Eiskunstlauf Ohne Wettkämpfe zum Olympia-Traum

Pyeongchang · Das nordkoreanische Eiskunstlauf-Paar Ryom Tae-Ok und Kim Ju-Sik wünscht sich nichts mehr als einen Start in Südkorea. 

 Bei der Nebelhorn-Trophy Ende September in Oberstdorf waren die Nordkoreaner Ryom Tae-Ok und Kim Ju-Sik letztmals international in Aktion zu sehen. Jetzt hoffen sie auf eine positive Olympia-Entscheidung des IOC.

Bei der Nebelhorn-Trophy Ende September in Oberstdorf waren die Nordkoreaner Ryom Tae-Ok und Kim Ju-Sik letztmals international in Aktion zu sehen. Jetzt hoffen sie auf eine positive Olympia-Entscheidung des IOC.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Ryom Tae-Ok und Kim Ju-Sik wünschen sich nichts sehnlicher, als am 14. Februar in der Gangneung-Eisarena von Pyeongchang ihre Kurzkür zu den Klängen der Beatles vortragen zu dürfen. Sportlich haben sich die 18-jährige Nordkoreanerin und ihr sieben Jahre älterer Paarlauf-Partner den Start bei den Winterspielen längst verdient. Die zurückhaltenden Athleten wollen nur Eislaufen und haben mit Politik nichts am Hut. Fragen nach der schwierigen Situation ihres isolierten Heimatlandes oder zum Olympia-Start beantworteten sie bei den raren Auftritten in dieser Saison nicht.

Bei der Nebelhorn-Trophy im September sicherten sie bei ihrem vorerst letzten Wettkampf in diesem Winter den Quotenplatz für die Spiele in Südkorea. Wegen des großen Medieninteresses gab es eine extra anberaumte Gesprächsrunde mit den talentierten Eiskunstläufern aus Pyongyang – Dolmetscher und Aufpasser Ri Chol-Un begrenzte allerdings Themen und Redezeit. Ein wenig Englisch versteht das international konkurrenzfähige Sportpaar schon, die WM im Vorjahr in Helsinki beendete es auf Rang 15. „Wenn man so ausgegrenzt ist, hat man es verdient, bei Olympia zu laufen“, sagte die fünfmalige Weltmeisterin Aljona Savchenko am Nebelhorn.

„Wir haben nie ein Wort über Politik gesprochen, das war von Anfang an ausgemacht. Wir reden über Familie und Sport“, erzählte der Kanadier Bruno Marcotte im Allgäu. Im Juli und August hatte der namhafte Trainer die Programme mit Ryom und Kim in seiner Paarlaufschule in Montréal einstudiert. „Ich genieße es, mit ihnen zu arbeiten. Ich will, dass sie eines Tages Medaillen holen“, ergänzte der Trainer. Er sah seine Schüler zuletzt im Herbst, wurde nach eigenem Bekunden auch korrekt bezahlt. Sein Rat, um besser zu werden: mehr Wettkämpfe. Das hat bisher nicht geklappt.

Seit Herbst fand die Vorbereitung für die ungewisse Mission Olympia wieder in ihrem Heimatland statt – immer an ihrer Seite die langjährige Übungsleiterin Kim Hyon-son. Konkurrenz im abgeschotteten Land haben die 1,51 Meter kleine Läuferin und ihr stets höflicher Gegenpart nicht, von Wettbewerben wie nationalen Meisterschaften ist nichts bekannt. Für den Wettbewerb „Four Continents“ der Erdteile Amerika, Asien, Afrika und Australien Ende Januar in Taipeh sind die Nordkoreaner gemeldet – bis dahin dürfte endgültig geklärt sein, ob sie olympisches Eis betreten dürfen. Der Ball liegt aktuell beim Internationalen Olympischen Komitee, das entscheiden muss, in welcher Form die nordkoreanische Delegation dabei sein wird und ob die Sportler mit eigener Flagge und Nationalhymne auftreten dürfen.

Das Starterfeld für die Paarlaufkonkurrenz sollte ursprünglich auf 20 begrenzt sein, eine Wildcard für südkoreanische Läufer kommt hinzu. Wegen der verstrichenen Meldefrist rückte für Ryom und Kim ein japanisches Duo nach. Nach dem Signal des Internationalen Olympischen Komitees, das Feld für sie offenzuhalten, soll es sechs Startgruppen für die wohl 22 Duos geben.

„Die Veranstalter haben mir gesagt, die Eiskunstlauf-Wettbewerbe sind ausverkauft“, sagte Peter Krick, technischer Delegierter für Eiskunstlauf bei den Spielen. Das Medieninteresse wird schon beim ersten Training von Ryom und Kim enorm sein. Das wird sie kaum stören, denn sie haben noch Großes in ihrer Karriere vor. „Wir wollen einmal Weltmeister werden“, sagt Kim.

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