„Petko“ will den Pott

Brisbane · Andrea Petkovic hat mit ihrem Turniersieg in Charleston bewiesen, dass sie zurück auf dem Weg in die Weltspitze ist. Beim Fed-Cup-Halbfinale am Wochenende in Australien will die Hessin weiter auftrumpfen.

Im Kampf gegen den Jetlag ist auf Andrea Petkovic Verlass. Als den deutschen Fed-Cup-Spielerinnen nach den ersten Trainingseinheiten für das Halbfinale in Australien am Wochenende die Augen zuzufallen drohten, zitierte die Darmstädterin einfach mal William Shakespeare - und alle am Tisch waren plötzlich wieder hellwach. Für die ganz großen Botschaften aber benutzt die Stimmungskanone lieber das eigene Vokabular. "Wir werden diesen Pott gewinnen, davon bin ich zu 1000 Prozent überzeugt. Wir sind reif dafür", sagte Petkovic. Ein wenig relativierend schob die 26-Jährige hinterher: "Wenn nicht in diesem Jahr, dann irgendwann." Für die DTB-Equipe wäre es der erste Titel seit 1992.

Eigentlich aber will Petkovic den Pott schon im November nach dem Finale in die Höhe stemmen. Dafür ist an Ostern in Brisbane aber ein Sieg gegen Australien mit seiner Spitzenspielerin Samantha Stosur nötig. Die Generalprobe für das Duell in der Patrick-Rafter-Arena hätte für Petkovic kaum besser laufen können. Vor anderthalb Wochen gewann die Weltranglisten-28. in Charleston/USA nach 1051-tägiger Durststrecke wieder ein WTA-Turnier. Die folgende Welle der Sympathie war für "Petko" überwältigend: "Sogar Steffi Graf hat mir geschrieben."

Ein paar Tage hat es gedauert, um den größten und emotionalsten Sieg ihrer bisherigen Karriere Revue passieren zu lassen. Den Triumph über sich selbst, die eigenen Zweifel und Zweifler, die nach vier schweren Blessuren nicht mehr an eine Rückkehr geglaubt hatten. "Ich bin so stolz und erleichtert, dass ich nach all den Verletzungen zurückgekommen bin", sagte die einstige Nummer neun der Welt, die als ausgewiesener Mannschafts-Typ die Fed-Cup-Treffs mit ihren Mädels genießt.

In Reihen der Spielerinnen ist die extrovertierte Petkovic die Chefin - unabhängig von der Ranglistenposition. Die Weltranglistensiebte Angelique Kerber, eher eine stillere Vertreterin, ist eng mit der Darmstädterin befreundet. Die Nummer eins überlässt Petkovic gerne die große Bühne.

Auch Teamchefin Barbara Rittner weiß "Petko" zu nehmen, kennt aber auch deren gelegentlich überbordenden Ehrgeiz. "Andy darf nach dem Turniersieg jetzt nicht glauben, dass sie in Brisbane zwei Einzel gewinnen muss und alles an ihr hängt", meinte Rittner. Zumal in Charleston auf grünem Sand gespielt wurde und in Brisbane am Samstag (4 Uhr MESZ) und Sonntag (4.45 Uhr MESZ/Sat.1 Gold) ein schneller Hartplatz wartet. "Das ist schon eine enorme Umstellung, die auch der Körper durchmachen muss", mahnte Rittner, die nach einer 26-stündigen Anreise und zwei lockereren Auftakttagen ab heute die Trainings-Intensität forcieren wird.

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