Saarländerin verpasst bei den Paralympics erneut Bronze Recktenwald erneut auf dem undankbaren vierten Platz
Die Marpingerin Johanna Recktenwald wird bei ihrem letzten Einzelrennen der Paralympics im Biathlon erneut Vierte. Deutsche Medaillen gab es in dem Rennen trotzdem.

Linn Kazmaier (rechts) aus Deutschland und ihr Guide Florian Baumann, die Marpingerin Johanna Recktenwald (Mitte, paralympische Klassifikation, B2) aus Deutschland und ihr Guide Valentin Haag und Leonie Walter (l, paralympische Klassifikation, B2) und ihr Guide Pirmin Strecker feiern nach dem Rennen über 12,5 Kilometer im Ziel. Kazmaier gewinnt die Silbermedaille und Walter Bronze, die Saarländeirn Recktenwald wurde Vierte.
Foto: dpa/Jens BüttnerEs sind extrem ereignisreiche Paralympics in Peking für Johanna Recktenwald. Die 20-Jährige aus Marpingen erlebt derzeit in China ihre paralympische Premiere. Und die sehbehinderte Athletin konnte in Zhangjiakou schon bei mehreren Rennen starten. Im Biathlon-Sprint wurde sie Siebte, über die Mitteldistanz Vierte. Und im Skilanglauf schied sie mit ihrem Guide Valentin Haag als Dritte ihres Halbfinallaufs aus und verpasste das Finale.
An diesem Freitagmorgen deutscher Zeit stand für die Saarländerin nun ihr vierter und letzter Einzelstart der Wettbewerbe an. Und wie schon über die Mitteldistanz wurde das Team Recktenwald/Haag auch über die 12,5 Kilometer erneut Vierter. Recktenwald leistete sich dabei vier Schießfehler. Am Ende stoppte die Uhr für die in Freiburg lebenden und trainierenden Sportler bei 57:00,8 Minuten.
Auch, wenn es bisher noch für keine Medaille gereicht hat, ist die Marpingerin zufrieden. Nach dem Langlauf-Sprint schreib sie auf ihrer Facebook-Seite: „Wuhu!! Nach dem gestrigen 4. Platz im Biathlon, heute noch ein richtig guter Langlaufsprint! Ich bin selbst überrascht und das Ziel Spaß zu haben, hab ich heut definitiv erreicht.“
In Recktenwalds Rennen am Freitagmorgen gewannen die erst 15 Jahre alte Linn Kazmaier und die drei Jahre ältere Leonie Walter ihre jeweils vierte Medaille. Kazmaier, die jüngste deutsche Teilnehmerin in Peking und die zweitjüngste überhaupt, wurde mit Guide Florian Baumann in 50:23,2 Minuten ohne Fehlschuss Zweite. Sie lag nur 3,6 Sekunden hinter Siegerin Oksana Schischkowa aus der Ukraine. Für die Schülerin war es bei ihrer Paralympics-Premiere die vierte Medaille in China.
Enttäuscht war sie nach dem knappen Rückstand nur kurz. „Im ersten Moment denkt man kurz: Ach Mensch, drei Sekunden. Aber ich habe mir nix vorzuwerfen, es war so ein gutes Rennen, deshalb bin ich glücklich“, sagte Kazmaier, die nun dreimal Silber und einmal Bronze gewonnen hat.
Walter, Paralympicssiegerin über die 10 Kilometer, kam mit Guide Pirmin Strecker ebenfalls ohne Schießfehler in 52:27,6 Minuten als Dritte ins Ziel und holte zum schon dritten Mal Bronze. „Läuferisch wäre sicher noch mehr gegangen“, sagte sie: „Aber ich bin ganz glücklich, die Medaille auch noch mitgenommen zu haben.“
Für Recktenwald steht jetzt noch ein Rennen an. In ihrem letzten Wettbewerb soll sie am Sonntag mit der deutschen Staffel starten. Zuvor hatte die Saarländerin eine besondere Ehre erlebt. Denn Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich in einer Videoschalte mit fünf deutschen Sportlern von deren Erfahrungen bei den Paralympics in Peking berichten lassen und ihnen viel Glück für die weiteren Wettkämpfe gewünscht. Snowboarder Matthias Keller versicherte dem SPD-Politiker, dass die Stimmung im Team nach der unerwarteten Anzahl von bereits 13 Medaillen prächtig sei. „Wir feiern hier eigentlich jeden Tag eine Medaillenparty, Herr Bundeskanzler“, sagte Keller laut einer Mitteilung des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) vom Donnerstag.
Scholz, der den Athleten schon vor dem Abflug in einer Botschaft viel Glück gewünscht hatte, erklärte: „Ich freue mich sehr für die gesamte Mannschaft über die bisherigen Ergebnisse. Für die verbleibenden Tage wünsche ich alles Gute, vor allem viel Erfolg und noch eine schöne Zeit.“
Das Gespräch, an dem neben Johanna Recktenwald und Keller auch die in China bereits in der Super-Kombination siegreiche Anna-Lena Forster, die früheren Paralympicssiegerinnen Andrea Rothfuss (alpin) und Anja Wicker (nordisch) teilnahmen, fand am Mittwoch um 23.30 Uhr Ortszeit (16.30 Uhr MEZ) statt. Die 20 Jahre alte Recktenwald berichtete später von einer „lockeren Runde.“ Sie freute sich, „dass sich der Bundeskanzler Zeit für uns genommen hat.“
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher, der wie der Chef de Mission Karl Quade ebenfalls dabei war, erklärte: „Es ist für uns eine große Ehre, gerade in dieser politisch schwierigen Zeit.“ Quade erklärte, das letzte Treffen zwischen dem amtierenden Kanzler und der Mannschaft während der Paralympics habe 2004 stattgefunden. Damals war Gerhard Schröder noch persönlich nach Athen gekommen und nahm Sprinter Wojtek Czyz nach dessen 100-Meter-Gold in den Arm. Das Bild ging damals durchs Land und machte Czyz bekannt.