdesport, der in Hongkong drei Mal Gold gewann. Zweifel an der Schuld hat er trotz des fehlenden Ergebnisses der B-Probe nicht: "Kann doch keiner sagen, dass das vom Himmel fällt." 15 untersuchte Pferde, vier Positiv-Fälle, alle mit der Substanz Capsaicin: Vieles spricht dafür, dass der Wirkstoff systematisch genutzt wird.

Neben Ahlmann wurden Denis Lynch (Irland) mit Lantinus, Tony Andre Hansen (Norwegen) mit Camiro und Bernardo Alves (Brasilien) mit Chupa Chup erwischt und suspendiert. Der norwegischen Equipe droht der Verlust von Mannschafts-Bronze, sollte sich das Ergebnis bei Hansen in der B-Probe bestätigen.

Ahlmann verließ nach einer Anhörung fluchtartig Hongkong. Der Springreiter wurde aus der deutschen Olympia-Mannschaft ausgeschlossen. Er darf vorläufig bei keinem Turnier reiten.

Capsaicin ist nach Angaben des deutschen Mannschafts-Tierarztes Björn Nolting ein Bestandteil der Chili-Schote und kann zur Durchblutungsförderung oder Schmerzbehandlung verwendet werden. Möglich ist auch der Einsatz an Vorderbeinen oberhalb des Hufes, um die Haut zu reizen, was das Berühren der Stangen schmerzhafter macht. Die Substanz sei für Doping geeignet, weil sie "als flüchtig" gilt.

Alle deutschen Reiter haben ein Papier unterschrieben, wonach Tiere acht Wochen vor sowie während der Spiele nicht ohne Absprache mit dem Veterinär behandelt werden dürfen. Nolting versichert, von keiner Behandlung Cösters zu wissen.

Die vier Doping-Fälle bezeichnet Peter Hofmann, Vorsitzender des deutschen Springausschusses, als "Super-Gau für den Sport" und "absolute Katastrophe". Da denke "man natürlich darüber nach, welche Auswirkungen das auf den olympischen Reitsport hat". Pferdesport-Disziplinen gelten im Olympia-Programm wegen der hohen Kosten als Streichkandidaten.

Inmitten des Skandals gewann gestern Eric Lamaze (Kanada) mit Hickstead die Gold-Medaille im Einzel. Zweiter wurde Rolf-Goran Bengtsson (Schweden) mit Ninja. Die Deutschen Meredith Michaels-Beerbaum und Ludger Beerbaum mussten sich im Stechen um Bronze, das Bezzie Maden (USA) mit Authentic holte, geschlagen geben. Michaels-Beerbaum mit Shutterfly wurde Vierte, Beerbaum mit All Inclusive Siebter. dpa

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