Peugeot fordert Seriensieger Audi heraus

Le Mans. Es ist das wohl härteste Rennen im Motorsport - die 24 Stunden von Le Mans. In 24 Stunden legen die Fahrer mehr Kilometer zurück als die Formel-1-Piloten bei allen Saisonrennen. Vier Mal pro Runde rasen die Piloten mit Geschwindigkeiten jenseits der 300 Stundenkilometer über die Piste - tagsüber wie in tiefster Dunkelheit

 Die Peugeots überzeugten sowohl bei den Tests als auch im Training und hatten die Nase vor Audi vorn. Foto: SZ/Peugeot

Die Peugeots überzeugten sowohl bei den Tests als auch im Training und hatten die Nase vor Audi vorn. Foto: SZ/Peugeot

Le Mans. Es ist das wohl härteste Rennen im Motorsport - die 24 Stunden von Le Mans. In 24 Stunden legen die Fahrer mehr Kilometer zurück als die Formel-1-Piloten bei allen Saisonrennen. Vier Mal pro Runde rasen die Piloten mit Geschwindigkeiten jenseits der 300 Stundenkilometer über die Piste - tagsüber wie in tiefster Dunkelheit. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Top-Teams liegt trotz der Boxenstopps bei fast 240 Stundenkilometern. Und das auf einer Strecke, die den Rest des Jahres ihr Dasein teilweise als Landstraße fristet - mit tückischen Bodenwellen und von Lastwagen stammenden Spurrillen, die vor allem im Regen heikel sind.

In den vergangenen Jahren dominierten die Herren der Ringe die Rennen auf dem 13,6 Kilometer langen Rundkurs. Sieben Mal in neun Anläufen standen Audi-Piloten ganz oben auf dem Siegerpodest. 2006 gewannen die Ingolstädter sogar erstmals mit einem Diesel. Doch in diesem Jahr ist diese einzigartige Siegesserie in Gefahr. Mit dem Peugeot 908 HDI hat der Audi R10 TDI erstmals seit Jahren einen echten Herausforderer - die Löwen greifen nach dem Sieg. Bei den Testfahrten Anfang Juni dominierten die Franzosen. Die Ex-Formel-1-Piloten Pedro Lamy, Stephane Sarrazin und Alexander Wurz schockten die Konkurrenz mit einer Fabelzeit von 3:22,222 Minuten - es war die schnellste je gefahrene Runde. Am Ende lag Peugeot mehr als vier Sekunden vor dem besten Audi.

Allerdings: Die Löwen sorgten auch für eine Schrecksekunde: Marc Gene hob mit dem Auto ab, überschlug sich mehrfach und krachte in die Leitplanken. Wie durch ein Wunder zog sich der Spanier bloß einen Haarriss in der Zehe zu. "Das war ohne Zweifel der schwerste Unfall meiner Karriere", sagte der geschockte Gene. Das Auto - Totalschaden.

Dennoch herrscht Optimismus bei den Franzosen, für die auch Ex-Formel-1-Star Jacques Villeneuve wieder Gas gibt. "Vergangenes Jahr waren wir nicht in allen Punkten optimal vorbereitet, nun haben wir aber eine gute Abstimmung gefunden", sagt Bruno Famin, der technische Direktor. Doch Schnelligkeit ist in Le Mans nicht alles. 2007 war der Peugeot bereits das schnellste Auto - am Ende aber hatte doch wieder Audi die Fahrzeugnase vorn.

"Die meisten Le-Mans-Rennen werden an der Box gewonnen oder verloren", weiß Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich aus vielen Rennschlachten. In seinem inzwischen dritten Dienstjahr ist der Audi R10 TDI nicht mehr der schnellste Prototyp im Starterfeld - aber er ist ausgereift. Und mit dem Dänen Tom Kristensen sitzt der Rekordsieger am Steuer, der bereits sieben Mal in Le Mans triumphieren konnte. Über die Distanz rechnen sich die Ingolstädter daher gute Chancen aus. Audi-Pilot Allan McNish sagt: "Bevor du deine Konkurrenten besiegen kannst, musst du erst Le Mans besiegen. Das ist die schwierigere Aufgabe."

Hintergrund

Premiere in Le Mans: Alle drei Werks-Audi R10 TDI werden erstmals mit Biokraftstoff der nächsten Generation befeuert. Dem Kraftstoff wird eine kleine Menge Spezialsprit aus pflanzlichen Abfällen beigemischt. Gegenüber normalem Diesel soll das eine Reduktion der CO2-Emission um bis zu 90 Prozent bringen.

 Audi hatte im ersten Training einen Rückstand von fünf Sekunden auf Peugeot. Foto: SZ/Audi

Audi hatte im ersten Training einen Rückstand von fünf Sekunden auf Peugeot. Foto: SZ/Audi

Aus deutscher Sicht ist nicht nur der Kampf um den Gesamtsieg interessant. In der Klasse GT1 (Kleinserien-Modelle mit bis zu 650 PS) kämpft Ex-Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen. Der Mönchengladbacher sitzt gemeinsam mit seinem früheren Sauber-Teamkollegen Karl Wendlinger in einem Aston-Martin und hat durchaus Chancen auf den Klassensieg. wip

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