WM-Lauf im Saarland Ott Tänak feiert dritten Deutschland-Streich

St. Wendel · Der Este gewinnt erneut die Deutschland-Rallye im Saarland und Rheinland-Pfalz und baut seine WM-Führung aus. Die Verfolger patzen.

 Ott Tänak springt mit seinem Wagen zum Sieg der Deutschland-Rallye.

Ott Tänak springt mit seinem Wagen zum Sieg der Deutschland-Rallye.

Foto: B&K/Bonenberger/

Erst die estnische Hymne inmitten seiner Teamkollegen, dann vom Fahrzeugdach der Jubelschrei hinein in ein estnisches Fahnenmeer mitten im Saarland – Ott Tänaks Belohnung für seine eindrucksvolle Dominanz bei der Hatz durch enge Weinanbaugebiete, winklige Wälder und alte Militäranlagen hätte kaum „spezieller“ sein können. Bei Tänak und der ADAC Deutschland-Rallye sind jetzt aller guten Dinge drei.

„Hier in Deutschland läuft es fast perfekt für mich. Es war diesmal schwierig, weil Thierry Neuville auf dem gleichen Niveau war. Aber ich habe dem Druck standgehalten und keine Fehler gemacht“, sagte der WM-Spitzenreiter nach seinem dritten Triumph in Serie im Saarland. Mit seinem fünften Saisonsieg setzte der Este auf dem Weg zu seinem möglicherweise ersten WM-Titel ein gewaltiges Ausrufezeichen.

 Marijan Griebel aus dem pfälzischen Hahnweiler zeigte bei seinem Heimspiel im neuen Skoda Fabia R5 evo eine gute Leistung.

Marijan Griebel aus dem pfälzischen Hahnweiler zeigte bei seinem Heimspiel im neuen Skoda Fabia R5 evo eine gute Leistung.

Foto: obs/Skoda Auto Deutschland GmbH

Die ärgsten Verfolger Thierry Neuville und Sébastien Ogier blieben als Fünfter und Achter wegen Reifenschäden auf der legendären Panzerplatte in Baumholder deutlich hinter den Erwartungen zurück. So wuchs das Polster des 31-jährigen Tänak auf den nun zweitplatzierten Neuville bei noch 120 zu vergebenden Punkten auf 35 Zähler an. Ogier ist als Dritter sogar noch sieben Punkte weiter zurück.

Deutschland-Rallye im Saarland
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Eindrücke von der Strecke durchs St. Wendeler Land

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Foto: Carsten Müller
Deutschland-Rallye im Saarland: Rennen kommt an Marpingen vorbei
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Das Rennen kommt an Marpingen vorbei

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Foto: Carsten Müller/Carsten Müller

Die Souveränität von Tänaks Erfolg hing aber nicht nur mit dem Pech seiner ärgsten Kontrahenten zusammen. Der 31-Jährige zeigte auf den 343 Kilometern der 19 Wertungsprüfungen mehr als deutlich, dass er derzeit auf verschiedenen Terrains das Maß der Dinge ist. Tänak bestimmte sowohl auf den Beton- und Steinplatten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder als auch auf den staubigen Weinbergprüfungen an der Mosel und den schnellen Asphaltprüfungen im Saarland das Tempo. Der Erfolg vor seinen Teamkollegen Kris Meeke (Nordirland) und Jari-Matti Latvala (Finnland) lässt zudem auf eine Überlegenheit des Toyota schließen.

Weltmeister Ogier kam wie bereits einige Male zuvor in dieser Saison nicht mit seinem Citroën zurecht: „Ich kann absolut nichts tun. Ich kann dieses Auto einfach nicht fahren“, sagte der Franzose frustriert. Entsprechend fuhr der sechsmalige Titelträger von Beginn an der Musik hinterher, nach seinem Defekt war auch das Podest außer Reichweite.

Für Neuville galt nach dessen Reifenplatzer das Gleiche, zuvor präsentierte sich der Hyundai-Pilot allerdings weitgehend auf Augenhöhe mit Tänak. „Wir konnten die Geschwindigkeit mit Ott das ganze Wochenende über mithalten. Wir hätten ohne den Reifenschaden gewinnen können. Aber die Saison ist noch nicht vorbei“, gab sich der Belgier kämpferisch.

Aus deutscher Sicht lieferten Fabian Kreim (Fränkisch-Crumbach) und Marijan Griebel (Hahnweiler) ein starkes Ergebnis ab. Kreim gewann auch dank einiger Ausfälle erstmals in der zweitklassigen Fahrzeugkategorie WRC2, Skoda-Kollege Griebel machte als Zweiter den deutschen Doppelsieg perfekt. „Das ist ein guter Beweis dafür, dass es in Deutschland Rallyefahrer gibt, die auf höchstem Level mithalten können“, sagte Griebel. In der Gesamtwertung belegten die beiden Gaststarter die Plätze zwölf und 13, zu Deutschland-Dominator Tänak fehlten auch aufgrund der unterlegenen Fahrzeuge rund 13 Minuten.

Ob die Deutschland-Rallye im kommenden Jahr erneut als WM-Lauf durchgeführt wird, steht in den Sternen. Der Automobil-Weltverband Fia hat noch keine Entscheidung getroffen, wie der WM-Kalender 2020 aussehen wird. Klar ist: Das Saarland wäre bereit. Sportminister Klaus Bouillon hatte bereits vor einer Woche zugesagt, an der Förderung des Ministeriums in Höhe von 150 000 Euro festzuhalten, wenn der Status als WM-Lauf erhalten bleibt.

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