Fußball-WM in Russland Peinlicher Wechselpoker ist beendet

Kasan · Frankreichs Stürmer Griezmann bleibt bei Atlético. Samstag geht es gegen Australien.

 Top-Angreifer Antoine Griezmann lacht. Er soll das französische Team bei der WM anführen.

Top-Angreifer Antoine Griezmann lacht. Er soll das französische Team bei der WM anführen.

Foto: dpa/David Vincent

Als die Seifenoper mit Antoine Griezmann beendet war, schaltete Titelfavorit Frankreich endlich in den WM-Modus. „Das Wichtigste ist, dass er jetzt den Kopf frei hat“, sagte Kapitän Hugo Lloris vor dem Auftaktspiel des Vize-Europameisters an diesem Samstag (12 Uhr/ZDF) in Kasan gegen Australien. Bis 38 Stunden vor dem Anpfiff hatte der Transferpoker um Stürmerstar „Grizou“ die Vorbereitung noch empfindlich gestört.

Das Ende des wochenlangen Rätselratens um seine Zukunft hatte der EM-Torschützenkönig am Donner­stagabend in einer Sondersendung im spanischen Pay-TV verkündet – nach einer beispiellosen 30-minütigen Selbstinszenierung. Der 27-Jährige gab dem FC Barcelona einen Korb und spielt für eine satte Gehaltserhöhung auf angeblich 20 Millionen Euro jährlich weiter für Europa-League-Sieger Atlético Madrid. Die Sendung mit dem Titel „La Decision“ (Die Entscheidung) erinnerte an eine billige Vorabendserie. Mit bemüht ernstem Gesicht grübelte Griezmann laut über seine Zukunft, erwog das Für und Wider, fragte Eltern und  Schwester um Rat. Bilder seiner Villa in Madrid und seiner Pferdeställe in Frankreich durften ebenso wenig fehlen wie das Stechen eines neuen Tattoos.

Seine WM-Kollegen nahmen es mit Humor. „Wir lachen darüber“, berichtete Lloris nach dem Abschlusstraining am Freitag. Und Trainer Didier Deschamps witzelte: „Ich war derjenige, der gefilmt hat.“ Zwei Tage zuvor bei einer Pressekonferenz im WM-Quartier hatte Griezmann noch die Auskunft verweigert, es sei nicht der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort.

Jetzt ist „Grizou“ auf dem Spielfeld gefordert. Denn dem Stürmer kommt als wahrscheinlich ältestem Feldspieler in der Startelf eine wichtige Rolle zu. Er soll mit seinen Toren die junge, hochtalentierte Mannschaft mit dem höchsten Marktwert der WM nach 20 Jahren wieder zum Titel führen. Nichts weniger wird in Frankreich von der neuen goldenen Generation um Griezmann, den 180-Millionen-Angreifer Kylian Mbappé und Mittelfeld-Boss Paul Pogba erwartet.

Drei Punkte gegen die Socceroos zum Aufgalopp sind fest eingeplant, schließlich spielt ein Team, dessen Marktwert auf 1,41 Milliarden Euro taxiert wird, gegen eine Mannschaft, die in vier Anläufen erst einmal die WM-Vorrunde überstand. Es wird die jüngste französische Startelf bei einem WM-Auftaktspiel seit 1930 erwartet – mit einem Altersschnitt von 24 Jahren und sechs Monaten. Bei den Australiern sitzt der Star auf der Bank. Sollte der 38-jährige Tim Cahill eingewechselt werden und ein Tor schießen, wäre er der vierte Spieler, der bei vier Weltmeisterschaften trifft – nach Pelé, Uwe Seeler und Miroslav Klose.

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