Olympiasieger als Hoffnungsträger

Köln · Ole Bischof soll neuer Vizepräsident Leistungssport im DOSB werden. Der 35 Jahre alte Judo-Olympiasieger von 2008 ist ein Hoffnungsträger, aber auch ein unbeschriebenes Blatt, das sich beweisen muss.

Vor drei Wochen wurde Ole Bischof endgültig klar, dass er wohl nicht weniger als der Hoffnungsträger der deutschen Sportpolitik ist. DOSB-Präsident Alfons Hörmann fragte den Judo-Olympiasieger von Peking, ob er denn nicht Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) werden wolle.

Überzeugende Auftritte

Bischof, der Hörmann seit gut einem Jahr kennt, hatte im Oktober im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Rede für die Sporthilfe über das "Sprungbrett Zukunft" gehalten. Auch in einer Diskussionsrunde ein paar Tage später zur möglichen deutschen Olympiabewerbung schlug er sich achtbar. Hörmann war geradezu begeistert. Nun ist Bischof auserkoren, das Sorgenkind Leistungssport in eine bessere, möglichst goldene Zukunft zu leiten. "Kein leichter Job", wie Bischof findet. Am Samstag stellt sich der 35-Jährige bei der DOSB-Generalversammlung in Dresden zur Wahl. Einen weiteren Kandidaten gibt es bislang nicht, und es wird wohl auch keinen mehr geben. In einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern hielt sich der Ex-Judoka gestern wegen seiner noch nicht erfolgten Wahl zurück. Über konkrete Inhalte sprach er nicht, einige Andeutungen ließen aber aufhorchen.

"Aus den Vereinen und Verbänden tritt sehr stark hervor, dass es einen Umschwung, dass es frischen Wind braucht. Ich kann das einbringen", sagte der diplomierte Volkswirtschaftler, der das Ehrenamt parallel zu seiner Tätigkeit beim Unternehmensberater Pricewaterhouse Coopers ausüben will. Sport, so sagt er, sei "eine der zentralen Kräfte, um unser Land zusammenzuhalten".

Hohe Frustrationsgrenze

So wenig konkret Bischof werden wollte und konnte, klar wurde, dass er in seinem Amt analytisch vorgehen möchte. "Wir müssen uns fragen: Wie ist der Ist-Zustand des Sports? Ist er marode, oder ist er besser als sein Ruf? Wenn wir den Ist-Zustand genau kennen, können wir entsprechend reagieren."

Dass auch künftig im Rahmen der Spitzensportförderung weiterhin weniger erfolgreiche Verbände in Frage gestellt werden könnten - wie zuletzt der Deutsche Curling-Verband -, ließen Bischofs Aussagen zumindest erahnen. "Wir müssen unsere Ziele definieren: Wollen wir Medaillen aus allen Sportarten oder möglichst viele Medaillen?", sagte er und sprach von einer "internationalen Tendenz", sich vermehrt auf einzelne Sportarten zu konzentrieren: "Die Frage ist, ob wir da mitgehen wollen. Vielfalt kostet nun mal auch Geld, und es ist die Frage, ob wir diese Fördertöpfe haben."

Seine mögliche Vorgängerin, Amtsinhaberin Christa Thiel, hatte zu all den Themen zuletzt kaum noch etwas zu sagen. Die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes hat keine Lust mehr auf den DOSB-Posten, weil sie der Meinung ist, dass ihr Generaldirektor Michael Vesper kaum Handlungsspielraum lässt. Ob Funktionärs-Novize Bischof an der Seite der Alpha-Tiere Hörmann und Vesper Einfluss nehmen kann? Bischof stellt Zweiflern die Gegenfrage: "Wer kennt den Sport so gut von innen wie jemand, der ihn komplett durchlaufen hat?" Und auf Kontroversen mit den Beiden scheint er sich zu freuen. Er habe eine hohe Frustrationsgrenze, sagt er. Als Judoka habe er auch immer wieder aufstehen müssen.

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