Pendeln zwischen den Handball-Welten

Saarlouis. In der lettischen Kleinstadt Dobele, etwa 10 000 Einwohner, erlebte der Handballer Ingars Dude am vergangenen Wochenende eines der eindrucksvollsten Spiele seiner Karriere

 Der lettische Nationalspieler Ingars Dude (links) findet sich immer besser ins Spiel der HG Saarlouis ein. Foto: Ruppenthal

Der lettische Nationalspieler Ingars Dude (links) findet sich immer besser ins Spiel der HG Saarlouis ein. Foto: Ruppenthal

Saarlouis. In der lettischen Kleinstadt Dobele, etwa 10 000 Einwohner, erlebte der Handballer Ingars Dude am vergangenen Wochenende eines der eindrucksvollsten Spiele seiner Karriere. Der Kreisläufer des Zweitligisten HG Saarlouis spielte mit der Nationalmannschaft seines Heimatlandes in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 in Serbien gegen das Land, in dem er arbeitet: Deutschland. An diesem Samstag steht für ihn wieder der Liga-Alltag und damit der Kampf um den Relegationsplatz für die neue 2. Liga auf dem Plan. Mit der SG BBM Bietigheim kommt der Tabellenvierte in die Saarlouiser Stadtgartenhalle (19.30 Uhr). Ein Leben zwischen Handball-Welten.

Mit 18:36 (8:17) ging Lettland vor einer Woche gegen den Weltmeister von 2007 unter, dennoch war es nicht nur für Dude ein produktives Spiel: "In Lettland spielt Handball leider nicht so eine große Rolle. Die stehen dort eher auf Basketball. Aber für uns Nationalspieler war es schon etwas Besonderes. Das hatte was von einer Lehrstunde", sagt der 23-Jährige, "wir haben wirklich schlecht gespielt, vor allem taktisch. Vor heimischen Publikum müssen wir besser spielen und dürfen nicht mit 18 Toren Rückstand verlieren."

Dude spielte gegen Deutschland fast ausschließlich in der Deckung und erzielte deshalb kein Tor. "Wir spielten eine 5:1-Deckung, und ich war die Spitze. Ich durfte nur fünf Minuten im Angriff spielen. Und gegen Deutschland ist es in dieser kurzen Zeit natürlich sehr schwer, ein Tor zu machen", erklärt Dude und weiß, warum das Zusammenspiel mit seinen Landsmännern hapert: "Mit der Nationalmannschaft können wir vor einem Spiel nur zwei Mal trainieren. Da ist es sehr schwer, sich zu finden und sich auf die Mitspieler einzustellen. In Saarlouis war das anfangs auch so, aber mittlerweile klappt das schon ganz gut."

In der Tat war das Zusammenspiel vor allem mit Passgeber Danijel Grgic in den ersten Spielen ausbaufähig. Mittlerweile passt es zwischen beiden. Das bestätigt auch der Kapitän. Für ihn ist der kontinuierliche Leistungsanstieg Dudes im Saarlouiser Spiel kein Zufall. Er war schon im Sommer über dessen Akribie überrascht: "Der Typ ist irgendwie verrückt. Kaum war er hier im Saarland, hat er sich die DVDs mit unseren Spielen der letzten Saison besorgt", sagte Grgic damals.

Die Recherche hat sich offenbar gelohnt: Beim letzten Spiel der HG Saarlouis in Frankfurt (34:24) war Dude mit acht Treffern bester Schütze seiner Mannschaft. Ob ihm dies auch am Samstag gegen Bietigheim gelingt, ist offen. Aber deutlich wahrscheinlicher als die Qualifikation Lettlands für die Europameisterschaft 2012 in Serbien. "Lettland hat sich noch nie für einen großen Wettbewerb qualifiziert. Für uns wäre es der absolute Traum, das erstmals für unser Land zu schaffen. Wer weiß, vielleicht gelingt es uns irgendwann", blickt der Saarlouiser Lette hoffnungsvoll in die Zukunft. Dass sein Traum bereits jetzt wahr wird, scheint ausgeschlossen. Derzeit belegt er mit Lettland (null Punkte) den letzten Platz in der Qualifikations-Gruppe 5.

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