Olympia statt Sommerferien

Saarbrücken. Manchmal, das gibt Petrissa Solja unumwunden zu, wäre sie schon gerne eine dieser "normalen" Jugendlichen. Ohne besonderes Talent. Das würde vieles einfacher machen. Sie könnte sich größtenteils auf die Schule konzentrieren und hätte - für Jugendliche noch viel wichtiger - im Sommer sechs Wochen lang Ferien. Einfach frei haben, nichts tun, die Seele baumeln lassen

 "Das ist das Größte, was man als Jugend-Sportler erreichen kann", sagt Petrissa Solja über ihre Teilnahme an den ersten Olympischen Jugendspielen in Singapur. Foto: Ruppenthal

"Das ist das Größte, was man als Jugend-Sportler erreichen kann", sagt Petrissa Solja über ihre Teilnahme an den ersten Olympischen Jugendspielen in Singapur. Foto: Ruppenthal

Saarbrücken. Manchmal, das gibt Petrissa Solja unumwunden zu, wäre sie schon gerne eine dieser "normalen" Jugendlichen. Ohne besonderes Talent. Das würde vieles einfacher machen. Sie könnte sich größtenteils auf die Schule konzentrieren und hätte - für Jugendliche noch viel wichtiger - im Sommer sechs Wochen lang Ferien. Einfach frei haben, nichts tun, die Seele baumeln lassen.

Doch die 16-Jährige ist nun einmal eine der besten Tischtennis-Spielerinnen der Welt in ihrer Altersklasse. In der aktuellen Weltrangliste der unter 18-Jährigen liegt sie auf Rang neun, bei den Erwachsenen klopft sie bereits an die Top 100 (derzeit 111). Das bedeutet bereits seit Jahren kein "normales" Leben mehr. Während ihre Klassenkameraden drei Wochen am Meer Urlaub machen, steht sie an der Platte und trainiert, bereitet sich auf ein Turnier vor. "Wie immer eigentlich", sagt "Peti" und muss schmunzeln.

Aber dafür hat sie ja auch immer ein Ziel vor Augen: Meist sind es die Europameisterschaften, die nach dem Sommer stattfinden. Doch dieses Mal ist das Ziel elitärer: Solja vertritt Deutschland bei den erstmals ausgetragenen Olympischen Spielen der Jugend vom 14. bis 26. August in Singapur. Einen Platz gibt es pro Land im 32er-Feld des Tischtennis-Turniers - und den hat sich die 16-Jährige aus Wörth am Rhein, die in der Bundesliga für den TTSV Fraulautern aufschlägt, im Dezember 2009 gesichert. Damals stand sie in der U15-Weltrangliste auf Rang vier. Das reichte der Schüler-Europameisterin und deutschen Vizemeisterin bei den Damen zur Qualifikation.

Obwohl sie bereits an große Turniere und Erfolge gewöhnt sein müsste, ist sie vor ihren ersten Olympischen Spielen sehr aufgeregt. "Das ist schon ein großes Glück, dass ausgerechnet jetzt diese Spiele eingeführt wurden und ich in diesem Alter bin", sagt Peti. "Das ist das Größte, was man als Jugend-Sportler erreichen kann." Ein besonderes Ziel hat sie sich nicht gesteckt, aber sie weiß: "Die sind alle schlagbar." Auch die zurzeit beste Chinesin, Gu Yuting. "Gegen die habe ich schon mal bei einem Lehrgang in China im Training gewonnen", erinnert sich Solja.

Die Grundlagen für ein hoffentlich gutes Turnier werden gerade gelegt: In Köln und Oberhof bolzte sie gerade zwei Wochen Kondition, gepaart mit Athletiktraining. Es folgte eine Woche Lehrgang am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf. Außerdem ist ein Trainingslager in Kroatien geplant, bevor es dann am 9. August nach Singapur geht. Dort bereitet sich die deutsche Delegation noch zwei Wochen vor, ehe das Tischtennis-Turnier am 21. August beginnt.

Die Teilnahme an Olympischen Spielen hat ihr ihre Schwester Amelie (19) bereits voraus: Sie durfte 2008 mit nach Peking. "Sie hat eigentlich nur geschwärmt", sagt Petrissa. "Also freue ich mich auch unheimlich auf diese Erfahrung, egal wie das Turnier dort läuft. Dafür nimmt sie dann auch gerne in Kauf, wieder einmal keine Sommerferien zu haben.

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