Australian Open Ein Finale um den Titel und Thron

Melbourne · Naomi Osaka und Petra Kvitova spielen im Finale der Australian Open auch um den Spitzenplatz in der Weltspitze.

 Die Tschechin Petra Kvitova und die Japanerin Naomi Osaka stehen sich im Endspiel der Australian Open gegenüber – und kämpfen auch um die Spitzenposition in der Weltrangliste.

Die Tschechin Petra Kvitova und die Japanerin Naomi Osaka stehen sich im Endspiel der Australian Open gegenüber – und kämpfen auch um die Spitzenposition in der Weltrangliste.

Foto: dpa/Mark Schiefelbein

(sid) Für die eine wäre es der Höhepunkt ihrer rasanten Entwicklung, für die andere die Krönung einer kaum mehr für möglich gehaltenen Rückkehr: Wenn sich an diesem Samstag (9.30 Uhr/Eurosport) Naomi Osaka und Petra Kvitova im Endspiel der Australian Open begegnen, steht mehr auf dem Spiel als der erste Grand-Slam-Titel der Saison. Die Siegerin übernimmt die Führung in der Weltrangliste – beide hätten den Platz auf dem Tennis-Thron mehr als verdient.

Den letzten Beweis lieferten sie im Halbfinale. Kvitova blieb beim 7:6 (7:2), 6:0 gegen die US-Amerikanerin Danielle Collins auch im sechsten Match in Melbourne ohne Satzverlust. Die Japanerin Osaka verhinderte beim 6:2, 4:6, 6:4 gegen Karolina Pliskova nerven- und aufschlagstark ein tschechisches Finale. Ihr 15. Ass entschied die Partie nach fast zwei Stunden Spielzeit, die bei Temperaturen von 40 Grad unter dem geschlossenen Dach stattfand.

 Naomi Osaka.

Naomi Osaka.

Foto: AP/Andy Brownbill

Vier Monate nach ihrem Sieg bei den US Open in New York greift die 21-Jährige nach ihrem zweiten großen Titel. Auf der unberechenbaren WTA-Turnier, auf der Überraschungen an der Tagesordnung sind, ist Osakas Siegesserie bemerkenswert. „Ihr wisst, ich liebe die Grand Slams“, sagte sie: „Hier zahlt sich das ganze Training aus. Für mich sind es die wichtigsten Turniere.“

Das gleiche gilt für Kvitova. Nach ihrem zweiten Sieg in Wimbledon 2014 dauerte es fast fünf Jahre bis zum nächsten großen Finale. „Bei all den Niederlagen hat es sich sehr lange angefühlt“, sagte die 28-Jährige. Es sei vor allem mental nicht einfach gewesen, bei den Grand Slams immer wieder früh zu verlieren. Noch schwieriger waren allerdings die Monate, in denen niemand wusste, ob sie überhaupt wieder Tennis auf Topniveau spielen kann.

Ein Einbrecher hatte Kvitova Ende 2016 in der eigenen Wohnung in Prostejov mit einem Messer schwer an der Hand verletzt, betroffen waren die Nerven und Sehnen an allen fünf Fingern. In einer vierstündigen Notoperation flickten die Ärzte ihre Hand wieder zusammen. Erst sechs Monate später kam sie auf die Tour zurück – mit Narben, die ihrem Arzt große Sorgen bereitet hatten: „Nach den ersten zwei Monaten war er nicht glücklich mit meiner Hand.“ Die Ungewissheit hat Spuren hinterlassen, manchmal kommen ihr noch heute die Tränen, wenn sie an die Zeit zurückdenkt. „Es haben nicht viele daran geglaubt, dass ich jemals wieder auf diesem Level spielen kann“, sagte Kvitova. Mittlerweile hat sie alle Zweifler überzeugt, seit Saisonbeginn ist die 28 Jahre alte Linkshänderin die dominierende Spielerin auf der Tour.

Beim Vorbereitungsturnier in Sydney gewann sie den 25. Titel ihrer Profikarriere und stellte einmal mehr unter Beweis, dass sie wie geschaffen ist für die entscheidenden Matches. „Ich liebe Finals“, sagte Kvitova nach ihrem Sieg gegen Collins, die im Turnierverlauf die beiden deutschen Topspielerinnen Julia Görges und Angelique Kerber geschlagen hatte. Die letzten acht in Folge hat Kvitova gewonnen. Der Sieg im neunten und der damit verbundene Sprung an die Spitze der Tenniswelt wären die Krönung einer außergewöhnlichen Rückkehr.

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