Oscar Pistorius und die ungewohnte Chancengleichheit

Saarbrücken. Es war eine der verwunderlichsten Diskussionen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. "Leistungssteigernde Mittel", so lautete ungefähr der Vorwurf. Doch es ging nicht um Epo, Steroide, Eigenblut oder Clenbuterol-verseuchtes Fleisch.Es fing damit an, dass Oscar Pistorius an den Olympischen Spielen teilnehmen wollte. Er war kein Medaillenkandidat

 Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

Saarbrücken. Es war eine der verwunderlichsten Diskussionen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. "Leistungssteigernde Mittel", so lautete ungefähr der Vorwurf. Doch es ging nicht um Epo, Steroide, Eigenblut oder Clenbuterol-verseuchtes Fleisch.Es fing damit an, dass Oscar Pistorius an den Olympischen Spielen teilnehmen wollte. Er war kein Medaillenkandidat. Er hatte eine ordentliche Zeit gelaufen, aber seine Bestzeit würde gerade reichen, um die Olympia-Norm zu schaffen. Und doch wurde aus dem damals 22-jährigen Südafrikaner ein Politikum. Denn Pistorius hat wegen eines Gendefekts keine Unterschenkel mehr. Aber er hat Prothesen. Und tatsächlich sind diese Prothesen hochkomplexe Hilfen, Welten entfernt von einem steifen, kosmetischen Ersatz für den verlorenen Unterschenkel. Perfekt angepasste, federnde Karbon-Füße und für Pistorius die einzige Möglichkeit zu laufen.

Genau das war es aber, was aus dem Fall Pistorius ein Politikum machte. Denn diese Federbeine federn eben, und wie der Leichtathletik-Weltverband fand, sei das ein Vorteil gegenüber den anderen Läufern, die sich ganz simpel auf ihre eigenen nicht-federnden Beine verlassen müssten. Es war das vielleicht erste Mal, dass einem Menschen mit Behinderung vorgeworfen wurde, er habe sich einen Vorteil verschafft.

Erst der Internationale Sportgerichtshof CAS setzte der Diskussion ein Ende und erlaubte Pistorius die Teilnahme. Dass Pistorius dann an der Norm scheiterte, war da fast Ironie des Schicksals. Oder besser gesagt die Bestätigung von Pistorius' Aussage, dass die Prothesen ihm keinen Vorteil verschaffen würden. Wobei er sich diese Bestätigung auf anderem Wege gewünscht hätte.

Denn auch wenn die Prothesen immer besser werden, immer ausgefeilter - es sind immer noch Prothesen. "Das mit Pistorius, das war Unsinn. Man ist nicht schneller mit einer Prothese", sagt Torsten Haiplik von der Firma Össur, die zu den Führenden auf diesem Gebiet zählt. Sie sind ein Weg, um trotz fehlender Gliedmaßen Sport zu treiben. Eine Sport-Prothese macht noch keinen Sportler, schon gar nicht einen Spitzensportler.

 Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

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Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

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Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

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 Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

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 Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

 Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

Oscar Pistorius startet als erster Athlet mit Behinderung bei der Leichtathletik-WM. Foto: dpa

Die Geschichte von Oscar Pistorius fand nun ihr glückliches Ende. Am 20. Juli hat er sich in 45,06 Sekunden für die 400 Meter bei der Leichtathletik-WM in Daegu qualifiziert, die Ende August beginnen wird. Der erste Läufer mit Behinderung bei einer WM. Für ihn selbst dürfte es die endgültige Genugtuung nach 2008 sein. Für die Integration von Menschen mit Behinderung im Sport könnte es ein Meilenstein sein. Aber es wird auch wieder der Beginn von erneuten Diskussionen sein. Über Chancengleichheit. Für alle. jbö

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