Personalsorgen am Bosporus

Istanbul. Wirbel um Özil, fehlende Anspannung - Joachim Löw steckt vor dem Duell mit den heißblütigen Türken im Dilemma. Für den Gastgeber geht es im Galatasaray-Stadion mit über 50 000 Fans im Rücken um alles in der EM-Qualifikation, während das Ergebnis für Gruppensieger Deutschland zweitrangig ist. "Das hat keinen Einfluss auf die Gesamtentwicklung

 Bundestrainer Joachim Löw plagen vor dem heutigen Spiel gegen die Türken Verletzungssorgen. In Istanbul fehlen wohl Mario Gomez, Mesut Özil und Miroslav Klose. Foto: Jens Wolf/dpa

Bundestrainer Joachim Löw plagen vor dem heutigen Spiel gegen die Türken Verletzungssorgen. In Istanbul fehlen wohl Mario Gomez, Mesut Özil und Miroslav Klose. Foto: Jens Wolf/dpa

Istanbul. Wirbel um Özil, fehlende Anspannung - Joachim Löw steckt vor dem Duell mit den heißblütigen Türken im Dilemma. Für den Gastgeber geht es im Galatasaray-Stadion mit über 50 000 Fans im Rücken um alles in der EM-Qualifikation, während das Ergebnis für Gruppensieger Deutschland zweitrangig ist. "Das hat keinen Einfluss auf die Gesamtentwicklung. Die Ergebnisse jetzt spielen für die EM im nächsten Jahr nicht die Hauptrolle", sagte Löw gestern in Istanbul. Seinen 50. Sieg als Bundestrainer wünscht er sich trotzdem: "Wir wollen hier gewinnen, aber das wird eine große Herausforderung."

Özil nicht fit

Löw muss heute (20.30 Uhr/ARD) ein schwieriger Balanceakt gelingen: Er muss bei den angeschlagenen Top-Kräften Mesut Özil (Achillessehnenreizung), Miroslav Klose (Bluterguss am Knie) und Mario Gomez (Adduktorenprobleme) das Risiko eines Einsatzes abwägen und gleichzeitig einem befürchteten Leistungsabfall vorbeugen. Gestern setzte er morgens sogar ein halbstündiges Training an, damit die Spieler "in die Gänge kommen".

Die Verletzungsprobleme hatten schon zuvor für einen "dezimierten Trainingsprozess" gesorgt, wie Löw anmerkte. Als "völlig offen" bezeichnete der 51-Jährige den Einsatz von Özil, Klose und Gomez - "und das sage ich nicht, um zu täuschen", versicherte der Bundestrainer. Immerhin war das Trio am Abend beim Abschlusstraining dabei - der Belastungstest war für Gomez von Erfolg gekrönt, ob Özil und Klose spielen können, entscheidet sich erst heute. Rund um Özil, dessen möglicher erster Auftritt im deutschen Nationaltrikot in der Türkei heftige Emotionen auslöst, kursieren am Bosporus die wildesten Gerüchte. Löw musste sogar einheimische Medien dementieren, die Özil zitierten, dass dieser im Heimatland seiner Eltern lieber nicht spielen wolle. "Dem war nicht so", widersprach Löw energisch, "Mesut wollte und will unbedingt spielen." Allein die "erheblichen Achillessehnenprobleme" des Real-Stars könnten das verhindern, beteuerte Löw. Özil selbst sagte: "Im Moment bin ich nicht fit. Ich habe Schmerzen." Aber kneifen würde er nicht, stellte der 22-Jährige klar: "Ich habe keine Angst."

Özils Mitwirken würde die Atmosphäre im Stadion anheizen - sein Ausfall die deutsche Elf erheblich schwächen. Beim 3:0-Hinspielsieg in Berlin trotzte der Real-Star den Anfeindungen der vielen türkischen Anhänger, glänzte als Regisseur und als still jubelnder Torschütze. "Er spielt die tödlichen Pässe, da ist er genial", schwärmte Löw. "Unsere Spieler in der ersten Reihe profitieren immens von Mesut." Als erste Alternative für Özil benannte der Bundestrainer den Dortmunder Mario Götze. "Er kann das."

Auf die Aufstellung schaut man auch in Belgien. Die Belgier (zwölf Punkte), am Dienstag in Düsseldorf letzter Gegner des DFB-Teams, kämpfen mit den Türken (14) um Platz zwei, der zur EM führen kann. "Wir wollen nicht den Eindruck der Wettbewerbsverzerrung vermitteln", sagte Löw.

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