Tischtennis Franziska kommt mit Silber ins Saarland

Tokio · Die Ausnahmespieler aus China waren im Olympia-Finale zu stark für das deutsche Trio um den Saarbrücker.

Altmeister Timo Boll (l.), der Saarbrücker Patrick Franziska (M.) und Dimitrij Ovtcharov freuten sich trotz der Finalniederlage über ihre Silbermedaillen.

Altmeister Timo Boll (l.), der Saarbrücker Patrick Franziska (M.) und Dimitrij Ovtcharov freuten sich trotz der Finalniederlage über ihre Silbermedaillen.

Foto: AFP/ADEK BERRY

Als Timo Boll seinem alten Freund Dimitrij Ovtcharov auf dem Podest die Silbermedaille um den Hals hängte, war die Enttäuschung endgültig verflogen. „Da waren ein paar Freudentränen mit dabei. Für mich war das eine Ehre - und Timo hat gesagt, für ihn auch“, sagte Ovtcharov nach der Siegerehrung sichtlich bewegt. Vom ersten Ärger der deutschen Tischtennis-Männer war nach klar verlorenen Olympia-Finale gegen China (0:3) schon nichts mehr zu sehen.

„Direkt nach dem Finale waren wir enttäuscht, klar“, sagte Boll, „aber wir haben uns nichts vorzuwerfen. Respekt an die Chinesen, sie haben von Beginn an Vollgas gegeben.“ Auch Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücken, zu dessen Einzel es erst gar nicht kam, schüttelte den Gedanken an das verpasste Gold schnell ab: „Wir sind alle sehr stolz. Die Zeremonie war sehr emotional, da musste ich ein paar Tränchen wegdrücken.“

Der Saarbrücker Franziska kommt jetzt mit der Silbermedaille wieder heim, nach der Bahnrad-Goldmedaille von Radprofi Lisa Klein aus Lauterbach ist es der zweite große Erfolg für das Saarland. Damit hat sich die Verpflichtung des Hessen Franziska schon voll ausgezahlt: Nach Mannschafts-Bronze 2012 bei Olympia in London für den damaligen FCS-Spieler Bastian Steger – auch damals schon mit Ovtcharov und Boll – ist der Erfolg wieder eine Kategorie höher einzuordnen. Wie Klein für den Radsport könnte Franziskas Erfolg auch für das saarländische Tischtennis in Sachen Nachwuchs einen echten Schub bedeuten, ein großes Vorbild für Kinder wäre als Zugpferd vorhanden.

Dennoch darf das deutsche Trio seinen zweiten Platz als großen Erfolg feiern. Gold war angesichts der Dominanz der Asiaten nicht zu erwarten gewesen. „Wir haben ein großes Turnier gespielt, auch im Finale. Wir sind sehr stolz auf dieses Turnier und mit der Silbermedaille mehr als zufrieden“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Nur drei von zwölf Sätzen gewonnen: Die Seriensieger aus dem Reich der Mitte erwiesen sich wie befürchtet als eine Nummer zu groß. „Unser Team hat den chinesischen Drachen gekitzelt, mutig gegen ihn gekämpft, konnte ihn letztlich aber leider nicht zähmen“, sagte Präsident Michael Geiger vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB).

Nach dem von Boll und Franziska klar mit 0:3 verlorenen Auftaktdoppel gegen Ma Long/Xu Xin hatte Ovtcharov im Einzel den Favoriten Fan Zhendong schon am Rande einer Niederlage, lag gegen die Nummer eins der Weltrangliste mit 2:1 Sätzen vorne, ehe der Faden riss. „Wenn ich das gewonnen hätte, wer weiß...“, sagte „Dima“.

Boll verlor anschließend gegen den alten und neuen Einzel-Olympiasieger Ma Long mit 1:3, nach 1:55 Stunden musste sich das DTTB-Team geschlagen geben. Im 26. Pflichtspiel gegen China kassierte Deutschland seine 26. Niederlage. „Wir haben unsere kleine Chance gehabt, aber China war unglaublich fokussiert“, sagte Roßkopf.

Und somit durften Ovtcharov und Co. am Ende dennoch zufrieden sein. Mit Silber stellte das DTTB-Trio sein bestes Ergebnis aus dem Jahr 2008 ein, als das Finale ebenfalls mit 0:3 gegen China verloren gegangen war. Seit der Premiere des Teamwettbewerbs 2008 in Peking haben die „Drachen“ alle 17 Spiele gewonnen – davon 15 mit 3:0 und zwei mit 3:1.

Für Boll endeten seine sechsten Spiele zum zweiten Mal mit Silber. Ob er in drei Jahren in Paris mit dann 43 Jahren noch einmal dabei ist, weiß er selbst nicht. „Es würde mich freuen. Aber wenn ich nach Leistung nicht mehr zum Team gehöre, mache ich sofort Platz“, sagte Boll. Er nahm sich lieber kurzfristige Ziele mit seinem Club Borussia Düsseldorf, dem Dauerrivalen des FCS, vor: „In acht Tagen ist Bundesliga. Die nehme ich genau so ernst wie ein Olympia-Finale.“

 Einzel-Bronzemedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov lag gegen den Weltranglisten Fan Zhendong mit 2:1 Sätzen vorne, ehe der Faden riss.

Einzel-Bronzemedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov lag gegen den Weltranglisten Fan Zhendong mit 2:1 Sätzen vorne, ehe der Faden riss.

Foto: AP/Kin Cheung

Während Ma Long als erster Spieler der Geschichte sein fünftes Gold holte, sorgte Ovtcharov mit seiner sechsten Olympia-Medaille für einen Rekord. In Tokio hatte „Dima“ wie schon in London Einzel-Bronze gewonnen, hinzu kommen Silber (2008, 2020) und Bronze (2012, 2016) mit der Mannschaft.

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