Personalplanung mit Hindernissen

Saarlouis. Am Samstag bestreitet der Handball-Regionalligist HG Saarlouis gegen Schlusslicht TV Offenbach (19.30 Uhr, Stadtgartenhalle) sein letztes Spiel in diesem Jahr. Dass die HG kurz vor Weihnachten - bei sechs Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Gensungen/Felsberg - praktisch keine Chance mehr auf die Meisterschaft haben würde, damit haben die Verantwortlichen nicht gerechnet

Saarlouis. Am Samstag bestreitet der Handball-Regionalligist HG Saarlouis gegen Schlusslicht TV Offenbach (19.30 Uhr, Stadtgartenhalle) sein letztes Spiel in diesem Jahr. Dass die HG kurz vor Weihnachten - bei sechs Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Gensungen/Felsberg - praktisch keine Chance mehr auf die Meisterschaft haben würde, damit haben die Verantwortlichen nicht gerechnet. "Natürlich sind wir enttäuscht", sagt Teammanager Richard Jungmann (Foto: Jenal), "aber wir werden uns nicht entmutigen lassen. Und wenn es mit dem Aufstieg nicht klappen sollte, würden wir es in der neuen Saison wieder versuchen."

Dass der Glaube geschwunden ist, belegt die Tatsache, dass die von Präsident Arnulf Willkomm vor drei Wochen forsch angekündigten, sofortigen Neuverpflichtungen ("mindestens einer") weiter auf sich warten lassen. Tatsächlich scheint sich der Verein auf die Planung der neuen Runde zu konzentrieren. Doch ganz so problemlos scheint auch dies nicht zu werden. Nach SZ-Informationen wird der Etat, der aktuell etwa 300000 Euro beträgt, in dieser Höhe nicht zu halten sein. Dass es Einschnitte geben wird, wollen Willkomm und Jungmann auf SZ-Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Willkomm erklärt, dass man sehen müsse, "wie die Sponsoren zu uns stehen". Jungmann gesteht immerhin, dass es bei den Profispielern "nicht einfach" sei. Hier gäbe es Überlegungen, ob ein "anderer Status" umsetzbar sei. Was unterm Strich bedeutet: Wenn Peter Vozar und Tomas Bednarik, deren Verträge am Saisonende auslaufen, arbeiten gehen, könnten sie bleiben. Nur dürfte das unwahrscheinlich sein.

Verträge übers Saisonende hinaus haben lediglich Trainer Christoph Barthel, Danijel Grgic (als Profi), Torhüter Darius Jonczyk und Daniel Fontaine. Letzterem liegen nach SZ-Informationen mindestens drei Anfragen aus der Bundesliga und 2. Bundesliga vor. Nach einem Gespräch mit Fontaine in dieser Woche ist Jungmann "optimistisch", dass der 19-Jährige zumindest bis zum Ende seines Vertrages (Juni 2010) in Saarlouis bleibt. "Wenn sich das Interesse, gerade aus der Ersten Liga, konkretisieren würde, können wir nicht konkurrieren. Aber wir werden alles daran setzen, ihn im Rahmen unserer Möglichkeiten im Saarland zu halten", beteuert der Teammanager.

Gespräche gab und gibt es auch mit den weiteren Spielern im Kader: Sven Ehrich, Sven-Malte Hoffmann, Daniel Altmeyer, Christian Kühn, Philipp Kessler, Felix Herrmann und Pascal Simon. Sie alle haben keine Verträge über das Saisonende hinaus. "Ich gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass sie alle bei uns bleiben werden", sagt Jungmann. Wobei die Frage nach der Qualität der einzelnen Spieler mit Blick auf das große Ziel Aufstieg nicht beantwortet ist. Die Zwischenbilanz ist angesichts der unerwarteten Patzer gegen Bad Blankenburg (37:37), Untere Saar (32:32) und Nieder-Olm (31:40) ernüchternd.

Ob die HG Saarlouis in der kommenden Saison zum vierten Mal in Folge um den Titel mitspielen will und kann, wird also wesentlich von den Neuzugängen abhängen. Mit zwölf Feldspielern (aktuell zehn) plant der Verein laut Jungmann. Fehlen also zwei. Sollten Vozar und Bednarik gehen, wären es vier. Die Zahl erhöht sich bei jedem weiteren Abgang.

Einen unbestrittenen Vorteil in der Personalplanung hat die HG Saarlouis, sollte die zweite Mannschaft in die RPS-Oberliga aufsteigen (derzeit Tabellenführer der Saarlandliga mit sechs Punkten Vorsprung). Spieler unter 23 Jahren können dann unbegrenzt zwischen den Teams hin und her wechseln. Was den finanziellen Aspekt angeht, steht der Verein voll hinter der zweiten Mannschaft. "Wir sind geradezu verpflichtet, das möglich zu machen", sagt Jungmann. Aber auch hier gibt es Baustellen. Der Vertrag von Trainer Dirk Mathis läuft aus. Und die Personalplanung kann im Grunde erst beginnen, wenn klar ist, wie der Kader der ersten Mannschaft aussieht. "Wenn es mit dem Aufstieg nicht klappen sollte, würden wir es in der neuen Saison wieder versuchen."

Richard Jungmann,

Teammanager

der HG Saarlouis

Meinung

Höchste Zeit für Selbstkritik

Von SZ-Redakteur

Kai Klankert

Ihr Saisonziel, den Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga, wird die HG Saarlouis wohl nicht erreichen. Die Weihnachtspause wäre daher ein guter Zeitpunkt für eine selbstkritische Analyse.

Die Probleme der HG Saarlouis sind allesamt hausgemacht. Die Planung der aktuellen Saison mit zwei zusätzlichen Profis (Vozar, Bednarik), dafür einem mit zehn Feldspielern viel zu kleinen Kader war eine Katastrophe, das Saisonziel Meisterschaft ein Himmelfahrts-Kommando. Das geht mit dem Vorstand um Präsident Arnulf Willkomm und Teammanager Richard Jungmann nach Hause.

Und genau hier liegt augenscheinlich ein weiteres Problem. Denn trotz des unbestrittenen Aufschwungs der vergangenen beiden Jahre sind offenbar Differenzen entstanden, die das Tagesgeschäft massiv beeinträchtigen. Die Rücktritte von Bernd Mucha (Vorsitzender) und Günter Bellmann (Geschäftsführer), jeweils "aus persönlichen Gründen", dürfen in diesem Zusammenhang zu sehen sein.

Wenn die Verantwortlichen diese internen Probleme nicht überwinden können, werden sie ihre Ziele auch in Zukunft nicht erreichen. Bewusst scheint das nicht jedem zu sein. Das ist traurig, denn der Präsident, jedes einzelne Vorstandsmitglied und der Teammanager gefährden damit die große Hoffnung auf Bundesliga-Handball im Saarland.

Am Rande

Die HG Saarlouis muss am Samstag gegen Offenbach nach wie vor auf Danijel Grgic (Bänderriss) verzichten. Der Einsatz von Christian Kühn (Grippe) ist fraglich. Trainer Christoph Barthel sagt: "Wir wollen den Zuschauern ein schönes Spiel bieten und einen versöhnlichen Jahresabschluss haben." kai

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