1. FC Saarbrücken Perdedaj macht sich keinen Stress

Saarbrücken · Der FCS-Neuzugang kennt seinen Ex-Club gut. Die Sechziger schotten sich ab.

Saarbrückens Fanol Perdedaj (rechts), hier gegen den Steinbacher Florian Heister, spielte vor einem Jahr noch beim TSV 1860 München.

Saarbrückens Fanol Perdedaj (rechts), hier gegen den Steinbacher Florian Heister, spielte vor einem Jahr noch beim TSV 1860 München.

Foto: Andreas Schlichter

„Jedes Endspiel ist etwas Besonderes. Egal ob Saarlandpokal oder jetzt die Aufstiegsspiele. Das sind für einen Fußballer keine gewöhnlichen Tage“, sagt Fanol Perdedaj, Mittelfeldspieler beim Meister der Fußball-Regionalliga Südwest, dem 1. FC Saarbrücken, „dass es gegen 1860 München geht, macht es jetzt für mich auch nicht groß anders.“

Denn bevor sich Perdedaj nach kurzer Vereinslosigkeit von FCS-Sportdirektor Marcus Mann für Saarbrücken begeistern ließ, schnürte der in Berlin aufgewachsene kosovarische Nationalspieler für die Löwen die Schuhe. Mit den Münchnern konnte sich der 27-Jährige im vergangenen Sommer nicht über einen neuen Vertrag einigen, die Bemühungen im Herbst kamen zu spät. Schon damals zeigten sich die Veranwortlichen der Blauen als schlechte Verlierer, unterstellten dem FCS, Perdedaj mit viel Geld geködert zu haben, das man beim TSV ja trotz jordanischem Großinvestor nicht habe. „Diese Tiefstapelei nervt gewaltig“, hatte Mann die Angriffe von der Isar damals gekontert, „in München hat man zuletzt bewiesen, dass man trotz großem Etat nicht zwangsweise erfolgreich sein muss.“ Und auch Perdedaj selbst winkt ab: „Das Geld spielte überhaupt keine Rolle. Nichts gegen München, aber ich habe in Saarbrücken einfach eine bessere Perspektive für mich gesehen.“

 Perdedaj fühlt sich in Saarbrücken mittlerweile pudelwohl. „Wir haben eine verschworene Gemeinschaft, einer ist für den anderen da“, sagt Perdedaj, „wir wollen diesen Aufstieg jetzt nach Saarbrücken holen. Die Qualität ist groß.“

Mit dem Pokalsieg hat das nicht geklappt. Trainer Lottner hatte beim 0:1 gegen die SV Elversberg die „Breite des Kaders“ aufgeboten, das Wort „B-Elf“ mag der Kölner nicht. Zu dieser „Breite“ gehörte auch Neuzugang Perdedaj, der vor allem in der ersten Halbzeit Dreh- und Angelpunkt im FCS-Spiel war. Seine vielleicht auffälligste Aktion hatte er kurz vor der Pause. „Ich hatte gesehen, dass der Torwart weit vor seinem Kasten stand. Ich hätte direkt schießen sollen, bin aber noch zwei Schritte gelaufen, so kam er noch mit den Fingerspitzen dran“, schildert der Mann mit dem Vollbart seinen Schussversuch aus 45 Metern, „ich glaube, der hätte gepasst.“

Dass Löwentrainer Daniel Bierofka den FCS sowohl beim 7:1 beim TSV Steinbach als auch beim Saarlandpokalfinale persönlich beobachtet hat, gehört noch zu „normaler“ Arbeitsweise. Dass sich das Team aus dem Stadtteil Giesing seit Tagen abschottet, wirkt für manch Außenstehenden fast ängstlich. „Naja, ich glaube nicht, dass sie Angst haben. Respekt sicher“, schätzt Ex-Löwe Perdedaj, „die werden sich sehr konzentriert vorbereiten – wie wir auch. Viel wird auch von den Zuschauern abhängen. Unsere Fans sind fantastisch, wir werden sie brauchen. Zuhause und in München.“

Nach dem Pokaleinsatz ist es eher unwahrscheinlich, dass der Kosovare morgen im ersten Aufstiegsspiel zur Startelf gehören wird. Wie das am Sonntag im Stadion an der Grünwalder Straße aussieht, weiß heute noch niemand – doch Perdedaj macht sich keinen Stress: „Es werden zwei Spiele, in denen ein einziger Fehler alles entscheiden kann. Und vielleicht entscheidet ja jemand von der Bank über den Aufstieg. Dass wir einen breiten und starken Kader haben, sollten die Münchner jetzt gesehen haben.“

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