Pesics Leben in Brüchen

Neunkirchen. Man merkt schnell, dass dieser Mann viel zu erzählen hat. Mirko Pesic sitzt auf der Tribüne der TuS-Halle in Neunkirchen, einen Meter oberhalb der Trainerbank, von der aus er seinen TuS Neunkirchen in der 3. Liga Süd dirigiert. Und man merkt ebenso schnell, dass das Leben des 51-Jährigen von unzähligen Brüchen geprägt war - im übertragenen, aber auch im wörtlichen Sinne

Neunkirchen. Man merkt schnell, dass dieser Mann viel zu erzählen hat. Mirko Pesic sitzt auf der Tribüne der TuS-Halle in Neunkirchen, einen Meter oberhalb der Trainerbank, von der aus er seinen TuS Neunkirchen in der 3. Liga Süd dirigiert. Und man merkt ebenso schnell, dass das Leben des 51-Jährigen von unzähligen Brüchen geprägt war - im übertragenen, aber auch im wörtlichen Sinne. Mit der einen Konstante: Handball.

Dabei war Handball für den jungen Mirko Pesic eher eine Notlösung: "Ich musste. Mein Sportlehrer hat mich entdeckt. Ich habe für ihn Handball gespielt, und er hat mir mit den Noten geholfen." Es sollte die richtige Wahl eines Spätberufenen werden. Es ging steil bergauf. Von der Oberliga bis zu Partizan Bjelovar in der 1. Liga. "Alle hatten große Hoffnungen, dass es eine internationale Karriere werden würde", erinnert sich Pesic.

Die Weltmeisterschaft 1984 in der Schweiz stand vor der Tür, und er hatte gute Chancen. Dann kam die erste große Verletzung. Beide Menisken und das Kreuzband waren gerissen, der Oberschenkel zerschmettert. Wenig später wurde Jugoslawien ohne Pesic Weltmeister. "Es war unsicher, ob ich überhaupt wieder Handball spielen könnte", sagt er. Aber da zeigte sich der andere Pesic. Der sich zwei Jahre lang auf seine Rückkehr vorbereitet und dann tatsächlich wieder spielt. Auch wenn es nur 2. Liga war - "es war fast ein Wunder".

Durch Zufall kam er dann nach Deutschland. "Ich wollte eigentlich nur vier Jahre Geld verdienen, um mich finanziell abzusichern." Dann kommt der Satz, der bei so vielen Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien das Leben veränderte: "Dann war Krieg." Pesic blieb in Deutschland, kehrte erst nach dem Krieg in seine neue Heimat Kroatien zurück, um als Jugend-Trainer zu arbeiten. Aber er hatte eine Familie zu versorgen: "Ich habe also in einer Zweibrücker Tankstelle gearbeitet und nebenher Handball gespielt. Das war sicherer."

Nach einigen Monaten als Spieler-Trainer in Überherrn kam die dritte schwere Verletzung. Er hörte auf und ging als Erstliga-Trainer nach Kroatien, wo er mit Split sensationell den Klassenverbleib schaffte: "Ich wollte testen, ob ich eine Profi-Mannschaft trainieren kann." Dann ging es wieder nach Deutschland.

Damals kam das erste Angebot des TuS Neunkirchen. "Der Moment, in dem ich meine jetzige Mannschaft verarscht habe", sagt Pesic. Statt seinen Job dort anzutreten, ging er wieder nach Kroatien. Man spürt, dass dieser Schritt immer noch an ihm nagt. Ein Jahr später ging er doch nach Neunkirchen und ist heimisch geworden: "Ich werde hier weggehen, wenn ich muss. Ich will zeigen, dass ich Charakter habe."

Zumal es wieder richtig gut läuft für die Mannschaft, die in die neue 3. Liga mit drei Siegen in vier Spielen gestartet ist. "Ja, es war überraschend gut", sagt der Trainer. Doch mit der FSG Sulzbach/Leidersbach kommt am Samstag um 19.30 Uhr einer der Favoriten nach Neunkirchen. "Es wird schwer", sagt Pesic und gesteht dann, was seine größte Angst ist. Nicht die Verletzungen oder anderes, sondern Niederlagen: Ich kann einfach nicht verlieren." Er lächelt nicht dabei.

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