Österreich wittert WM-Chance

Frankfurt · Österreich, Belgien und die Schweiz waren die großen Gewinner am letzten WM-Qualifikationstag vor der Sommerpause. Grund zur Freude gab es auch in Portugal und Bosnien. Italien ärgert sich dagegen mal wieder über Hitzkopf Balotelli.

Österreich träumt vom WM-Comeback nach 16 Jahren, Belgien wittert erstmals seit 2002 wieder eine Endrunden-Chance, und Bosnien darf sogar auf die erstmalige Teilnahme an einer Weltmeisterschaft hoffen. Während die DFB-Kicker am letzten Qualifikations-Großkampftag vor der Sommerpause bereits die Urlaubssonne genießen durften, erkämpfte sich die europäische Fußball-Mittelschicht wichtige Punkte auf dem Weg nach Brasilien.

Ausgelassener Last-Minute-Jubel herrschte in der Schweiz. Nach dem späten Tor von Haris Seferovic (90. Minute) zum 1:0 gegen Zypern hüpfte der wegen seiner Stinkefinger-Affäre gesperrte Trainer Ottmar Hitzfeld durch die Vip-Loge. "In mir ist ein Vulkan ausgebrochen", schilderte der frühere Meistertrainer von Borussia Dortmund und Bayern München. Die Eidgenossen gehen als Erster der Gruppe E mit vier Zählern Vorsprung vor Albanien in die Sommerpause.

Und auch ein Schwergewicht dürfte jubeln: Cristiano Ronaldo feierte mit Portugal einen 1:0-Sieg gegen Russland und wendete damit den vorzeitigen WM-Knockout ab. "Nun können wir etwas freier aufatmen", erklärte Ronaldo erleichtert. Mit 14 Punkten verdrängte die Seleção in der Gruppe F die Russen (12), die allerdings zwei Spiele weniger ausgetragen haben, vorerst von Platz eins.

Ein komfortables Vier-Punkte-Polster besitzt Vize-Europameister Italien in der Gruppe B. Beim 0:0 in Tschechien sorgte Exzentriker Mario Balotelli mal wieder für negative Schlagzeilen. Erst flog der Hitzkopf mit Gelb-Rot vom Platz, dann trat er auf dem Weg in die Kabine um sich und beschimpfte am Ende auch noch die eigenen Fans. "Haltet doch beim Confederations Cup zu einer anderen Nation", twitterte Balotelli. 24 Stunden später folgte die Entschuldigung: "Meine Reaktion war nicht in Ordnung. Ich muss noch reifer werden."

Mit dem 2:1 gegen frustrierte Schweden behauptete Österreich in der Gruppe C hinter der DFB-Auswahl (16 Punkte) den zweiten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Relegation berechtigt. Allerdings stockte auch Irland dank eines Dreierpacks von Rekordnationalspieler Robbie Keane beim 3:0 gegen die Färöer sein Konto auf elf Punkte auf. Entsprechend zurückhaltend gaben sich die Austria-Kicker um Bayern Münchens Triple-Sieger David Alaba, der per Foulelfmeter zum 1:0 traf. "Es ist noch viel zu früh, um über die WM zu sprechen. Bis dahin ist es noch ein harter Weg, auf dem wir uns von Spiel zu Spiel verbessern müssen", mahnte Alaba.

Bei den Fans und in der Öffentlichkeit herrschte dagegen Euphorie. "Super-Team auf WM-Kurs", titelte "Österreich" gestern. Der "Kurier" bewertete den Erfolg als Qualitätsmerkmal der Arbeit von Nationaltrainer Marcel Koller: "Drei Punkte für den Teamchef." Der frühere Coach des 1. FC Köln und VfL Bochum genoss den Augenblick. "Das ist eine geile Truppe. Und zwar nicht nur die elf Mann, die auf dem Platz stehen", lobte der Schweizer.

Im König Baudouin-Stadion von Brüssel riss es selbst Belgiens Monarchen Albert II. beim 2:1-Erfolg gegen Serbien vom Sitz - auch angesichts des Patzers von Verfolger Kroatien (16) beim 0:1 gegen Schottland. Belgiens Trainer Marc Wilmots gab sich dennoch als Spaßbremse. "Jeder sollte mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Mit 19 Punkten sind wir noch nicht in Brasilien", sagte der frühere Schalker Profi an die Adresse der euphorisierten Fans des WM-Vierten von 1986.

Das erste WM-Ticket in Reichweite hat Bosnien (16) um die Bundesliga-Profis Vedad Ibisevic und Sejad Salihovic nach dem 5:0 in Lettland. Der Vorsprung des Tabellenführers der Gruppe G vor Griechenland beträgt weiterhin drei Punkte.

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